Hooligans gegen Salafisten: Eine Neuauflage in Hannover?

28.11.2014, Lesezeit 4 Min.
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// 2.000 TeilnehmerInnen auf der HoGeSa Kundgebung in Hannover, 6.000 GegendemonstrantInnen //

Nachdem am 26. Oktober einige tausend Hooligans und organisierte FaschistInnen in der Kölner Innenstadt unter islamfeindlichen Vorzeichen marodierten, wollten sie es am 15. November noch einmal wissen. Nach gescheiterten Versuchen, die Randale in Hamburg und Berlin zu wiederholen, mobilisierten sie nun nach Hannover.

Nicht 5.000 wie von den VeranstalterInnen angekündigt, sondern lediglich rund 2.000 Personen beteiligten sich am Samstag an der Kundgebung in Hannover. Isoliert von der Öffentlichkeit standen sie rund drei Stunden auf einem großen Parkplatz hinter den Hauptbahnhof. Bis auf laute „Ahu, Ahu“ Rufe erinnerte die Veranstaltung wenig an Hooligans. Organisierte Neonazis dominierten das Bild. Neben vielen HoGeSa-Shirts, Pullovern und Jacken waren auch Pullover der Marke „Thor Steinar“ und mit Aufschriften wie „White nations for white Europe“ (Weiße Nationen für ein weißes Europa) zu sehen. Nachdem die Versammlungsbehörden den Auftritt der Neonazi-Band „Kategorie C“ verboten hatten, probieren die Rechten zu improvisieren und grölten das Deutschlandlied lauthals über den Platz.

Vor allem aus dem Ruhrgebiet, Thüringen und Sachsen reisten Rechte an. Im Bahnhof gerufene faschistische Parolen wie „Frei, sozial und national“, „Nazis raus, Nazis raus aus den Knästen“ und „Anti-Antifa“ lässt vermuten, dass die Mehrzahl der angereisten rechten DemonstrantInnen organisierte Neonazis waren. Gegen die rechten Hools, die gegen „die Islamisierung Europas“ protestierten, gingen rund 6.000 GegendemonstrantInnen auf die Straße. Das aus Gewerkschaften, Linkspartei und Grünen bestehende Bündnis „Bunt statt Braun“ organisierte eine Kundgebung im Zentrum Hannovers, auf der bürgerliche PolitikerInnen wie Claudia Roth auftraten. Eine zweite Demonstration, an der sich über 3.000 DemonstrantInnen beteiligten, näherte sich der HoGeSa-Kundgebung bis auf 200 Meter und störte diese durch Sprechchöre, Musik und Faule Eier. An dieser Demonstration unter dem Motto „gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus“ beteiligten sich hauptsächlich linke Gruppen, Antifa-Strukturen, aber auch diverse Gewerkschaftsjugenden wie die ver.di-Jugend Niedersachsen.

Am Rand der Demonstration kam es zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen als diese versuchten, sich auf einem anderen Weg der HoGeSa-Kundgebung zu nähern.Nachdem die HoGeSa-Kundgebung 45 Minuten vor dem offiziellen Versammlungsschluss von den VeranstalterInnen aufgelöst wurde, begleitete die Polizei die Rechten in Gruppen von 50 Personen zu ihren Bussen und in den Bahnhof. Im Bahnhof konnten sich die FaschistInnen anfangs jedoch ohne Kontrolle der Polizei unter die PassantInnen mischen. Sie griffen Linke und JournalistInnen körperlich.

Später sperrte die Polizei Teile der Bahnsteige ab, um die Hooligans dort zu sammeln und in ihre Züge zu bringen. Eine Gruppe von AntifaschistInnen, die nach Hamburg fahren wollten wurde von der Polizei hinter eine der Absperrungen gebracht, wo eine größere Gruppe von sächsischen Nazis wartete. Es kam zu Auseinandersetzungen, in deren Folge ein Antifaschist festgenommen wurde.In den frühen Abendstunden wurde in Hannover die als Treffpunkt der rechten-Szene bekannte Kneipe „Larifari“ angegriffen. Im Laufe des Tages kam es zu Festnahmen auf beiden Seiten. Die Polizei war mit 5.000 Einsatzkräften aus verschiedenen Bundesländern im Einsatz.

Der Tag zeigte, dass HoGeSa nicht ohne Weiteres das militante Potenzial der faschistischen Bewegung auf eine neue Ebene bringen kann. Vor dem Hintergrund der neuen Welle an rassistischen Demonstrationen wie „Pegida“ in Dresden oder der Mobilisierungen gegen Lager für Geflüchtete in Berlin kann sich hieraus zweifellos noch eine besorgniserregende Entwicklung ergeben.

Foto: Quilombofotos

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