Hier ist der Müllarbeiter, den 18,3 Prozent gewählt haben

25.10.2017, Lesezeit 3 Min.
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Alejandro Vilca ist Müllarbeiter in der Hauptstadt der Provinz Jujuy, im obersten Norden Argentiniens. Bei den Wahlen am Sonntag holte er 18,3 Prozent der Stimmen, als Spitzenkandidat der Front der Linken und Arbeiter*innen (FIT).

Bereits bei den Vorwahlen Mitte August war es eine kleine Sensation: Ein revolutionärer Müllarbeiter hatte 12,5 Prozent der Stimmen erhalten. Reporter*innen wollten ihn interviewen. Vilca war für ein kurzes Gespräch bereit, aber bald musste er wieder gehen – eben zur Arbeit. Jeden Tag holt Vilca Müll aus dem Armenviertel Alto Comedero, wo ein Drittel der 270.000 Einwohner*innen von der Hauptstadt Jujuys lebt. Vilca lebt seit seiner Geburt vor 38 Jahren dort.

Bei den Wahlen am Sonntag konnte Vilca die Ergebnisse noch erheblich verbessern. Die Front der Linken und Arbeiter*innen (FIT), ein Bündnis aus drei trotzkistischen Organisationen, bekam in ganz Argentinien 1,355 Millionen Stimmen für den Kongress – das entspricht 5,57 Prozent. In Jujuy, wo Vilca Spitzenkandidat war, waren es ganze 18,3 Prozent. Der FIT fehlte nur wenige tausend Stimmen, um einen Sitz im nationalen Parlament und den zweiten Platz in der Provinz zu erobern. So zieht die FIT mit drei bis vier Sitzen ins Landesparlament ein.

Alejandro Vilca, 38, ist seit Mitte der 1990er Jahre in der Partei Sozialistischer Arbeiter*innen (PTS) aktiv. 2006 führte er einen Kampf von tausenden prekarisierten Arbeiter*innen an – als Ergebnis werden alle in die Stammbelegschaft der Stadt übernommen. Vilca ist seit damals als Müllarbeiter beschäftigt.

Arbeiter*innen berichten: „Ich wähle Alejandro Vilca, denn er ist Arbeiter so wie ich.“ Wie die meisten Menschen in Jujuy muss er jeden Tag früh aufstehen und seine Arbeitskraft verkaufen, um zu überleben.

Das steht im scharfen Gegensatz zur politischen Kaste in Argentinien, die durch exorbitante Diäten durchweg aus Millionär*innen besteht. Vilca wird, wie alle Abgeordneten der FIT, von seiner Diät nur einen durchschnittlichen Arbeiter*innenlohn nehmen. Den Rest – bis zu 90 Prozent! – spenden die revolutionären Abgeordneten an Streikfonds.

Indigene Arbeiter*innen wie Vilca sind in Argentinien einer besonderen Diskriminierung ausgesetzt und werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Seine Kandidatur war verbunden mit Protest gegen Rassismus, Sexismus und LGBTI*-Feindlichkeit – die Front der Linken und Arbeiter*innen kämpft gegen jede Form der Unterdrückung.

Vilca ist auch für uns in Deutschland ein Beispiel. Prekarisierte Arbeiter*innen können sich nicht auf reiche Politiker*innen verlassen. Sie müssen sich selbstständig organisieren und kämpfen – in den Betrieben, in den Gewerkschaften und auch in den Parlamenten.

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