„Ich habe selbst eine Tochter“ – Republikaner bekämpfen Trumps Sexismus mit Sexismus
Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner*innen prahlt mit seinen sexuellen Übergriffen. Trumps Kommentare stoßen überall auf Ablehnung – von beiden Parteien, sogar von seinem eigenen Vize. Doch ihre ist Kritik genauso sexistisch wie Trumps. (Teil I / Teil II)
Die Kommentare waren noch schlimmer, als die deutsche Presse vermuten ließ. In vielen Medien war zu lesen, dass Trump gesagt hätte, er würde Frauen „zwischen die Beine greifen“ oder „an die Muschi fassen“. Wörtlich sagte er jedoch: „Grab them by the pussy“. Das lässt sich eher damit übersetzen, dass er Frauen gewaltsam an sich zieht, in dem er sie an ihren Genitalien packt. Das klingt noch mehr nach Vergewaltigung als ohnehin.
Solche Sprüche passen zu allem, was wir über den Milliardär wissen: Ein ekliger Sexist, der Frauen als reine Objekte betrachtet – und er als Kapitalist und Fernsehstar dürfe mit diesen Objekten machen, was er wolle.
Dennoch haben viele Republikaner*innen so getan, als wären sie überrascht, als die Videoaufnahmen erstmals veröffentlicht wurden. Sehr viele Parteifreund*innen haben Trump kritisiert – manche wie der Senator John McCain zogen ihre Wahlempfehlung zurück. Und natürlich auch von Demokrat*innen hagelte es Kritik . Doch viel von dieser Kritik an Trumps Kommentare war nicht weniger sexistisch als die Kommentare selbst – wenn auch sehr viel weniger brutal.
- „Ich bin selbst Vater dreier Töchter…“
- „Ich bin Bruder zweier Schwester…“
- „Ich bin Sohn einer starken Frau…“
Kein Republikaner, der sich von Trump distanzieren wollte, unterließ es, auf eine weibliche Verwandte zu verweisen.
Die Komikerin Samantha Bee hat die passende Antwort darauf gefunden:
Fickt euch selber! Trumps Kommentare waren nicht deshalb falsch, weil du weibliche Verwandte hast. Stellt euch mal vor: eine überraschende Zahl von Amerikaner*innen hat mindestens eine weibliche Verwandte. [Zeigt ein Diagramm mit 100%.] Trumps Kommentare sind falsch, weil Frauen Menschen sind.
Ein krasser Gedanke!
Diese konservativen Männer haben nur dann ein Problem mit Aufforderungen zur sexualisierten Gewalt, wenn ihre eigenen Ehefrauen oder die Töchter davon betroffen sein könnten. In anderen Worten sagen sie: <em>“Selbstverständlich sind Frauen das Eigentum von Männern. Aber viele dieser Frauen sind eben das Eigentum von anderen Männern. Und deswegen müssen Sie, Herr Trump, die Finger davon lassen!“</em> Deutlich weniger Probleme haben sie, wenn die Frauen, die von Gewalt betroffen sind, irgendwie „anders“ aussehen als die „eigenen“ Frauen.
Zu den Grundüberzeugungen der republikanischen Partei gehört, dass ein patriarchaler Staat darüber entscheiden soll, ob eine Frau schwanger wird oder nicht. Ihr Sprecher, Paul Ryan, fordert dass man sich für Frauen einsetzt und sie verehrt. Genauso wie man sich für einen Straßenhund einsetzt oder das Tafelsilber verehrt. Denn das Patriarchat wird nicht nur mit sexistischen Kommentaren untermauert. Diese paternalistische „Verehrung“ und „Einsatz“ macht Frauen zu nicht ganz vollwertigen Menschen.
Viele Republikaner*innen wollen nun nicht für Trump stimmen und stattdessen einen Namen von jemandem auf den Wahlzettel schreiben, der gar nicht zur Wahl steht. McCain will beispielsweise für Mike Pence stimmen, Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten. Neben Trump wirkt Pence in der Tat manchmal vernünftig und bodenständig. Doch in Wirklichkeit ist dieser christliche Fundamentalist ein genauso großer Fanatiker der Frauenunterdrückung wie Trump.
Seine Karriere als Gouverneur des Bundesstaates Indiana war von ständigen Versuchen geprägt, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch – das in den USA Verfassungsrang hat – einzuschränken. Ein Gesetz mit seiner Unterschrift schrieb vor, dass ein Fötus nach einer Abtreibung eine Beerdigung bekommt! Zur Erinnerung: In 99% der Fällen geht es um einen unsichtbar kleinen Klumpen Zellen. Pence hat genauso versucht, öffentliche Diskriminierung von LGBTI* im Namen der „Religionsfreiheit“ per Gesetz zu schützen.
Die republikanische Kritik an Trump ist deshalb nichts weiter als pure Heuchelei. Frauen sprechen sich deshalb in sozialen Medien und bei Protesten gegen Trumps Sexismus und diese Heuchelei aus. So sagte die Aktivistin Tatiana Cozzarelli bei einer „Pussy Power“ Kundgebung vor dem Trump Tower in New York:
Unsere Körper gehören uns und wir akzeptieren keinen Kandidaten, der sexuelle Gewalt unterstützt.