Gegen den Verrat der italienischen Regierung: Arbeiter:innen legen den Flughafen in Neapel lahm!

09.11.2020, Lesezeit 3 Min.
1
Foto von Maurizio Coppola

Nach jahrelangem Streit über die Zukunft eines Werks der US-Firma „Whirlpool“ in Neapel wurde dieses am 31. Oktober geschlossen. Trotz Versprechungen der Regierung die Arbeitsplätze zu sichern, stehen nun über 400 Arbeiter:innen mitten in der Pandemie ohne Job da. Die Beschäftigten wehren sich seit Wochen mit Streiks und Besetzungen.

Italien ist mit dem Spanischen Staat wohl das europäische Land, welches am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen ist. Schon die ersten Monate trafen das Land hart, aber genau wie in Deutschland ist auch dort die zweite Welle längst angekommen. Am 7. November meldeten die Gesundheitsbehörden in Italien mit 39.811 einen neuen Rekordzuwachs an Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Inmitten dieser Katastrophensituation, die für hunderttausende Italiener:innen auch enorme finanzielle Unsicherheiten bedeutet, beschloss das US-Unternehmen Whirlpool seinen Standort in Neapel zum Ende des letzten Monats zu schließen. Diese kaltblütige Entscheidung bedeutet für die 420 Arbeiter:innen des Werks den Verlust ihrer Existenzgrundlage mitten in der Krise.

Die Geschichte von Whirlpool ist eine Geschichte von Lügen

Das Vorhaben des Unternehmens sich aus der Region Kampanien zurückzuziehen, ist dabei schon länger auf dem Tisch. Nach Verhandlungen mit Gewerkschaften und dem Unternehmen tönte Luigi Di Maio von der Fünf Sterne Bewegung im Oktober 2018 (damals Minister für Wirtschaftliche Entwicklung), dass man es geschafft habe, sich auf eine Sicherung der Arbeitsplätze zu einigen. Damals hieß es, man habe das Unternehmen verpflichtet in den folgenden drei Jahren 250 Millionen Euro in seine italienischen Industriestandorte zu investieren, im Austausch für wirtschaftliche Anreize und Steuererleichterungen.

Nichts davon passierte. Die Investitionen blieben aus und das Unternehmen erklärte, dass es notwendig sei „angesichts einer Marktsituation, die den Standort unnachhaltig macht und eine langfristige Lösung benötigt“, eine „gemeinsame Lösung zu suchen.“ Seit Wochen wissen die Arbeiter:innen von Whirlpool wie diese „gemeinsame“ Lösung aussehen soll: Die Schließung des Werks.

Der Kampf der Arbeiter:innen von Whirlpool

Gegen diese dreiste Maßnahme des Kapitals wehren sich die Arbeiter:innen von Whirlpool seit Wochen tapfer: Mit kämpferischen Demonstrationen und Streiks, die eine Welle der Solidarität auslösten, so dass eine Petition zum Erhalt des Werks innerhalb weniger Tage fast 60.000 Unterschriften sammeln konnte.

Am 5. November, also wenige Tage nach der Schließung ihres Werks, besetzten die Arbeiter:innen erst den Bahnhof in Neapel, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und die Politik anzuklagen, die sie in dieser Situation im Stich lässt. Auf Twitter sind ihre Stimmen zu hören:

Heute, nur vier Tage nach dieser Aktion, strömten hunderte Arbeiter:innen in den Flughafen von Neapel. Mit der Besetzung wollen sie Druck auf die verräterische Regierung ausüben, die es trotz aller Bekundungen im Sinne der Beschäftigten zugelassen hat, dass die Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren.

Solidarität mit den Arbeiter:innen von Whirlpool! Für die Übernahme des Werks unter der Kontrolle der Arbeiter:innen!

Die „gemeinsame“ Lösung des Unternehmens mit den Beschäftigten ist die Schließung des Werks. Dieser Fall zeigt, dass kompromisslerische Übereinkünfte mit den Kapitalist:innen dieser Welt immer zu Lasten der Arbeiter:innen ausfallen werden.

Wir solidarisieren uns mit den kämpfenden Arbeiter:innen von Whirlpool in Italien. Die Forderung der Stunde muss jetzt lauten, die Fabrik unter Kontrolle der Arbeiter:innen zu übernehmen, um die Jobs der Beschäftigten zu sichern. Es ist unmöglich, dass Unternehmen, die jahrelang Profite aus einer Region beziehen, indem sie die Arbeiter:innen ausbeuten, sich einfach zurückziehen können, sobald ein Standort nicht mehr „wirtschaftlich“ genug ist und somit tausende Existenzen, inmitten der schwersten Pandemie seit der spanischen Grippe, zerstören können.

Auch das Verhalten der italienischen Regierung zeigt, dass die Beschäftigten sich nicht auf den Staat verlassen dürfen, wenn es darum geht ihre Interessen durchzusetzen. Während große Konzerne mit etlichen Milliarden durch die Krise gehievt werden, ist es für die Politiker:innen des Kapitals kein Problem, wenn auf dem Weg tausende Arbeiter:innen ihre Jobs verlieren.

Situationen wie diese werden in den nächsten Monaten und auch Jahren häufig auf uns zu kommen, auch in Deutschland haben wir mit der Schließung von Voith in Sonthofen einen ähnlichen Fall gehabt. Der Kapitalismus befindet sich in einer historischen Krise. Dagegen müssen wir ein Programm aufstellen, welches im Kampf gegen Betriebsschließungen und Massenentlassungen eingesetzt wird, um die Krise nicht auf dem Rücken der breiten Mehrheit der Bevölkerung auszutragen, sondern die Kapitalist:innen bezahlen zu lassen, die seit Jahren von den tödlichen Verhältnissen profitieren.

Mehr zum Thema