FU Berlin: Gebt uns unser Geld!

22.11.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Colin Smith on geo.hlipp.de

Die Uni hat einen Haushaltsüberschuss von 140 Millionen Euro - gleichzeitig mangelt es an absoluten Mindestanforderungen für gute Lehre, Arbeitsbedingungen und Hygiene. Das Geld sollte der großen Mehrheit der Uniangehörigen zustehen: Den Beschäftigten und Studierenden.

Die Freie Universität Berlin spart an allen Ecken: Beschäftigte klagen über akuten Personalmangel, Zuschläge werden nicht ausgezahlt, in den Hörsälen gibt es keine Luftreinigungsanlagen – nicht einmal günstige CO2-Messgeräte gibt es, um minimale Hygienebedingungen zu ermöglichen.

So kam es, dass in der Tierklinik Düppel, die der FU angehört, der Personalmangel so groß ist, dass einzelne Mitarbeiter:innen ausgewachsene Bullen alleine über das Gehege bewegen müssen. In der Veterinärmedizin fehlen so viele Stellen, dass es im Krankheitsfall an Vertretungen mangelt – und das mitten in einer Pandemie und vierten Welle.

Ähnlich schlimm ist es bei Beschäftigten, die keinen Arbeitsvertrag an der Uni haben, obwohl sie hier lehren oder arbeiten. Ein großer Teil der Lehre wird von Lehrbeauftragten übernommen, die in Scheinselbstständigkeit eine Aufwandsentschädigung erhalten – die Vor- und Nachbereitung nicht mit einberechnet. Sich damit über Wasser zu halten, ist unmöglich.

Für die Studierenden sieht die Lage ebenso wenig rosig aus. Nicht nur steigen die Lebenskosten konstant, der Verkehrsverband Berlin-Brandenburg will zudem die Semesterticket-Beiträge erhöhen. Glücklicherweise konnte dies durch einen Zuschuss der Bundesländer dieses Jahr vorläufig verhindert werden.

Auch die Pandemielage an der Uni ist katastrophal: Für 35 Tausend Studis gibt es lediglich ein Testzentrum, das Hygienekonzept scheint willkürlich von Kurs zu Kurs zu variieren, die Seminarräume sind nicht mit Luftfiltern ausgestattet und daher müssen wir in der kalten Jahreszeit im Raum frieren.

All das ist umso unverständlicher, wenn wir uns vor Augen führen, dass die Uni genug Kohle hat, um diese Fragen anzugehen. Die FU hat einen Haushaltsüberschuss von 140 Millionen Euro, wie Claudius Naumann, Sprecher der ver.di Betriebsgruppe, bestätigt. Für Normalsterbliche eine unvorstellbare und unsichtbare Zahl, da wir sehen davon nichts sehen. Währenddessen sollen Professor:innen eine Coronaprämie erhalten haben, so ein Mitglied der Betriebsgruppe.

Das Präsidium und die Kanzlerin weigern sich jedoch, dieses Geld so zu investieren, dass es uns allen zu Gute kommt. Während in den Chefetagen ein Machtkampf tobt, bei dem vor allem Kanzlerin Bör das Niveau ständig unterbietet, hat die große Mehrheit der Uni – die über 35 Tausend Studierende und über sechstausend Beschäftige – keine Möglichkeit, darüber zu entscheiden, wo dieses Geld eigentlich hin müsste.

Das hängt nicht zuletzt mit der undemokratischen Struktur der Uni zusammen: Der akademische Senat, der das Präsidium wählt, hat 25 Sitze, in denen die Professor:innen – die zahlenmäßig kleinste Statusgruppe – die absolute Mehrheit von 13 Sitzen inne haben. Studis, akademische und nicht-akademische Beschäftigte haben jeweils nur vier Sitze. Kein Wunder also, dass die Professor:innen fast freie Hand haben.

Wir, die große Mehrheit der Uni, sollten uns fragen: Wollen wir, dass auf unsere Kosten gespart wird? Wollen wir einfach so hinnehmen, dass wir keine Möglichkeit haben, dem entgegenzutreten? Was würden wir mit dieser Menge Geld machen? Sicherlich kämen wir, auf zum Beispiel gemeinsamen Versammlungen zwischen Studierenden und Beschäftigten, auf demokratischere Art und Weise auf bessere Ideen, wie wir diese Kohle so investieren können, dass wir alle was davon haben.

Doch leider wird dies nicht von alleine geschehen. Lasst uns versuchen, dieses Bündnis aufzubauen, denn Beschäftigte und Studis sitzen im gleichen Boot. Ein erster Schritt muss sein, die Beschäftigten in ihrem Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu begleiten und dazu eigene Forderungen aufzustellen. Mit genügend Kraft können wir es schaffen, bessere Lern- und Arbeitsbedingungen zu erkämpfen.

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