Gemeinsam Prekarisierung und Rechtsruck beenden

20.10.2017, Lesezeit 2 Min.
1

Wird eine Lage als prekär beschrieben, bedeutet dies, dass sie „misslich“, „schwierig“ und „vorübergehend“ ist. Besonders in Bezug auf Befristung, Leih- und Zeitarbeit, niedrige Löhne, erzwungene Teilzeit, mangelnden Kündigungsschutz und Diskriminierung, bis hin zur Illegalisierung. Wer nun denkt, das gibt es hier nicht, da jedes größere Unternehmen die Möglichkeit zur Gründung eines Betriebsrats verfügt, liegt falsch. Jeder vierte Job in Deutschland ist inzwischen außerhalb der „Normalarbeit“. Betroffen sind am meisten Frauen – und auch Student*innen.

Zum einen gibt es prekäre Arbeit schon während des Studiums. Kaum ein*e Student*in wird es sich ohne Nebenjob leisten können zu studieren, die Freizeit zu genießen, in den Urlaub zu fahren, oder auch nur in München die Miete zu zahlen. Doch ein Nebenjob zeigt eben auch schnell die Kehrseite auf. Neben den Arbeitsbedingungen als solchen ist es vor allem der Lohn.

Die SPD – verantwortlich für Hartz IV und die Explosion der Leiharbeit – hat dafür „gekämpft“, dass der Mindestlohn von 8,50 Euro auf 8,84 Euro steigt. Doch ganz ehrlich, wer soll davon leben können? Hinzu kommt, dass der Mindestlohn nur für bestimmte Gruppen gilt. Jugendliche Arbeitnehmer*innen und Auszubildende haben diesen Anspruch nicht – Geflüchtete werden via Praktika oder „80-Cent-Jobs“ auch ausgenommen. Menschen, die ein Jahr lang arbeitslos waren, erhalten erst nach einer Frist von sechs Monaten den Mindestlohn. Zeitungszusteller*innen wurden bis Ende 2016 noch mit 7,23 Euro ausbezahlt.
Zum anderen nehmen die prekären Arbeitsbedingungen auch nach dem Studium zu. Wer in die Forschung geht, ist oft betroffen. Während die Zahl der Studierenden steigt, werden an den Hochschulen Stellen abgebaut, Befristung ist der Normalfall. Eine Möglichkeit, trotzdem einen Arbeitsplatz an Universitäten und Hochschulen zu erhalten, ist mehr zu arbeiten.

Doch genau dieser kapitalistischen Logik wollen wir uns nicht unterordnen. Ein Studium soll nicht Abfertigungsprozess und für die wirtschaftlichen Interessen sein. Und wir wehren uns auch deshalb gegen Prekarisierung, weil sie der Spaltung der Lohnabhängigen Vorschub leistet. Der aktuelle Rechtsruck ist auch möglich, weil die Normalarbeit unterminiert wurde. Wir sind für eine linke Antwort: Gleichen Lohn und gleiche Verträge für alle, die gleiche Arbeit machen! Keine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Nationalität, Ethnie, Sexualität oder Religion! Genug BAföG und ein Mindestlohn, von dem man gut leben kann – bei Senkung der Arbeitsstunden, damit alle einen Job haben.

Von Max, Politikwissenschaft-Student an der Hochschule für Politik.

Mehr zum Thema