Festnahme von „No Other Land“ Regisseur Hamdan Ballal: Israels Kampf gegen die Wahrheit

Die Festnahme des Oscar-Preisträgers reiht sich ein in eine gezielte Kampagne gegen palästinensische Kulturschaffende und Journalist:innen. Die Repressionen sollen alle palästinensischen und palästinasolidarischen Stimmen in Palästina und international zum Schweigen bringen.
In der Nacht des 24.03. überfielen israelische Siedler das palästinensische Dorf Sufya in Masafer Yatta im von Israel besetzten Westjordanland. Das Gebiet um die palästinensische Großstadt Al-Khalil/Hebron wird immer wieder von radikalen Siedler:innen angegriffen. Die katastrophale Lage für die palästinensische Bevölkerung dort wird im Film „No Other Land“ dokumentiert, der erst vor einigen Wochen einen Oscar erhielt. Symptomatisch für den Zustand der israelischen Regierung und Streitkräfte ist die Verhaftung des Co-Regisseurs Hamdan Ballal Al-Huraini. Berichten zufolge soll er, nachdem er durch den brutalen Siedlerangriff verletzt worden war, einen Krankenwagen gerufen haben, der vom israelischen Militär gestoppt wurde. Daraufhin wurde er von Soldaten festgenommen.
Die Situation im besetzten Westjordanland eskaliert vor allem seit dem Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen – die mittlerweile vom israelischen Staat, der die mörderische Bombardierung Gazas fortsetzt, gebrochen wurden – immer weiter. In wenigen Wochen wurden bereits mehr als 40.000 Bewohner:innen der Westbank vertrieben. Die höchste Zahl seit der Naksa 1967, als etwa 300.000 Palästinenser:innen vertrieben wurden.
Wir sollten die Lage in Gaza und im Westjordanland nicht als zwei voneinander unabhängige Dinge sehen. Israels strategische Angriffe auf Journalist:innen und Kulturschaffende sind Bestandteil der Auslöschung von palästinensischen Perspektiven und den Fakten, die der israelischen Propaganda international schaden. Es ist also kein Zufall, dass Israel in den letzten Tagen in Gaza gezielte Tötungen an Journalist:innen verübt hat. Der am Sonntag getötete Al-Jazeera Journalist Hossam Shabat hat sogar in Voraussicht auf seinen Tod einen Abschiedsbrief verfasst, der jetzt von seinem Team veröffentlicht wurde.
In Ostjerusalem wurde vor Kurzem der Buchladen „The Educational Bookshop“ schon zum zweiten Mal das Ziel israelischer Durchsungen und Verhaftungen. Beschlagnahmt wurden, neben Kinderbüchern, die Werke von Ilan Pappé, Noam Chomsky und anderen Intellektuellen, die sich mit Palästina politisch oder kulturell auseinandersetzen.
Auch in Deutschland erfahren palästinasolidarische Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Kulturschaffende massive Repression: Verbot des Palästinakongress, Raumentzug durch die FU Berlin für eine Veranstaltung mit UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese und die Streichung der Fördergelder für das palästinasolidarische Oyoun in Berlin Neukölln. Unsere Aufgabe muss es sein, gegen jede Form der Repression – egal ob Demoverbote, Strafverfolgung und Polizeigewalt oder Angriffe auf Kunst und Kultur – zu protestieren und uns mit den Angegriffenen zu solidarisieren.