Gorillas-Rider fordern: „Give Us a Deadline!“

17.06.2021, Lesezeit 7 Min.
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Foto: Anai Paz Ros.

Wir spiegeln die Stellungnahme des "Gorillas Workers' Collective" auf Englisch und Deutsch.

#GiveUsADeadline

All of us received the same email from management on the 15.06 at around 21:00, in which the management wrote that there are „concerns“ regarding payroll, rider support, shift scheduling, backpack heaviness and „clearer structures around code of conduct and employee warning notice“. But these are only a few of the difficulties that workers experience at Gorillas. Other key issues that conveniently slipped the bosses‘ attention require costly solutions. The constant stories of sexual harassment, racial or trans* discrimination would require expensive, specialised people to educate and set up structures to avoid these from happening or keeping those responsible accountable. Paying workers more than 10,50€/h or more than 12€/h (as some riders are paid) along with paying the full contractual hours (be it 20, 25, 40, etc.) or overtime would cost the company more than hiring one extra rider support. Providing all necessary equipment for work (rear baskets on bikes, shoes, breathable waterproof jackets, phones, phone holders, etc.) would also cost quite a bit. Arbitrary firings and visa discrimination are also major concerns of all our colleagues (particularly those who are not EU citizens). While the company has accepted that a few of these issues exist, it is incapable of promising concrete results and has thus resorted to its repetitive corporate talk: „We are busy working to find quick but robust solutions…“, „We look forward to updating you on…“.

What is completely lacking here are DEADLINES and transparency! A promise of 10 min. delivery to its customers but no specific timeframe to solve workers‘ grievances? Sounds like workers come last (after HQ management, bosses, customers and investors). Can we really expect or trust Gorillas to solve these issues tomorrow? This week? This month? ABSOLUTELY NOT! These repeated insults to workers lead us from the GWC to formulate a transparent means of further action: no meetings with management without 4 days notice, no meetings in which the protocol is not kept and deadlines set, no meetings without legal representation of the workers, no meetings with management if in probation and easily fired for saying everything that needs to be said, no unpaid meetings.

What our experiences, as well as the massive input from other riders recently have shown is that management makes a lot of promises in stressful times, but forgets them as soon as they’re made. This is what happened in February after the strikes: the bosses said that they would provide winter jackets (which most got by early April). They said they would make tips transparent by developing a new rider app, which should have been ready by June. They promised to put the weights of the products in the app so that orders would be automatically split between several riders. None of this ever happened.

This email from Gorillas management comes after 3 day-long wildcat strikes by the workers, the GWC and support. at Charlie, Mitte, Pberg and one by workers and supporters at Xberg, coupled with a lot of positive attention from the media, the public and the workers and is just further proof that the company is scared of our collective power as workers.

We want to see these changes happen NOW, not when the managers make up their mind [which, as the strikes showed, can take ages]!

If you’re done with „looking forward“ for „further updates“, and want to partake in the construction of genuinely robust and worker-lead solutions, don’t hesitate to reach out to us:
Email: gorillasworkers@zohomail.com
Twitter: @gorillasworkers
Telegram channel: https://kutt.it/gorillas;

In Solidarity, Gorillas Workers‘ Collective

#GiveUsADeadline

Wir alle haben am 15.06. gegen 21:00 Uhr die gleiche E-Mail vom Management erhalten. Darin schreibt es, dass es „Bedenken“ bezüglich der Gehaltsabrechnung, der Fahrerbetreuung, der Schichtplanung, der Schwere der Rucksäcke und „klareren Strukturen rund um den Verhaltenskodex und die Abmahnung von Mitarbeiter:innen“ gibt. Aber das sind nur einige der Schwierigkeiten, die die Arbeiter:innen bei Gorillas erleben. Andere wichtige Probleme, die den Bossen bequemerweise entgangen sind, erfordern kostspielige Lösungen. Die ständigen Geschichten über sexuelle Belästigung, rassistische oder Trans*-Diskriminierung würden teure, spezialisierte Mitarbeiter:innen erfordern, die aufklären und Strukturen aufbauen, um diese zu vermeiden oder die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. Die Bezahlung von Arbeiter:innen mit mehr als 10,50€/h oder mehr als 12€/h (wie einige Rider:innen bezahlt werden) zusammen mit der Bezahlung der vollen vertraglichen Stunden (sei es 20, 25, 40, etc.) oder Überstunden würde das Unternehmen mehr kosten, als eine zusätzliche Rider:innen-Unterstützung einzustellen. Die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung für die Arbeit (Fahrradkörbe, Schuhe, atmungsaktive und wasserdichte Jacken, Telefone, Telefonhalterungen usw.) würde ebenfalls einiges kosten. Willkürliche Entlassungen und Visadiskriminierung sind ebenfalls ein großes Anliegen aller Kolleg:innen (insbesondere derer, die keinen EU-Pass haben). Das Unternehmen hat zwar eingeräumt, dass es einige dieser Probleme gibt, ist aber nicht in der Lage, konkrete Ergebnisse zu versprechen und hat sich daher auf das immer wiederkehrende Corporate Geschwätz zurückgezogen: „Wir arbeiten daran, schnelle, aber robuste Lösungen zu finden…“, „Wir freuen uns darauf, Sie auf dem Laufenden zu halten…“.

Was hier völlig fehlt, sind DEADLINES und Transparenz! Ein Versprechen von 10 Minuten Lieferzeit an seine Kunden, aber kein konkreter Zeitrahmen, um die Beschwerden der Arbeiter:innen zu lösen? Klingt so, als ob die Arbeiter:innen an letzter Stelle kommen (nach dem HQ-Management, den Bossen, Kund:innen und Investor:innen). Können wir wirklich erwarten oder darauf vertrauen, dass Gorillas diese Probleme morgen lösen wird? Diese Woche? In diesem Monat? ABSOLUT NICHT! Diese wiederholten Beleidigungen gegenüber den Arbeiter:innen veranlassen uns von der GWC, ein transparentes Mittel zum weiteren Vorgehen zu formulieren: keine Treffen mit dem Management ohne 4 Tage Vorankündigung, keine Treffen, bei denen das Protokoll nicht eingehalten und Fristen gesetzt werden, keine Treffen ohne rechtliche Vertretung der Arbeiter:innen, keine Treffen mit dem Management, wenn sie in der Probezeit sind und leicht gefeuert werden können, weil sie alles gesagt haben, was gesagt werden muss, keine unbezahlten Treffen.

Was unsere Erfahrungen, aber auch die zahlreichen Rückmeldungen von anderen Rider:innen in letzter Zeit gezeigt haben, ist, dass das Management in stressigen Zeiten viele Versprechungen macht, diese aber sofort wieder vergisst, sobald sie gemacht wurden. So passierte es im Februar nach den Streiks: Die Bosse sagten, sie würden Winterjacken zur Verfügung stellen (die die meisten bis Anfang April bekamen). Sie sagten, sie würden die Trinkgelder transparent machen, indem sie eine neue Fahrer-App entwickelten, die bis Juni fertig sein sollte. Sie versprachen, die Gewichte der Produkte in die App einzupflegen, so dass die Bestellungen automatisch auf mehrere Fahrer aufgeteilt würden. Nichts von alledem ist jemals passiert.

Diese E-Mail von Gorillas Management kommt nach drei eintägigen wilden Streiks durch die Arbeiter:innen, die GWC und Unterstützer:innen bei den Standorten Charlie, Mitte, Pberg und einem durch Arbeiter:innen und Unterstützer:innen bei Xberg, verbunden mit viel positiver Aufmerksamkeit von den Medien, der Öffentlichkeit und den Arbeiter:innen und ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass das Unternehmen Angst vor unserer kollektiven Macht als Arbeiter:innen hat.

Wir wollen, dass diese Änderungen JETZT passieren, nicht erst, wenn die Bosse sich entschieden haben [was, wie die Streiks gezeigt haben, ewig dauern kann]!

Wenn du keine Lust mehr auf „weitere Updates“ hast und dich am Aufbau von wirklich robusten und arbeiter:innengeführten Lösungen beteiligen willst, dann melde dich einfach bei uns:
Mail: gorillasworkers@zohomail.com
Twitter: @gorillasworkers
Telegram channel: https://kutt.it/gorillas;

Solidarisch, Gorillas Workers‘ Collective

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