Fachschaftswahlen an der LMU: Waffen der Kritik erhält zwei von sechs Sitzen am Institut für Soziologie
Letzte Woche fand die LMU-weite Fachschaftswahl zur Wahl der studentischen Vertretungen statt. Als Waffen der Kritik traten wir am Institut für Soziologie mit vier Genoss:innen an und konnten 29 Prozent der abgegebenen Stimmen und somit zwei von den sechs offiziellen Plätzen erringen.
Vom 27. bis 29. Juni fanden an der gesamten Ludwig-Maximilians-Universität Wahlen zur studentischen Vertretung statt. Als Waffen der Kritik traten wir zum ersten Mal zu diesen Wahlen an und präsentierten für die Fachschaftsvertretung Soziologie eine Liste unter dem Motto: „Für eine Fachschaft der sozialen Kämpfe!“. Am Dienstagabend wurden die Ergebnisse der Wahlen verkündet: 29 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf unsere Liste. Mit unserem ersten Wahlantritt konnten wir somit gleich zwei der sechs Sitze in der Fachschaftsvertretung Soziologie erlangen.
Dabei gab es eine Wahlbeteiligung von 13 Prozent, was im Vergleich zum letzten Jahr eine Steigerung von 30 Prozent bedeutet, als nur 10 Prozent der aufgerufenen Studierenden an die Wahlurne gingen. Wir interpretieren diesen Einzug als großen Erfolg und wollen die Chance nun nutzen, mehr Studierende für ein Engagement in der Fachschaft und für die Idee einer “Fachschaft der sozialen Kämpfe” gewinnen.
Unserem Verständnis nach ging es bei unserem Wahlantritt nicht primär um den Erhalt von so vielen Sitzen wie möglich. Wir begreifen die Universität nicht als luftleeren Raum, sondern möchten dort politische Diskussionen anregen, die sich mit den Fragen der Zeit beschäftigen. Unsere neue Stellung innerhalb der Fachschaft sehen wir als Möglichkeit, die Fachschaft für alle Studierenden des Instituts zu öffnen. Wenn beispielsweise eine Diskussion über ein ÖPNV-Studierendenticket im Konvent der Fachschaften, dem „Parlament“ der Studierenden an der LMU, ansteht, möchten wir im Zuge dessen Versammlungen an unserem Institut organisieren, um uns demokratisch darüber auszutauschen, welche Forderungen notwendig sind und wie diese umgesetzt werden können.
Dass wir eine kampfbereite Studierendenschaft brauchen, ist heute auch nochmal sehr deutlich geworden. Das Ministerium für Bildung und Forschung hat im Zuge der Verabschiedung des Haushaltsplans 2024 erst heute verkündet, dass der Bafög-Topf massiv eingestampft werden soll. Der Etat schrumpft damit im Vergleich zum Vorjahr (1,81 Milliarden) um satte 440 Millionen Euro auf 1,37 Milliarden. Was müssen wir als Fachschaften und Studierende also tun, um gegen die sukzessive Verschlechterung unserer Lebensbedingungen vorzugehen?
In einem früheren Artikel zum Wahlantritt haben wir diskutiert, wie wir uns als Studierenden den kostenlosen Nahverkehr holen können. Das gelingt nicht, wenn wir nur in den sehr begrenzten und intransparenten Strukturen der Universität agieren. Wir müssen zur selben Zeit Mobilisierungen aus der Uni heraus organisieren, die die Kämpfe bei den ÖPNV-Beschäftigen unterstützt, um einen Schulterschluss zwischen Studierenden und Arbeiter:innen zu demonstrieren. Wir denken deswegen, dass studentische Interessen nicht in für die Öffentlichkeit geschlossenen Gremien und in Hinterzimmern durchgesetzt werden, sondern auf der Straße und in gleichzeitiger Konfrontation mit der Hochschulleitung, die durch Machtungleichgewichte wie der professoralen Mehrheit im Senat ihre Herrschaft zementiert.
Unsere demokratische Logik steht damit diametral zu den aktuell herrschenden Verständnissen von Politik. Das heute bundesweit, aber auch hochschulintern integrierte Verständnis von Repräsentation ist ein bürokratisches, denn Menschen werden für Wahlperioden in Positionen eingesetzt, ohne der Basis irgendeine Rechenschaft über das, was sie politisch dann umsetzen, abzulegen. Wir forderten deswegen auch schon im Wahlkampf imperative Mandate von Delegierten, die jederzeit von der Basis abwählbar sind. So möchten wir mit unseren zwei Sitzen eine Brücke über den aktuell bestehenden Graben zwischen der selbstbezogenen Fachschaft und den Studierenden bauen, damit mehr Studierende auch wirklich Bock haben, an der Fachschaft mit eigenen Ideen, beispielsweise mit einer Fachschaftszeitung, mitzuwirken.
Mit Waffen der Kritik machen wir unter anderem deswegen nächste Woche Dienstag um 18 Uhr an unserem Institut in der Konradstraße 6 ein offenes Treffen, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind! Unsere Diskussionen zum Wahlantritt möchten wir dort vor dem Hintergrund des Aufstiegs der Rechten und der IAA führen, um zu überlegen, wie man von der Uni aus und innerhalb der Uni gegen den grünen Kapitalismus und den Rechtsruck vorgehen kann.