Gaza: 92 Prozent der Häuser zerstört, Krankheiten und Unterernährung grassieren

24.01.2025, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Anas Mohammed/shutterstock.cok

Während der israelische Staat die Kolonisierung des Westjordanlands beschleunigt, belegt eine neue UN-Studie das gewaltige Ausmaß der Zerstörung, die Israel in Gaza angerichtet hat.

Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am 19. Januar fanden hunderttausende Bewohner:innen Gazas ihre Häuser teilweise oder vollständig zerstört vor, wenn sie sie in den Trümmern überhaupt identifizieren konnten. Der letzte Bericht des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) schätzte, dass 436.000 Häuser vollständig zerstört oder beschädigt worden waren, was 92 Prozent der Häuser im Gazastreifen entsprach.

1,9 Millionen Palästinenser:innen, 85 Prozent der Gesamtbevölkerung Gazas, mussten aus ihren Häusern fliehen und sind auf Notunterkünfte angewiesen. So haben fast 945.000 Palästinenser:innen keine angemessene Ausrüstung, um den Winter zu überstehen, und 450.000 Bewohner:innen leben in überschwemmungsgefährdeten Gebieten. Laut der UN würde es mindestens 21 Jahre dauern und fast 1,15 Milliarden Euro kosten, um nur den gesamten Schutt der zerstörten Gebäude zu beseitigen, und fast 80 Milliarden Euro, um den Wiederaufbau der Gebäude zu finanzieren.

Darüber hinaus schätzen die Behörden in Gaza die Zahl der Fälle von Infektionskrankheiten, die aufgrund der Flucht vor den Bombenangriffen aufgetreten sind, auf fast 2 Millionen Menschen und die Zahl der dringend behandlungsbedürftigen Krebspatienten:innen auf mehr als 12.000. Nach 427 israelischen Angriffen auf palästinensische Krankenhäuser sind aktuell nur 18 von 36 teilweise funktionsfähig und werden nicht in der Lage sein, die Verletzten und Kranken zu versorgen.

Die Bevölkerung Gazas kann nur dank humanitärer Hilfe überleben, nachdem die israelische Armee 68 Prozent der landwirtschaftlichen Felder, 95 Prozent der Rinderzucht und 72 Prozent der Fischzucht zerstört hat. Somit werden etwa 91 Prozent der palästinensischen Bevölkerung in Kürze von Ernährungsunsicherheit bis hin zum Hungertod betroffen sein, wenn sie es nicht bereits sind, wie die 300.000 unterernährten Kinder.

Obwohl die Waffenruhe dem palästinensischen Volk eine Atempause verschafft, erinnern das Ausmaß der Zerstörung und die anhaltenden israelischen Angriffe an die Dringlichkeit, der israelischen Besatzung ein Ende zu setzen. Nur wenige Tage nach der Unterzeichnung des Abkommens startete die Netanjahu-Regierung eine großangelegte Militäroperation mit dem Titel „Stahlmauer“, bei der in der Stadt Jenin 122 Menschen getötet wurden. Das Ziel des Angriffs ist es, die Palästinenser:innen im Norden des Westjordanlandes zu vertreiben, Städte unbewohnbar zu machen und die israelische Kontrolle über die besetzten Gebiete auszuweiten.

Angesichts der Brutalität des israelischen Siedlungsbaus bedarf es mehr als nur einer Waffenruhe oder eines x-ten Vermittlungsversuchs der UNO, um den Gräueltaten ein Ende zu setzen und die Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes zu verwirklichen.

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