IG Metall: Chancen vertan
Drei Wochen lang ließ die IG Metall ordentlich die Muskeln spielen: 800.000 Beschäftigte der Metall- und Elektro-Industrie beteiligten sich im Mai an Warnstreiks und Protestaktionen, um den Forderungen nach 6,5% mehr Lohn, unbefristeter Übernahme aller Ausgebildeten und einer Eindämmung der Leiharbeit Nachdruck zu verleihen. Doch anstatt diese geballte Kraft dann auch zu nutzen, wurde kurzerhand 4% Lohnerhöhung ausgehandelt. Welche Azubis weiterbeschäftigt werden, dürfen sich die Chefs und Chefinnen trotz „Neuregelung“ aussuchen und an den miesen Bedingungen für Leiharbeiter*innen hat sich im Wesentlichen auch nichts geändert.
Mit richtigen Streiks wäre ein anderes Ergebnis möglich! Als einer der bestorganisierten Sektoren der deutschen Arbeiter*innenklasse ist es drin, die Festanstellung aller Leiharbeiter*innen durchzusetzen, wie von Teilen der Belegschaft gefordert. Ein entschlossener Kampf wäre auch ein wichtiges Signal für die Kolleg*innen anderer Branchen.
Trotz der verpassten Chancen titelt die IG Metall Website selbstzufrieden: „Abschluss perfekt!“ Wie erklärt sich das?
Während es an der Basis verhaltene Einsprüche und die ein oder andere Verwünschung gibt, ist es für die Gewerkschaftsbürokratie tatsächlich super gelaufen. Sie hat ihre Mitgliedschaft kurzzeitig mobilisiert, um etwas Druck abzulassen und dabei erneut bewiesen, wie unverzichtbar sie ist. Unverzichtbar vor allem für die Kapitalist*innen, da sie jeglichen Protest im Zaum hält, bevor er wirklich gefährlich werden kann. Und den Gewerkschaftsbossen wie Berthold Huber und anderen gut gestellten Bürokrat*innen kann es schließlich egal sein, ob nun 4%, 6,5% oder 0% ausgehandelt werden – ihre Spitzengehälter bekommen sie auch weiterhin gezahlt.