FU Berlin: Studierende und Beschäftigte streiken gemeinsam

18.11.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Tabea Winter

Die Beschäftigten der Freien Universität Berlin setzten heute ihre Arbeit aus. Mit dem Warnstreik demonstrieren sie für einen neuen Tarifvertrag der Länder.

Heute startete um 09:30 Uhr der Streik der Beschäftigten der Freie Universität Berlin (FU). Gemeinsam versammelten sich am Dorfanger Zehlendorf viele Mitarbeiter:innen zu einer großen Streikdemonstration. Dem Aufruf von ver.di schlossen sich auch Teile der Stadtbibliotheken des Landes Berlin und der Zentral- und Landesbibliothek an. Die Türen zur Bildung blieben damit in einigen Teilen Berlins für diesen Tag zu. Noch zuvor solidarisierten sich die Streikenden unter anderem auch mit den prekär Beschäftigten der Kleintierklinik Düppel, die ebenfalls in den Geschäftsbereich der FU fällt. Dort fand früh am Morgen schon eine Kundgebung statt.

Seit Anfang Oktober laufen die Verhandlungen verschiedener Gewerkschaften um den Tarifvertrag der Länder (TV-L), nachdem auch die Mitarbeiter:innen an den Berliner Universitäten bezahlt werden. Bisher weigert sich die Arbeitgeberseite die Leistungen des öffentlichen Dienstes anzuerkennen. Deshalb fordert ver.di als Verhandlungsführerin auf Seiten der Gewerkschaften:

  • Erhöhung der Tabellenentgelte der Beschäftigten um 5 Prozent, mindestens aber um 150 Euro monatlich
  • Erhöhung der Tabellenentgelte der Beschäftigten im Gesundheitswesen um 300 Euro monatlich
  • Erhöhung der Entgelte der Auszubildenden, Studierenden und Praktikant*innen um 100 Euro monatlich
  • Laufzeit zwölf Monate
  • Wiederinkraftsetzung der bisherigen Übernahmeregelung für Auszubildende

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Foto: Tabea Winter
Foto: Tabea Winter

Solidarität der Studis

Nach der großen Streikkundgebung versammelten sich die Streikenden vor der Mensa II der Freien Universität. Gemeinsam tauschten sich die Azubis, studentische Beschäftigte und solidarische Studierende der FU über die Arbeitsbedingungen an ihrer Universität aus. Durch die Redebeiträge ist vielen klar geworden, wer den Unibetrieb eigentlich am Laufen hält. Andrés, studentische Hilfskraft an der FU und Redakteur bei Klasse Gegen Klasse sagte: „Die Uni hat einen Haushaltsüberschuss von 140 Millionen Euro. Wir sitzen bei den höchsten Infektionszahlen, die wir je erlebt haben, ohne Luftfilter in der Mensa und den Kursen.“ Er forderte, dass für faire Löhne und die Bezahlung der Überstunden der studentischen Beschäftigten gekämpft werden muss, gemeinsam mit allen Arbeiter:innen der FU.

Neben 35.000 Studierenden ist die FU Berlin nämlich gleichzeitig auch Arbeitsplatz für über 6.000 Beschäftigte. Sie bilden den Grundlage des Unialltags, die oft unsichtbar bleibt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen sind es zum Beispiel, die oft die Lehre überhaupt möglich machen. Sie sind es aber auch, die nach einem oder zwei Jahren bangen müssen, ob sie weiterhin an der Universität angestellt werden. Bei der offenen Kundgebung teilten viele Stimmen ihren Unmut über die FU als Arbeitgeberin mit. Ein Lehrbeauftragter erzählte von seiner prekären Lage: Um seine Dissertation abschließen zu können, muss er viele Lehrerfahrungen sammeln. Dafür leitet er gerade eigenverantwortlich ein Seminar. Damit die Studierenden auch gut aufbereitete Inhalte bekommen, ist ein enormer Arbeitsaufwand seinerseits gefragt. Für einen wöchentlichen Arbeitsaufwand von mindestens ein bis zwei Tagen bekommt er am Ende des Semesters eine Vergütung von 1.000 Euro. Damit er überhaupt überleben kann, arbeitet er nebenbei in einem Restaurant und „am Wochenende schreibe ich dann noch an meiner Dissertation, wenn Zeit übrig bleibt.“

Deshalb ist es wichtig, dass sich die Studierenden solidarisch zeigen und den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen unterstützen. Alle wollen nach dem Studium einen Job mit Perspektive haben und nicht alle Jahre wieder um ihre Absicherung bangen. Die nächste Gelegenheit, diese gegenseitige Solidarität auf die Straße zu tragen, bietet der kommende Donnerstag. Wie überall in Deutschland kommen auch in Berlin die Beschäftigten zu einer zentralen Streikkundgebung zusammen, bevor die Verhandlungen um den TV-L am folgenden Wochenende in die dritte Runde gehen.

Komm mit uns zur zentralen Streikkundgebung!

Donnerstag, 25.11.
8:45 Uhr
Straße des 17. Juni, Berlin
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