HU nur mit Holm: Protest gegen die Entlassung eines linken Wissenschaftlers

18.01.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Nach seiner erzwungenen Kündigung als Staatssekretär von Rot-Rot-Grün will auch die HU Berlin Andrej Holm herauswerfen. Student*innen protestieren. Ein Beitrag von Lena Müller von der HU Berlin.

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Nachdem Andrej Holm bereits von seinem Amt als Staatssekretär für Wohnen zurückgetreten ist, um einer Entlassung zuvor zu kommen, wird in der Humboldt-Universität (HU) über die Entlassung Holms als wissenschaftlicher Mitarbeiter diskutiert. Seit 2011 hat er am Institut für Sozialwissenschaften diese Stellung inne, seit 2013 unbefristet.

Der Akademische Senat der HU beriet sich gestern Früh zur Frage der Entlassung – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Währenddessen fand vor dem Grimm-Zentrum eine Kundgebung statt, auf der sich 70 Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen deutlich für einen Verbleib Holms an der HU aussprachen. In Redebeiträgen wurde auf die Bedeutung aufmerksam gemacht, die er für die HU und die Studierenden als kritischer Wissenschaftler hat.

Nach der Kundgebung zogen die Studierenden zum Hauptgebäude, in dem der Akademische Senat tagte. Polizist*innen wollten, ohne das Hausrecht innezuhaben, die friedlichen Studierenden am Betreten der Sitzung hindern. Die Studierenden sollen sich in ihrer eigenen Universität wohl nicht frei bewegen dürfen: Ein studentischer Vertreter, der an der Sitzung des Akademischen Senats teilnahm, wurde nach Verlassen des Raumes am Wiederbetreten gehindert. Ein Polizist entriss den Studierenden ein Banner.

Als es schließlich doch gelang, kollektiv den Senatsaal zu betreten, geschah dies unter dem Ruf „Holm soll bleiben!“, durch den die Sitzung zeitweise unterbrochen wurde. Vor allen Anwesenden wurde der Redebeitrag der „Studis für Andrej Holm“ noch einmal verlesen und klargestellt:

Kritische Meinungen und Forderungen sind dann beliebt, wenn sie im Rahmen eines teilweise realitätsfernen Wissenschaftsdiskurses bleiben. Diese Beschränktheit zu durchbrechen, ins Feld zu gehen, zu den Menschen, über die geforscht wird, das ist eine von Andrej Holms zentralen Qualitäten. Mit seinem politischen Engagement für die Verlierer*innen der Berliner Wohnungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte ist er ein Vorbild für die angehenden Sozialwissenschaftler*innen dieses Instituts.

Weil er ein politischer Referenzpunkt für viele Studierende und weil er ein kritischer Wissenschaftler ist, brauchen wir ihn am Institut!

Den Redebeiträgen, die von Applaus und Zurufen der Studierenden unterstützt wurden, folgten einige nichtssagende Phrasen der Unileitung, man habe die Meinung der Studierenden zur Kenntnis genommen und werde versuchen, auch sie miteinzubeziehen. Anschließend verließen die Studierenden unter „Holm bleibt!“-Rufen wieder den Saal.

Im Laufe des Tages wird die Universität ihre Entscheidung bekannt geben, die nach RBB-Informationen weder zugunsten Andrej Holms noch in unserem Interesse ist: Seine Entlassung sei bereits beschlossen. Trotz der Stimmen für den Verbleib und trotz der bundesweiten Unterstützung, die Holm bekommt.

Von einem Akademischen Senat, von einer Präsidentin Sabine Kunst, selbst Mitglied der SPD, kann wohl nichts anderes zu erwarten sein. Wir Studierenden müssen uns Gehör und Mitspracherecht selbst erkämpfen. Fangen wir also bei Andrej Holm an! Oder, um es in den Worten einer protestierenden Studentin zu sagen: „Sie werden hier nicht irgendwelche Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg treffen!“

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