Interview beim Bildungsprotest von Schule muss anders
Wir waren auf dem Bildungsprotesttag in Berlin und haben dort ein Interview mit Alex von der jungen GEW geführt. Alex erklärt, warum er als Lehrkraft am Protest teilnimmt.
I: Wer bist du und warum bist du heute hier?
A: Ja, hi. Ich bin Alex. Ich arbeite an der CVO in Berlin-Kreuzberg, also ich bin Lehrkraft und warum ich hier bin? Es wird halt seit über 20 Jahren viel zu wenig Geld in Bildung investiert. Das ist ein Riesenproblem. Das Problem des Lehrkräftemangels ist halt hausgemacht und jetzt wird gesagt es gibt nicht genug Lehrkräfte, man könne nichts machen. Aber man kann was machen, es werden einfach zu wenig Menschen ausgebildet. Das macht mich sauer, weil die Überlastung spüre ich jeden Tag und auch die Kollegen und Kolleginnen. Es gibt auch viele die auch aufhören. Die eben das nicht mehr aushalten, weil‘s zu viel Arbeit einfach ist. Und wenn jetzt mehr Leute kündigen, wird die Überlastung ja auch immer mehr. Da muss man halt mal „Stopp“ sagen.
I: Wie merkst du die Sparpolitik der Bundesregierung konkret im Arbeitsalltag?
A: Ja also man merkt das zum Beispiel, das habe ich schon letztes Jahr gemerkt, da hieß es plötzlich im Mai: „Ja Haushaltssperre“ und dann durften wir nicht mehr kopieren. Und das ist halt fatal, weil viele unserer Kolleg:innen die machen sich die Mühe die Arbeitsblätter und Arbeitsaufträge selbst zu erstellen und nicht nur ein Buch benutzen und die konnten das dann einfach nicht mehr machen. Und konnte das dann nicht mehr auf ihre Lehrgruppe sozusagen abpassen. Und das zweite ist bei uns an der Schule hat es auch einen Amokalarm gegeben und wir hatten seit sehr langer Zeit sozusagen gesagt, […] wir hatten einen Test gehabt im August letzten Jahres, bei diesem Test sind erhebliche Mängel festgestellt worden. Türen, die man nicht abschließen kann, Lautsprecher, die man nicht hört, Durchsagen, die man nicht hört und so weiter. Und dann ist es jetzt vor den Sommerferien zu einem Amok-Alarm leider gekommen und Kolleg:innen waren in Räumen, die sie nicht abschließen konnten. Hatten Todesängste. Und da merkt man halt sehr genau, wenn nicht Geld investiert wird, was das mit Menschen macht und diese Kolleg:innen sind auch in psychologsicher Behandlung deswegen, also es ist echt heftig.
I: Was muss sich, ganz allgemein, an den Schulen ändern? Für was müssen Gelder bereitgestellt werden? Was muss sich an der Politik ändern?
A: Ja genau. Also an unserer Schule zu mindestens läuft ziemlich viel ziemlich gut. Also unsere Schulleitung ist bemüht, dass es uns gut geht, dass es den Schüler:innen gut geht, dass es uns gut geht und so weiter, aber das Problem ist sozusagen bei den Geldern, was du so angesprochen hast. Es gibt zu wenig Lehrkräfte. Es gibt zu wenig […]. Wir können gerade noch den Unterricht abdecken, aber viele von uns müssen fachfremd unterrichten. Das ist ein Problem, weil das ist eine Zumutung für die Lehrkräfte die das machen müssen, aber es ist auch eine Zumutung für die Schüler:innen. Oder auch ein spannendes AG-Angebot auch mal aufbauen, das wäre, also wir sind zum Beispiel eine Gemeinschaftsschule, also eine Ganztagsschule, wo es eben auch am Nachmittag Unterricht gibt, und wir haben AG-Angebote von Externen, aber das reicht halt nicht aus. Das ist nicht so spannend, das könnte für die Schüler:innen viel spannender sein. Man könnte andere Sprachen anbieten, wie zum Beispiel Spanisch, das wird ganz oft nicht angeboten oder Informatik. Alle reden von Digitalisierung. Ich bin an der Schule der einzige Informatiklehrer und ich bin auch erst seit 2 Jahren dort und vorher gab’s 10 Jahre lang kein. Und das ist kein Einzelfall. Ich habe viele Schulen, als ich mich beworben hab, habe ich bei vielen Hompages nachgeguckt, da war noch nicht einmal das Fach Informatik […] das gab’s noch nicht mal. Das war einfach […]. Und das ist vor allem bei nicht-Gymnasien so, die Gymnasien haben’s dann noch besser, da gibt’s dann auch noch Informatik, aber ISS, Gemeinschaftsschulen, gibt’s noch nicht mal Informatik. Wo man dann fragt, die sollen doch die Schüler:innen für die Zukunft vorbereiten, wie kann das sein, dass dieses Fach nicht unterrichtet wird. Das ist furchtbar.