Fecher und Heibo: Stoppt die Zerstörung der Wälder!
Im Fechenheimer Wald in Hessen und im Heidebogen in Sachsen wird gerade geräumt beziehungsweise steht die Räumung unmittelbar bevor. Wir stellen uns gegen die Räumung und solidarisieren uns mit den Besetzer:innen.
Während der deutsche Staat Lützerath zur Zerstörung für RWE freigeräumt hat, sind schon die nächsten Hundertschaften der Polizei im Einsatz, um ein Waldstück seiner Zerstörung zuzuführen. Der Fechenheimer Wald bei Frankfurt wird jetzt gerade geräumt, um ein in den 80er Jahren geplantes Autobahnprojekt zu realisieren.
Zum Bau des Riederwaldtunnels als Erweiterung der A66 soll ein 2,2 Hektar großes Waldstück geräumt werden. Und das, obwohl der dortige Wald als Pionierwald das Potenzial hat, europäischer Urwald zu werden. Das bedeutet, dass der Wald als besonders unberührt für viele Tier- und Pflanzenarten Schutz bieten kann. Schon jetzt ist ein halber Hektar Wald aufgrund des seltenen Heldbockkäfers von der Rodung ausgenommen. Mit der Rodung und dem Autobahnbau wird nicht nur das Potenzial des Waldes zunichte gemacht werden, es findet auch logischerweise ein tiefer Eingriff in das örtliche Ökosystem statt. Anstelle eines Waldes soll dort eine extreme Lautstärke- und Co²-Werte produzierende Autobahn entstehen.
Dagegen gibt es Widerstand. Seit September 2021 wird der Wald von Aktivist:innen besetzt gehalten, die durch die Errichtung von Baumhäusern und Tri-Pods die Räumung erschweren wollen. Seit vorgestern morgen versucht die Polizei jene Aktivist:innen gewaltsam aus dem Wald zu entfernen, damit der Weg für Kettensäge und Planierwalze frei ist. Auch wenn Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Innenminister Peter Beuth (CDU) die Frechheit besitzen, in den Wald zu fahren und die angeblich “friedliche Räumung” zu beschönigen, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Alleine am gestrigen Tag wurden laut Aktivist:innen 16 Menschen von der Polizei in die GESA verschleppt und eine Person kam in Folge der Räumung ins Krankenhaus.
Noch nicht aktiv geräumt, sondern akut von Räumung bedroht ist der “Heibo”, der Name einer Waldbesetzung in Dresden. Hier stellen sich Klimaaktivist:innen der geplanten Rodung von 900 Hektar Wald für Kies- und Sandabbau entgegen. Dieser wird zur Folge haben, dass der Grundwasserspiegel sienken wird und somit die umliegenden Moore austrocknen. Durch die Füllung der Kiesgruben mit Bauschutt gelangen Salze in die Moore und diese werden langfristig zerstört. Das bedeutet nicht nur das Ende für ein sehr seltenes Ökosystem, sie sind auch wichtige natürliche CO²- Speicher.
Auch beim Heibo nimmt der deutsche Staat keine Rücksicht auf die ökologischen Folgen, sondern will konsequent zur Räumung schreiten. Bis zum 23. Januar hat das Landratsamt Bautzen den Aktivist:innen ein Ultimatum gesetzt, den besetzten Wald zu räumen, oder sie werden es mit Gewalt tun.
Sowohl in Hessen, wo gerade der Fechenheimer Wald geräumt wird, als auch in Sachsen, wo die Räumung des Heibo ansteht, sind die Grünen in der Landesregierung. Dass die Verantwortung gegenüber Klima und Ökologie mit der Regierungsbeteiligung aufhört, ist kein Zufall, sondern liegt daran, dass man als Verwaltung des bürgerlichen deutschen Staates die Profitinteressen seiner Wirtschaft durchsetzen muss. Die Antworten auf die Klimafrage liegen nicht beim Vertrauen in reformistische Parteien, sondern in unabhängigen Mobilisierungen der Gewerkschaften und aller Linken.
Das Kieswerk in Ottendorf-Okrilla, das für die drohende Räumung des Heibo verantwortlich ist, muss unter Arbeiter:innenkontrolle verstaatlicht werden und die Autobahn GmbH des deutschen Staates, für deren Straßenbau der Fecher geräumt wird, muss unter Arbeiter:innenkontrolle gestellt werden. Es liegt nicht im Interesse der Arbeiter:innen, sondern im Interesse der Konzernchefs, wichtige Ökosysteme durch Kiesabbau und Straßenbau zu zerstören. Dazu braucht es Kommissionen von Gewerkschaften, Landschaftsgärtner:innen und Anwohner:innen, um Kies nachhaltig fördern und Straßen nachhaltig bauen zu können. Außerdem muss gemeinsam mit den Beschäftigten beurteilt werden, ob überhaupt weitere Straßen gebaut werden müssen und ob nicht an deren Stelle Schienenverkehr treten kann. So kann unter Erhalt aller Arbeitsplätze von Auto- auf Zugverkehr umgestellt werden.