„Fuck You, Mieter:innen!“ – Wie Vermieter:innen sich über den Fall des Mietendeckels freuen
Nach dem Fall des Mietendeckels gehen die Vermieter:innen nun in die Offensive. Wir haben hierzu mit Corinna gesprochen. Sie beschreibt, wie ihre Hausverwaltung, die Firma Blaczko GmbH und Co. KG, die Situation ausnutzt und Mieter:innen, diskriminiert, beleidigt und bedroht.
Nach dem Fall des Mietendeckels und der Empörung durch die Mieter:innen (Mietendeckel: Justiz urteilt, RRG-Polizei prügelt) holen nun die Vermieter:innen aus, um sich zu holen, was das Verfassungsgericht ihnen zugestanden hat. Die Art und Weise, wie sie dies tun, entlarvt dabei deren Verachtung für jene, die auf den Mietendeckel angewiesen sind. Wir haben dazu mit Corinna über ihre Situation gesprochen. Sie beschreibt, wie ihre Hausverwaltung, die Firma Blaczko GmbH und Co. KG, die Situation ausnutzt, und Mieter:innen, die von Ihrem Recht gebrauch gemacht haben, diskriminiert, beleidigt und bedroht.
Nachdem zur Entscheidung des Mietendeckels am Donnerstag, 15.April, dieser für nichtig erklärt wurde, bekamen die Mieter:innen der mit Blaczko assoziierten Hausverwaltung um kurz nach 22 Uhr desselben Tages diese hier abgebildete dreiste E-Mail:
Zu früh gefreut.
Wie sie sicherlich auch schon wissen wurde das Gesetz zum Mietendeckel gekippt.
Wir fordern sie hiermit auf bis spätestens zum 23.04.2021 jegliche Mietminderungen nachzuzahlen,sollten wir bis dahin nicht die vollständige Nachzahlung ihres Mieternkontos erhalten haben, werden wir dies unverzüglich an unseren Rechtsbeistand übergeben, was ihnen weitere Kosten verursachen wird.
Zusätzlich schlagen wir ihnen vor, das Mietverhältnis so schnell wie möglich zu beenden,solche Mieter brauchen wir nicht.
FY
Corinna und andere Mieter:innen sind zurecht verärgert. Der kurze Zeitraum für die Nachzahlung, die direkte Drohung mit einem Rechtsanwalt, die Diskriminierung aufgrund der Inanspruchnahme des Mietendeckels und die Unterzeichnnug mit den international als „Fick Dich“ verstandenen Initialien geht deutlich über die Grenze jeglichen Respekts hinaus und zeigt damit klar die Machtposition, die innerhalb eines Mietverhältnisses besteht, und die die Firma Blaczko GmbH und Co. KG hier missbraucht.
Doch damit nicht genug. Nach einer Antwort von Corinna “Sparen sie sich doch die unnötigen Kommentare, solche Vermieter wie sie braucht kein Mensch.” kam einige Stunden später eine weitere E-Mail, adressiert an die Mitarbeiter:innen der Hausverwaltung. In roter, großer Schrift ist dort zu lesen: “Mieter geflaggt”.
Nun ist sie verwirrt, besorgt und verärgert über die hämische Art und Weise ihres Vermieters. Was bedeutet das für ihr weiteres Mietverhältnis? Ist die Frist bis zum 24.4. wirklich gültig? Und welche Rolle spielt nun die im Urteil angesprochene Mietpreisbremse?
Schon in der Vergangenheit fiel ihr Vermieter durch eigenartige Geschäftspraktiken auf. So berechnet er beispielsweise für den Abschluss eines Mietvertrages eine zusätzliche Gebühr von 150€. Auch die Kommunikation ist stets schwierig, da in den von Siri unterzeichneten und diktierten E-Mails ein sehr respektloser und unprofessioneller Ton vorherrscht. Nach der Meldung eines Wasserschadens hat die Hausverwaltung zwar schnell, doch sehr ungenau reagiert und es musste mehrfach nachgearbeitet werden. Als eine Nachbarin von Corinna durch einen defekten Schließzylinder ihrer Wohnungstür eingesperrt war, übernahm die Hausverwaltung keine Kosten, da dies „nicht ihr Problem“ sei. Außerdem würden nach Aussage anderer Mieter:innen seit Einführung des Mietendeckels zunehmend Teilgewerbe-Mietverträge abgeschlossen, ohne diese bei der Stadt anzumelden, um den Mietendeckel zu umgehen.
Corinna ist natürlich auch die Initiative „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“ bekannt und hat bereits unterschrieben. Aufgrund ihres Ärgers über die Situation mit ihrem Vermieter ist sie jedoch darüber hinaus noch aktiver geworden und organisiert jetzt die Mieter:innen, die bei Blaczko wohnen, in einer Facebookgruppe und auf Telegramm. Schau da mal rein, wenn du auch unter Blaczkos Praktiken leidest.
Während der Fall Blaczko GmbH und Co. KG nur ein Beispiel ist, wie Vermieter:innen in der Folge der Entscheidung zum Mietendeckel die ohnehin instabilen Machtverhältnisse missbrauchen, warten unzählige Mieter:innen noch darauf, wie ihre jeweiligen Hausverwaltungen auf das Urteil reagieren werden. So werden bereits jetzt tausende Menschen in eine existenzielle Unsicherheit gedrängt, indem sie sich der Willkür ihrer Vermieter:innen ausgesetzt sehen. Nach einem Jahr genereller physischer, psychischer und finanzieller Belastung erreicht die Existenzangst vieler hier nun einen Höhepunkt, weil aus Profitgier einmal mehr von wenigen Menschen in Machtpositionen über die Einzelschicksale von Vielen entschieden wird.