Heul leise, Schaeffler. Diesmal solltest du enteignet werden!

20.09.2020, Lesezeit 3 Min.
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Maria-Elisabeth Schaeffler vergoss im Jahr 2009 Tränen, als tausende Arbeiter*innen vor das Werktstor gingen, um ihre Forderung nach mehr staatlichem Geld zu unterstützen. Die Reichen weinen gerne, um Staatshilfen abzugreifen. Aber wir sollten sie entschädigungslos enteignen und die Werke unter Kontrolle der Arbeiter*innen stellen.

Die Milliardärin brachte das Unternehmen in die Krise, weil sie Continental übernommen und sich erst mal verkalkuliert hatte, weil sie nicht genug Geld hatte. Sie brauchte Geld vom Staat und die Arbeiter*innen forderten vom Staat, dass er finanziell das Unternehmen unterstützten soll. Die schwierigste Zeit des Unternehmens konnte sie deshalb überwinden, weil die Arbeiter*innen auf den Staat Druck ausgeübt haben. “Auch wir sind Schaeffler!” hieß damals die Initiative von einigen Arbeiter*innen, um den Zusammenhalt auszudrücken.

Es ist eine Illusion, zu denken, wenn es dem Unternehmen besser ginge, dass die Arbeiter*innen ihren Arbeitsplatz sicher erhalten können. Zuletzt konnten wir bei Voith in Sonthofen sehen, dass der Standort trotz schwarzer Zahlen geschlossen worden ist.

Es ist eine noch gefährlichere Illusion zu glauben, dass die Arbeiter*ìnnen auch das Unternehmen sind: Ihre langjährige Arbeit, ihre Lebensplanungen, ihre Zukunft und ihre Familien sind mit dem Arbeitsplatz abhängig vom Profitinteresse einer Milliardärin. Gestern war sie angeschlagen, schwach und angewiesen auf die Unterstützung der Arbeiter*innen und emotional. Heute ist sie aggressiv, knallhart und muss an die Profite ihres Unternehmens denken. So kann sie nicht nur reich bleiben, sondern trotz der Corona-Krise noch reicher werden, weil sie weiterhin Gewinne mit wenigem Personalkosten erwirtschaften wird und das Unternehmen umstrukturiert.

Sie nimmt den Weg der Lufthansa. Der Konzern kassierte 9 Milliarden Euro vom Staat und wehrte sich vehement dagegen, dass der Staat ein tatsächliches Wort bei ihren Entscheidungen bekommt. Inzwischen hat die Lufthansa angekündigt, mehr Arbeiter*innen zu entlassen, als sie noch ursprünglich bekanntgegeben hat. Es ist nicht auszuschließen, dass Lufthansa trotzdem noch mehr Geld bekommt und mehr Arbeiter*innen entlässt. Die Familie Schaeffler träumt von mehr geschenktem staatlichen Geld, um einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erlangen. Die Schaeffler-Gruppe wird in den nächsten Tagen mit 4.400 Entlassungen pokern, um mehr Vorteil für sich zu erlangen.

Die Reichen und bürgerliche Politiker*innen haben kein Problem, emotional zu sein. Sie weinen und verlangen Applaus für die Arbeiter*innen aus dem Gesundheitssektor. Aber sie haben ein Problem, den Arbeiter*innen aus dem Gesundheitssektor ihr verdientes Geld zu geben wie im Fall des verweigerten bayerischen Corona-Pflegebonus für alle Pflegekräfte. Die Programme der Parteien taugen nicht dafür, die Arbeitsplätze in solchen Zeitgen zu verteidigen. Bei Voith haben wir vorausgesagt, dass sie den Betrieb nicht retten können, weil sie das Profitinteresse des Unternehmens verteidigt haben und nicht die Jobs.

Maria-Elisabeth Schaeffler hat ein Problem damit, die Jobs der Arbeiter*innen vor ihre Profitinteresse zu stellen, genauso wie die Familie Voith oder der Karstadt/Kaufhof-Eigentümer René Benko und wie alle anderen Milliardäre. Es ist jetzt die Zeit, dass die Arbeiter*innen den Staat mit Streiks tatsächlich herauszufordern, diesmal für Entlassungsverbote und die Verstaatlichung der Schaeffler-Gruppe unter Arbeiter*innenkontrolle. Nur so können sie in der Corona-Zeit verhinden, in Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg geschickt zu werden.

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