Geflüchtete Frauen* wehren sich!
Frauen* fliehen oft vor geschlechtsspezifischer Diskriminierung in ihrer Heimat. Sie sind aber auch meist in den Ländern, in die sie fliehen, von besonderer Unterdrückung betroffen. Sexistische und rassistische Gewalt in den Geflüchtetenlagern und durch die deutsche Mehrheitsgesellschaft sind alltäglich. Dagegen führen geflüchtete Frauen* einen mutigen Kampf.
Frauen* fliehen aus vielen Gründen aus ihrer Heimat: Neben der allgemeinen Bedrohung durch Krieg und Hunger oder der generellen Perspektivlosigkeit für sie selbst und ihre Kinder, sehen sich sie sich auch in einer besonderen Unterdrückung als Frauen*gegenüber. Dies drückt sich unter anderem aus in (sexueller) Gewalt, Frauenmorden oder der Verweigerung von Bildung aufgrund des Geschlechts. All das wird allerdings oft nicht als Fluchtgrund anerkannt.
Die Situation in Deutschland
Insgesamt sind etwa 80% der geflüchteten Menschen weltweit weiblich, wenngleich man in Deutschland davon nicht so viel mitbekommt. Denn hier kommen vorwiegend Männer an.
Das führt dazu, dass die Belange und Probleme weiblicher Geflüchteter marginalisiert werden. Sie finden sich oft in deutschen Geflüchtetenunterkünften in Bedingungen wieder, vor denen sie flohen. Denn es ist den – oft sexistischen und rassistischen – Betreiber*innen der Unterkünfte überlassen, welche Maßnahmen sie zum Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt ergreifen. So sind sexuelle Übergriffe (auch seitens des Sicherheitspersonals) und Gewalt in Unterkünften aufgrund der mangelnden Privatsphäre und des allgemeinen Stresses an der Tagesordnung.
Viele Frauen*, die von ihren Ehemännern unterdrückt werden, sind sich ihrer Rechte nicht bewusst, weil es kaum Aufklärung darüber gibt. Sie scheuen sich davor, an die Öffentlichkeit zu gehen, aus Angst, dass dies ihr Asylverfahren negativ beeinflussen wird. Auch wird aufgrund der kaum bis gar nicht vorhandenen Sensibilisierung des Heimpersonals und des rassistischen Lagersystems oft gar nichts unternommen und so müssen Frauen* zeitweise noch monatelang mit ihren übergriffigen Tätern auf engstem Raum leben.
Zwar gibt es Initiativen wie Frauen*häuser, die versuchen, Betroffene aus diesem Umfeld herauszuholen, aber oftmals scheitert dies an den Restriktionen des Asylverfahrens, wie der Residenzpflicht, oder daran, dass Frauen* mit ihrem Asylantrag an ihre Männer gebunden sind.
Rassistischer Alltag und Widerstand
Doch nicht nur in Unterkünften sind geflüchtete Frauen* Angriffen ausgesetzt, sondern auch besonders im öffentlichen Raum. Oft werden als migrantisch „erkennbare“ Frauen* Opfer von rassistischer Hetze, die sich durchaus nicht nur verbal äußert: Sie werden geschlagen, bespuckt, gestoßen, in einem Fall urinierten zwei betrunkene Rechtsextreme auf eine Mutter mit ihren Kindern. Während Geflüchtete wegen jeder Kleinigkeit einer krassen Repression ausgesetzt sind, bleiben Angriffe auf sie von Seiten der Polizei unbeachtet. Es folgt keine Reaktion, sodass die Angriffe eher zunehmen. Deshalb werden Geflüchtete selber aktiv!
Schon jetzt gibt es zahlreiche Organisationen von und mit geflüchteten Frauen*, die sich gegen Sexismus, Gewalt und Unterdrückung auflehnen. Sie informieren die Öffentlichkeit über ihre Situation und unterstützen sich gegenseitig. So erkämpften sie sich zum Beispiel in der besetzten Schule in der Ohlauer Straße selbstverwaltete Räume für sich und ihre Bedürfnisse. Auch in vielen Lagern setzen sie sich für Frauen*bereiche ein. Letztendlich ist aber die Abschaffung des Lagersystems insgesamt das Ziel. Sie fordern Aufklärung über ihre Rechte, kostenlosen Sprachunterricht, Bildung in der Muttersprache, ein Recht auf Arbeit, organisierte Kinderbetreuung und ein Stopp aller Abschiebungen. Leider sind viele dieser Initiativen noch isoliert voneinander.
Diese Frauen* sind keine passiven Opfer, sie wollen Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit und sind bereit, dafür zu kämpfen. Wir müssen uns mit diesen Kämpfen solidarisieren und sie unterstützen, wo wir können!