Higui: Verurteilt als Lesbe und Frau, befreit durch die Bewegung

23.06.2017, Lesezeit 3 Min.
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Argentinien: Higui wurde im letztem Jahr verurteilt, weil sie sich bei einem lesbenfeindlichen Übergriff auf sie gegen ihre Angreifer gewehrt hatte. Die Mobilisierungen der Frauenbewegung haben es nun geschafft, dass sie nach acht Monaten aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Higui saß seit Oktober letzten Jahres in Argentinien im Gefängnis. Warum? Weil sie lesbisch, arm und eine Frau ist. Weil sie einen Übergriff nicht einfach über sich hat ergehen lassen, sondern sich gewehrt hat. Letzte Woche wurde sie endlich freigelassen – ein riesiger Erfolg der Frauen- und LGBTI*-Bewegung, die monatelang “Libertad para Higui” (Freiheit für Higui) gerufen hatte. Zum Bespiel während des Streiks am Internationalen Frauenkampftag oder bei den letzten NiUnaMenos-Mobilisierungen. Währenddessen wurde der Fall lange Zeit von den bürgerlichen Medien ignoriert.

Higui wurde im Oktober in der Provinz Buenos Aires von zehn Männern angegriffen. Sie kannte die Gruppe, war vorher schon von ihr attackiert worden. Sie hatten sie beleidigt, ihr gedroht, ihr Haus angezündet und sie hatte wegen ihnen das Viertel verlassen müssen. Aus den Ausrufen wurde auch jetzt wieder klar, dass die Männer sie für ihre Sexualität bestrafen wollten. Sie konnten nicht hinnehmen, dass ihr Körper ihnen nicht zur Verfügung stand und wollten sie nun vergewaltigen. Higui aber wehrte sich und tötete dabei einen der Männer. Sie wurde wegen Mord angeklagt und verurteilt, während ihre Angreifer auf freiem Fuß blieben. Da sie arm war, konnte sie sich keine gute Verteidigung vor Gericht leisten. Als arme, lesbische Frau wurde sie Opfer einer dreifachen Unterdrückung. Sie wurde dafür verurteilt, am Leben geblieben zu sein. Eine schreiende Ungerechtigkeit, in einem Land, in dem alle 18 Stunden eine Frau ermordet wird.

Doch die Frauenbewegung wurde auf diesen Fall aufmerksam und schrieb ihn sich auf ihre Fahnen. Es waren die Mobilisierungen auf der Straße, die Aktionen in den sozialen Medien und die Aufmerksamkeit, die diese kämpferische Bewegung erzeugte, die dazu führten, dass Higui am 12. Juni aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ein großartiger Erfolg, der wieder einmal zeigt, dass es nicht das Justizsystem ist, das unsere Rechte und unser Leben schützt, sondern die unabhängige Mobilisierung und Organisation.

Nun bleibt noch der Kampf dafür, dass das Urteil vollständig zurückgenommen wird. Higui kann auf jeden Fall nun wieder das tun, was sie besonders gerne tut: Fußball spielen.

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