Frankreich: Delegierte und Aktivist*innen fordern CGT zur Einheit mit Gelbwesten auf
"Die CGT darf ihren Blick nicht von dieser sozialen Wut abwenden" ist der Titel einer Erklärung, mit der Mitglieder der CGT ihre Führung auffordern, ihre Passivität zu beenden und sich mit den "Gelben Westen" im Kampf gegen Macron zu verbinden.
Frankreich bereitet sich auf ein neues Wochenende der Demonstrationen von „Gelben Westen“, Studierenden und Arbeiter*innen vor. Am Freitag gibt es einen Aktionstag, zu dem die CGT-Führung aufgerufen hat. Mehrere regionale und Branchen-Sektionen der CGT haben für diesen Tag auch direkt zum Streik aufgerufen, was die nationale CGT-Führung nicht tat. Der Aktionstag findet einen Tag vor den Demonstrationen der Gelbwesten statt, die sich auf einen neuen Kampftag gegen die Regierung an diesem Samstag vorbereiten.
Am Abend vor dem Kampftag am Freitag haben Delegierte und Aktivist*innen der CGT ihre Organisation aufgerufen, sich der Bewegung der Gelbwesten anzuschließen. Mehrere bekannte Gewerkschaftsaktivist*innen haben eine Petition unterschrieben, die in sozialen Netzwerken noch weiter zirkuliert und die in der Tageszeitung Libération veröffentlicht wurde. Unter ihnen befinden sich Xavier Mathieu, einer der Anführer*innen des Kampfes gegen die Schließung der Reifenfabrik Continental, Thierry Defresne, Anführer der Gewerkschaftssektion bei dem Ölkonzern Total, oder Ghislaine Tormos, Arbeiterin bei Peugeot..
In der Erklärung, die die Gewerkschaften dazu aufruft, sich dem Kampf der Gelbwesten anzuschließen, heißt es:
Unter den Gelbwesten befinden sich unsere Kolleg*innen, unsere Freund*innen. Häufig sind sie prekär beschäftigt, leben außerhalb der großen Städte, sind bei kleinen Firmen angestellt oder arbeitslos, häufig können sie nicht überleben, genauso wie viele unter uns. Sie sind zum großen Teil diejenigen, die wir in unseren Gewerkschaften, unseren gewöhnlichen Kämpfen und mit unseren traditionellen Slogans nicht organisieren können. Und das muss uns zu denken geben.
Die Gewerkschaftsspitzen werden in Frage gestellt, weil sie die Einladung von Macron zu Verhandlungen über die Proteste der Gelbwesten angenommen haben, unter dem Motto „der soziale Dialog ist notwendig“. Weder die brutale Polizeigewalt noch die Drohungen der Regierung gegen die Demonstrant*innen scheinen die Gewerkschaftsführungen gestört zu haben, die einmal mehr den „sozialen Frieden“ garantieren.
Deshalb betont die Erklärung: „Die CGT, und wir als gewerkschaftliche Basisaktivist*innen dürfen unseren Blick nicht von dieser sozialen Wut abwenden. Wir müssen der Wirklichkeit ins Auge sehen: Die Blockadebewegung hat begonnen, wir müssen sie ausdehnen und unsere Methoden – den Streik – und unsere Forderungen dort hineintragen“. Die Unterzeichner*innen rufen dazu auf, „Gemeinsamkeiten zu suchen, nicht nur in Reden, sondern in der realen Organisierung. Hier und jetzt müssen wir an der Seite der Gelbwesten stehen“ und die Führung der Gewerkschaftszentralen herausfordern, die nicht dazu aufgerufen hat, die Kämpfe zu vereinen, und stattdessen die Gesprächsangebote der Regierung annimmt.
Die vollständige Erklärung kann auf Französisch bei Libération gelesen werden.