„Ich bin davon aufgewacht, dass ich jemanden von einem anderen Baumhaus schreien gehört habe.“

10.02.2023, Lesezeit 4 Min.
Gastbeitrag

Ein Interview mit eine:r Besetzer:in aus dem Wald "Heibo" (Heidebogen) in der Nähe von Dresden. Die Waldbesetzung wurde in letzter Zeit von Rechten angegriffen.

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Foto: dugdax / shutterstock.com

Was ist der Heibo? Wieso gibt es diese Besetzung?

Der Heibo ist eine Waldbesetzung in der Nähe von Dresden. Er wurde im September 2021 besetzt, um sich der Rodung eines Waldes, an dessen Stelle eine Kiesgrube gebaut werden soll, in den Weg zu stellen. Es geht zwar einerseits um den lokalen Kampf gegen die Umweltzerstörung, jedoch auch um noch viel mehr. Forderungen nach Klimagerechtigkeit, Kapitalismuskritik, Bau- und Mobilitätswende und auch die Überwindung der bestehenden Herrschaft sind nur ein Teil davon, wofür der „Heibo“, benannt nach dem Waldstück Heidebogen, stehen soll.

In der Radeburg-Laußnitzer Heide ist nämlich geplant, insgesamt 900 Hektar Waldfläche zu roden. In diesem Bereich befindet sich ein Wassereinzugsgebiet für viele Moore. Durch den Kiesabbau wird dieses Ökosystem massiv geschädigt, denn die Moore trocknen durch so einen invasiven Eingriff aus. Hinzu kommt, dass durch das Ablagern von Bauschutt das Grundwasser, welches darunter liegt, stark verunreinigt wird. Der gesamte Prozess ist also von vorne bis hinten eine einzige Katastrophe.

In letzter Zeit hörte man immer wieder, dass der Protest von rechten Gruppen angegriffen wurde. Was steht dahinter?

Am ersten Abend kamen „sie“ gegen 2 Uhr morgens. Ich bin davon aufgewacht, dass ich jemanden von einem anderen Baumhaus schreien gehört habe. Ich und eine Person neben mir haben daraufhin nachgeschaut, was los ist. Tatsächlich dachte ich zuerst, da ich die Uhrzeit nicht wusste, dass wir jetzt von der Polizei geräumt werden…

Dann haben wir gesehen, dass am Boden ca. 3 Menschen herumgelaufen sind. Sie haben laute Pfiffe durch den Wald schallen lassen. Das war für einige Menschen sehr schlimm, da dies auch unter anderem als Warnzeichen für Cops bekannt ist. Die Störer riefen herum und versuchten sogar, auf unsere Baumhäuser zu klettern. Nachdem sie gar nicht mal so lange da waren, sind sie irgendwann wieder verschwunden und haben so etwas wie „Bis Morgen“ gerufen.In der nächsten Nacht kamen sie dann auch wieder. Dieses Mal wurden auch Silvester-Böller gezündet – in einem Wald!

Der Angriff kam von Rechts. Das ist uns von Anfang an relativ klar gewesen, vor allem seitdem in Netzwerken von unter anderem dem III. Weg gegen uns gehetzt wurde. Wir führen nicht nur einen lokalen Kampf, welcher an sich ja niemanden vor Ort stören sollte, denn, wer will schon eine Kiesgrube vor der Tür? Sondern wir sind eben auch ein linker Freiraum. Durch unsere politischen Botschaften und den Werten, die wir klar nach außen kommunizieren, werden wir zum klaren Feindbild derjenigen, die beim Thema Antifaschismus andere „Meinungen“ haben.

Deswegen haben wir auch Schilder, auf denen steht, dass Faschos nicht willkommen sind und deswegen werden wir diese auch behalten. Menschenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz und wir werden denjenigen, die uns deswegen angreifen, keinen Zentimeter weichen!

Wie geht es für den HeiBo weiter? Wie konkret ist die Gefahr einer Räumung durch die Polizei?

Eine Räumung ist in den kommenden Wochen und Tagen sehr wahrscheinlich. Es könnte schon kommende Woche losgehen, spätestens am 14.02., so unser Stand. Schon jetzt hat sich die Bullenpräsenz drastisch gesteigert. Auch Helikopter und Drohnen flogen vermehrt über die Bäume. Deswegen kommt, wenn ihr Zeit und Kappas habt, so schnell wie möglich in den Heibo! Klimaschutz heißt Handarbeit!

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