Frankreich: 500 Menschen in Paris für Anasse Kazib und gegen die extreme Rechte
Mehr als 500 Personen versammelten sich am Mittwochabend auf dem Place du Panthéon in Paris, um dem Vortrag des Eisenbahners und Präsidentschaftskandidaten Anasse Kazib zuzuhören. Sie stellten sich auch gegen die extreme Rechte, die tagelang versucht hatte, den Auftritt von Anasse Kazib an der historischen Sorbonne-Universität zu verhindern.
Am Mittwochabend kam es vor der historischen Pariser Universität Sorbonne zu einer großen Versammlung. Mehr als 500 Personen fanden sich am Place du Panthéon ein, um die Drohungen der extremen Rechten gegen einen geplanten Vortrag des revolutionären Eisenbahnarbeiters und Präsidentschaftskandidaten Anasse Kazib abzuwehren. Eine große Mobilisierung, die das ursprüngliche Programm etwas durcheinander brachte: Der ursprünglich in der Sorbonne in einem zu kleinen Raum geplante Vortrag wurde zu einer improvisierten Versammlung unter freiem Himmel, um alle Unterstützer:innen aufzunehmen, die ihre Solidarität bekunden wollten.
Rassistische und islamfeindliche Plakate über Anasse Kazib. Drohungen und Einschüchterungen gegen die Aktivist:innen der revolutionären Studierendenorganisation Poing Levé („Erhobene Faust“) und ihre Unterstützer:innen. Ein Video von Etienne Cormier, dem ehemaligen Sprecher des französischen Ablegers der Identitären Bewegung, in dem er dazu aufrief, die Konferenz zu verhindern: Seit einigen Tagen hatte die extreme Rechte in Paris den Besuch des Präsidentschaftskandidaten an der Sorbonne in ihrem reaktionären Kalender gebrandmarkt.
Vor Ort kamen Organisationen und bekannte Persönlichkeiten zu Wort und riefen dazu auf, sich gegen die extreme Rechte zu stellen, während die Veranstaltung von einem Ordnungsdienst gesichert wurde, der aus Aktivist:innen von Révolution Permanente, aber auch von verschiedenen Organisationen bestand, die in Solidarität gekommen waren, darunter die Jeune Garde, die Antifaschistische Aktion Paris-Banlieue oder Paris Queer Antifa. Die spontane Unterstützung wurde zu einer Demonstration gegen die extreme Rechte, als die zehn Aktivisten der rechtsextremen Studierendenorganisation UNI (Union National Inter-Universitaire), die wahrscheinlich eine Aktion geplant hatten, von der Zahl der Menschen erschreckt wurden und sich damit zufrieden gaben, unter dem Schutz der Polizei einige Fotos zu machen.
Für Le Poing Levé, die Jugendorganisation von Révolution Permanente, die den Besuch von Anasse Kazib an der Sorbonne initiiert hatte, eröffnete Ariane Serge den Reigen der Redebeiträge. „Die Tatsache, dass ein rassifizierter, revolutionärer Arbeiter an der Sorbonne im Viertel der Pariser Bourgeoisie das Wort ergreift, ist ein starkes Signal an die extreme Rechte“. Abschließend fasste er die allgemeine Stimmung zusammen: „Heute Abend ist eure spontane Anwesenheit eine Demonstration. Es ist eine Demonstration, dass wir angesichts der extremen Rechten eine gemeinsame Front bilden werden“.
Unter den Fenstern der Sorbonne folgten ihm die antirassistischen Aktivist:innen Youcef Brakni und Assa Traoré. Ersterer erklärte die Notwendigkeit eines politischen Gegenentwurfs gegen diese extreme Rechte mit ihren suprematistischen Zügen: „Die extreme Rechte hat Angst davor, dass wir uns organisieren, dass wir Massenbewegungen schaffen, weil ihre Interessen auf der Seite der Bourgeoisie liegen. Angesichts der Bedrohungen brauchen wir eine bedingungslose Unterstützung für Anasse Kazib.“ Anschließend wies er auf die Zurückhaltung eines Teils der institutionellen und revolutionären Linken hin, diese Solidarität zu zeigen. Traoré erinnerte ihrerseits daran, „dass wir ihnen und ihren rassistischen Reden keinen Raum geben werden. Wir werden weiterhin auf die Straße gehen und kämpfen“, was mit einem kräftigen Applaus quittiert wurde.
Es folgten ein Brief von Eric Coquerel, Bruno Gaccio, Aly Diouara, Saphia Aït Ouarabi, Eisenbahner:innen und Busfahrer:innen. Sasha Yaroplskaya, Gründerin von YX Media und transfeministische Aktivistin, prangerte die Unsichtbarkeit von Anasse Kazibs Kampagne in den offiziellen Medien an, während die Kampagne von Zemmour, „der ein rassistisches und fremdenfeindliches Projekt vertritt, überbewertet wird“. Sie betonte erneut, wie wichtig es sei, dass Anasse Kazibs „antiimperialistische, antirassistische, feministische, antikapitalistische Arbeiter:innenstimme“ bei den Präsidentschaftswahlen zum Ausdruck kommt.
Dann konnte die Versammlung beginnen. „Wir werden mit der Brechstange in die Präsidentschaftswahlen einsteigen, und das macht ihnen Angst. Weil wir über staatlichen Rassismus, Selbstbestimmung von LGBT-Personen, Gewalt gegen Frauen, Palästina usw. sprechen werden. […] Wir werden eine klare Botschaft senden und sagen, dass sich die Welt dank der Arbeiter:innenklasse dreht und dass die Bosse, die von unserem Schweiß und unserer Unsicherheit leben, enteignet werden müssen, dass die Arbeiter:innen die Entscheidungen treffen müssen“, sagt der Eisenbahner, bevor er über eine Stunde lang sein Programm und das Projekt seiner Kandidatur vorstellte.
Vor einem überwiegend studentischen Publikum betonte Anasse Kazib die Notwendigkeit eines Bündnisses zwischen der Jugend und der Arbeiter:innenklasse, „ein Cocktail, der die herrschenden Klassen schon immer erschreckt hat“. Er fügte hinzu: „Mit diesem explosiven Cocktail wollen wir die Arbeiter:innenviertel, die Migrant:innen ohne Papier, die LGBT- und feministischen Kämpfe vereinen. […] Das ist es, was wir bei diesen Präsidentschaftswahlen tun. Ich werde die Wahlen nicht gewinnen, aber wir werden einen revolutionären Block für die kommenden Jahre aufbauen.“
Durch die undemokratische Hürde von 500 notwendigen Unterschriften von gewählten Bürgermeister:innen, um überhaupt zu den Präsidentschaftswahlen antreten zu dürfen, ist der Antritt des Eisenbahners in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen unsicher. Vor dem Hintergrund einer starken Polarisierung von rechts und während die fremdenfeindlichen Themen der extremen Rechten in den Medien Hochkonjunktur haben, muss Anasse Kazib dabei sein. Das subversive Wort eines Arbeiters mit Migrationshintergrund in diesem bürgerlichen und reaktionären Konzert, das die Präsidentschaftswahlen darstellen, hat seinen Platz. Die Zahl der Unterstützer:innen, die gekommen sind, um ihre Solidarität auszudrücken, sowie die gemeinsame Front, die an diesem Mittwoch gegen die extreme Rechte zum Ausdruck gebracht wurde, sind ein weiterer Beweis dafür.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Französisch auf unserer Schwesterseite Révolution Permanente.