In Bayern streiken Schüler:innen gegen den unsicheren Präsenzunterricht

08.02.2021, Lesezeit 3 Min.
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Bild: lonndubh / shutterstock.com

Ab Anfang Februar soll in Bayern stufenweise wieder auf Präsenzunterricht umgestiegen werden. Nach Monaten chaotischer Online-Lehre sollen nun die Abschlussklassen im Wechselunterricht wieder in die Schulen gehen. Dagegen streikten vergangene Woche mehrere Schulkassen in verschiedenen Städten Bayerns.

In Nürnberg und Augsburg streikten aufgrund der hohen Corona-Zahlen bereits letzte Woche mehrere Schulklassen gegen den Präsenzunterricht. Offenbar findet die Idee eines Schulstreiks großen Anklang unter den Schüler:innen Bayerns; immer mehr Klassen wollen sich anschließen. Auch viele Lehrer:innen stehen nach Angaben der Schüler:innenvertretung hinter den Streiks.

Bayerns Kultusminister Piazolo verteidigt den Wechselunterricht und argumentiert, dass dieser nötig sei, um die fehlenden Leistungsnachweise erbringen zu können.

Jeden Tag sterben in Deutschland hunderte Menschen an Corona. Arbeiter:innen werden gezwungen sich einem Infektionsrisiko auszusetzen, um nicht-essenzielle Wirtschaftssektoren am Laufen zu halten. Sowohl Kinder und Jugendliche als auch Lehrer:innen und Eltern mussten monatelang komplett isoliert unter den Schwächen des Online-Unterrichts leiden. Nun ginge es dem bayerischen Kultusminister um „Leistungsnachweise“.

Doch das kommt selbstverständlich bei vielen Schüler:innen, obwohl auch der Online-Unterricht eine enorme Belastung für die meisten darstellt, nicht gut an:

die Schulen ohne jegliche Veränderung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen wieder zu öffnen finden sie unverantwortlich, ohne dass Online-Lehre hierfür eine Lösung darstellt.

Denn dieser ist enorm schlecht organisiert und stellt für viele Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern eine weitere schwere Belastung dar.

Die Schule sollte dabei nicht einfach ein Ort für „Leistungsnachweise“ sein, sondern ein Ort des sozialen Miteinanders, der Kindern und Jugendlichen Stabilität gibt und sie betreut, um arbeitende Eltern zu entlasten.

Um das aber nachhaltig und sicher umzusetzen, braucht es ein Herunterfahren der nicht-essentiellen Wirtschaft bei vollem Lohnausgleich. Die Infektionszahlen müssen so gesenkt werden. Außerdem müssen Schulen mit Belüftungsanlagen und ausreichend Raum ausgestattet sein, um einen sicheren Unterricht zu gewährleisten.

Anstatt Milliarden in Unternehmen wie Lufthansa zu stecken und Profite zu retten, hätte man schon längst solche Maßnahmen in Schulen finanzieren können.

Dann sollten Schüler:innen selber entscheiden können, ob sie das Angebot des Präsenz-Unterrichts wahrnehmen, oder lieber Online daran teilnehmen wollen. (Der Online-Unterricht braucht dabei allerdings trotzdem eine Umgestaltung, die ihn gerechter zugänglich und weniger chaotisch macht.)

Das Ende des Schulstreiks ist offen. Die Frage ist, ob er sich auch auf ganz Bayern ausweiten wird oder ob auch einige Schüler:innen das Infektionsrisiko in Kauf nehmen wollen, um einem wohl wenig zielführenden Online-Unterricht zu entkommen.

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