Georges Ibrahim Abdallah, der längste politische Gefangene Europas
Das französische Strafvollstreckungsgericht will den Kommunisten Georges Ibrahim Abdallah nach 40 Jahren Haft freilassen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat Berufung eingelegt.
Georges Ibrahim Abdallah ist ein libanesischer Kommunist, der 1984 in Frankreich verhaftet und 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Ihm wird die Beteiligung an der Ermordung von zwei Diplomaten – dem US-Militärattaché Charles Robert Ray und dem israelischen Diplomaten Yacov Barsimentov – im Jahr 1982 zugeschrieben. Abdallah war Mitglied der Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) und Mitbegründer der Lebanese Armed Revolutionary Factions (LARF), einer Widerstandsgruppe, die 1979 gegründet wurde und im europäischen Zentrum aktiv gewesen ist.
Vom christlichen Dorfjungen zum pro-palästinensischen Kommunisten
Georges Ibrahim Abdallah wurde 1951 in Qoubayat, einem großen Dorf im Nordlibanon, in eine christliche maronitische Familie hineingeboren. Abdallah arbeitete im jungen Erwachsenenalter als Mittelschullehrer und wurde im Zuge seiner Arbeit nach Beirut versetzt.
Dort kam er mit der pro-palästinensischen Bewegung in Berührung, die zu dieser Zeit vom Marxismus geprägt war. Nach dem Beginn des Bürgerkriegs im Libanon (1975-1990) schloss er sich der PFLP an. Mit der Gründung von LARF bestimmte Abdallah von Paris aus die Gruppenaktivitäten mit – bis er zufällig bei einer Passkontrolle festgenommen wurde.
Haft und Unterstützung
Seit 1999 ist Abdallah für eine sogenannte „bedingte“ (also an strenge Forderungen gebundene) Freilassung berechtigt, unter der Voraussetzung, das Land Frankreich und eventuell die Europäische Union als Ganzes für immer verlassen zu müssen. Doch unter dem enormen Einfluss und Druck der USA und Israel verhinderte die französische Regierung bislang seine Entlassung. Frankreichs Innenminister lehnte 2013 eine gerichtlich angeordnete Ausweisung ab.
Abdallahs Freilassung ist seit jeher eine der Hauptforderungen in der linken Szene und pro-palästinensischen Bewegung in Frankreich. Auch international ist der Fall Abdallah ein populärer in abolitionistischen Bewegungen.
Bedeutung seiner Freilassung
Abdallah ist Europas längster politischer Gefangener. Die französische Regierung, welche den israelischen Staat unterstützt, und französische Gerichte haben seine Freilassung immer hinausgezögert oder gänzlich abgelehnt. Selbst jetzt nach dem aktuellsten Freilassungsbeschluss ist die Staatsanwaltschaft in Berufung gegangen und will Abdallah weiterhin in Gefangenschaft halten.
Das Urteil des Strafvollstreckungsgerichts, Abdallah am 6. Dezember freizulassen, ist ein Erfolg für die gesamte palästinasolidarische Bewegung weltweit. 40 Jahre lang wurde er gefangen gehalten, heute ist er bereits 73 Jahre alt. Die Freilassung ist ein wichtiger Schritt für die Bewegung – doch noch ist sie nicht zugesichert.
Nach der Berufung soll eine neue Anhörung daher innerhalb von zwei bis drei Monaten stattfinden. Einige Wochen nach der jährlichen Mobilisierung für die Freilassung von Georges Abdallah in Lannemezan liegt also ein großer Kampf vor uns, um die Freilassung des Aktivisten durchzusetzen. In den kommenden Tagen und Wochen wird es notwendig sein, eine sehr breite Front in Solidarität mit Georges aufzubauen. Ein Kampf, der eng mit dem Kampf gegen den Völkermord in Palästina und der Kriminalisierung der Solidarität mit dem palästinensischen Volk verbunden ist.
Free Georges Ibrahim Abdallah!
Free Palestine!