Gewaltige Streiks in Frankreich: Eisenbahner*innen bieten Macron die Stirn
Der französische Präsident will die Eisenbahn privatisieren und die kämpferische Tradition der Eisenbahner*innen zerstören. Doch mit einem landesweiten Streiktag am 22. März nahmen die Gewerkschaften den Kampf auf. Unterstützung erfahren die Eisenbahner*innen aus vielen weiteren Branchen und der Jugend.
Am Abend vor der Mobilisierung deuteten viele Elemente darauf hin, dass sich die erste große Schlacht am Horizont abzeichnete. Nach dem 22. März lässt sich sagen, dass die Mobilisierung alle ihre Versprechen gehalten hat. Von Paris bis Marseille und in vielen Städten dazwischen waren die Straßen an diesem Donnerstag voll. Am Ende haben ähnlich Viele teilgenommen wie am 9. März 2016, als der Kampf gegen das Arbeitsrecht Loi El Khomri begann. Die Neuauflage von 2018 hat aber einen zusätzlichen Vorteil: die Entstehung einer Gesamtbewegung, angeführt von Eisenbahnarbeiter*innen, einem der strategischen Sektoren der Arbeiter*innenbewegung, die sich entschlossen gezeigt haben, den Kampf gegen Macron aufzunehmen.
Eine Warnung an Macron
Vorbei ist die berühmte „präsidentielle Schonfrist“. Während seine Popularität an einem Tiefpunkt angelangt ist und er anders als letztes Jahr eine gewisse Abnutzung zeigt, muss sich Emmanuel Macron seinem ersten sozialen Kampf stellen. 65.000 in Paris, 55.000 in Marseille, 25.000 in Toulouse. Insgesamt 480.000 Demonstrant*innen im ganzen Land. Die Eisenbahner*innen reagierten mit einer massiven Bewegung auf Macron und seinen Plan zur Privatisierung der Staatsbahn SNCF. Die führenden Medien haben sich nicht geirrt. So spricht Les Echos von einer „Warnung der Eisenbahner*innen an Macron“.
Und das, obwohl die Gewerkschaftsführungen eine einfache zentrale Demonstration in Paris vorgeschlagen hatten und nur Sud Rail zum Streik aufgerufen hatte. Trotzdem sind die Eisenbahner*innen zahlreich in den Streik getreten. Und zudem ist an diesem 22. März auch ein „fortgeschrittenes Element“ im Eisenbahnprotest aufgetaucht. 500 Eisenbahner*innen der Gliederung Paris Nord veranstalteten eine Generalversammlung. Damit zeigten sie eine Alternative zum mehrheitlich abgelehnten Kampfplan der Gewerkschaftsführung, die alle fünf Tage nur je zwei Tage lang streiken lassen will.
Zudem wurden die Eisenbahner*innen im Pariser Bahnhof Gare du Nord von den Onet-Reiniger*innen begleitet. Zwischen November und Dezember letzten Jahres führten sie auf eigene Faust einen vorbildlichen und siegreichen 45-tägigen Kampf und mobilisierten nun auch in Solidarität mit den Eisenbahner*innen. Dies ist Beispiel für die Vereinigung der Kämpfe, um Macron und seiner Regierung heute etwas entgegenzusetzen.
Auch die Jugend betritt die Bühne
Der 22. März sah zudem einen möglichen Beginn der Bewegung in den Gymnasien, mit Blockaden und kräftigen Demonstrationen. In einigen Universitäten sind die Vollversammlungen der Studierenden in den letzten Tagen stark angewachsen, wie in Bordeaux, Nantes oder Montpellier. In der Universität Mirail in Toulouse schwankten die Teilnehmer*innenzahlen zwischen 1500 und 3000. Trotz Räumungsdrohung hat die Vollversammlung die Blockaden nicht nur verstärkt, sondern auch die Frage der Selbstverwaltung der Universität durch Arbeiter*innen und Streikende aufgeworfen. Hinzu kommt die Welle der Solidarität auf nationaler Ebene nach der Ankündigung eines möglichen Angriffs der Spezialeinheiten des CRS auf dem Campus – eine Mischung, die sich in den kommenden Tagen als explosiv erweisen könnte.
Dieser Artikel erschien zuerst in einer längeren Version auf Revolution Permanente.