Gewerkschaften und Frauenstreik – zusammen!

12.02.2019, Lesezeit 3 Min.
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Zur Streikkonferenz in Braunschweig 2019 veröffentlichen wir einen Beitrag über die Zusammenführung von Arbeitskämpfen und Frauenstreik. Unsere Perspektive dafür ist die Demokratisierung und Ausweitung von Arbeitskämpfen und eine Antwort der lohnabhängigen Frauen auf Frauenunterdrückung.

Dieser Beitrag wurde in längerer Fassung in der Zeitung der marxistischen jugend münchen und von Brot und Rosen im Januar 2019 veröffentlicht.

Motiviert und erweckt von den Frauenkämpfen weltweit entwickelt sich derzeit in Deutschland wieder eine Frauenbewegung, die sich einen bundesweiten Frauenstreik zum Ziel setzt. Verschiedene feministische Gruppen haben hierzu in mehreren Städten Bündnisse gebildet sowie bundesweite Vernetzungstreffen organisiert. Dieses Jahr am 8. März 2019 werden wir mit der Perspektive kämpfen, eine wirkliche Streikbewegung aufzubauen.

Ein bundesweiter Frauenstreik

Die Bewegung eines bundesweiten Frauenstreiks hat großes Potential, längst überfällige Reformen wie die Legalisierung der Abtreibung zu erkämpfen. Doch Frauenkämpfe können nicht isoliert von Arbeitskämpfen stattfinden. Für arbeitende Frauen funktionieren Ausbeutung und Unterdrückung nicht getrennt voneinander, sondern ihre Unterdrückung ermöglicht eine tiefere Ausbeutung.

Um also die Ursprünge unserer Unterdrückung als Frauen und somit dieses System an der Wurzel zu packen und zu bekämpfen, brauchen wir die Verbindung zur Arbeiter*innenbewegung: Wichtige Arbeitskämpfe, die geführt werden müssen, betreffen in erster Linie Frauen: Gender Pay Gap, prekäre Arbeitsbedingungen, mangelhafte Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, um nur ein paar Fragen zu nennen.

Eine Verbindung zwischen unseren Arbeitskämpfen und den politischen Forderungen der Frauenbewegung gibt uns die Möglichkeit, Gewerkschaftsarbeit zu politisieren und eine Basis herzustellen, die mehr erreichen will als ein Aushalten bis zu den nächsten Tarifverhandlungen. Für Beschäftigte und gewerkschaftlich Organisierte gibt der Frauenstreik die Möglichkeit, Verbündete für ihre betrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfe zu finden. Außerdem gibt es durch einen Frauenstreik mit gewerkschaftlicher Beteiligung die Perspektive des politischen Streiks, der bislang in Deutschland gerichtlich verboten ist.

Ein politischer Kampf um die Pflege

Wir wollen die Zersplitterung der Arbeiter*innen und die lähmenden Bürokratien in den Gewerkschaften überwinden – indem Arbeitskämpfe wirklich zu Ende geführt werden, mit Mitteln der Basisdemokratie. In der Pflege sind viele Kolleg*innen in ganz Deutschland gewaltige Schritte vorangegangen und führen beeindruckende Kämpfe, die eine Inspiration für den Frauenstreik sind.

Wir sind gegen einen rein ökonomischen Kampf, sondern für die Vergesellschaftung der Pflege unter Kontrolle der Beschäftigten. Nicht nur wissen die Beschäftigten in der Pflege wissen am besten, was gut ist, und sollten auch über die Pflege entscheiden. Auch ist es wichtig, für eine führende Rolle der Lohnabhängigen einzutreten, die die bestehenden neoliberalen Verhältnisse umkippen kann. Deshalb sind wir für die Perspektive politischer Streiks, wofür die Grundlage eine radikale Demokratisierung von Gewerkschaften und Streiks ist – das Selbstbewusstsein unter Beschäftigten wächst, wenn wir über unsere eigenen Kampf-Bedingungen und -Organisationen entscheiden. Dafür braucht es auch eine politische Organisierung, die sich nicht den vorhandenen Parteien der Sozialpartnerschaft anpasst.

Wir brauchen als erste Schritte demokratische Versammlungen, zu denen Gewerkschaften aufrufen. Auch ohne einen Streik können Gewerkschaftsgliederungen, Betriebs- und Personalräte bereits zum 8. März Mitglieder zu Versammlungen aufrufen, um einen Zusammenhang zum Frauenstreiktag herzustellen. Wir haben die gleichen Interessen, daher wollen wir uns zusammenschließen und die Gewerkschaften als unser Organ des Arbeitskampfes und des Kampfes von Frauen nutzen, um unsere Forderungen umzusetzen.

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