Facebook zensiert feministische Proteste

25.10.2016, Lesezeit 2 Min.
1

Leftvision veröffentlicht ein Video über ein landesweites Frauentreffen in Argentinien mit 70.000 Teilnehmer*innen. Der kurze Clip ist ein viraler Hit – bis Facebook das Video löscht.

Vor zwei Wochen versammelten sich 70.000 Menschen im argentinischen Rosario für ein landesweites Frauentreffen. Kolleg*innen des Berliner Videokollektivs Leftvision waren dabei. In einem vierminütigen Videoclip zeigen sie, wie die Polizei die Demonstration der Frauen mit Gummigeschossen und Tränengas angreift – und wie sich die Frauen mutig dagegen wehren.

Am Sonntag um 20.30 Uhr ging das Video online. Über Nacht haben 60.000 Menschen das Video abgerufen. Über 1.000 hatten es geteilt.

Gegen 14.00 Uhr hat Facebook das Video dann gelöscht. Angeblich verstoße es gegen die „Gemeinschaftsstandards“ des Unternehmens. Sebastian von Leftvision sagt, sie haben keine Erklärung bekommen. Sie legten Widerspruch ein und warten nun auf eine Rückmeldung.

Doch ist bekannt: Facebook verbietet Bilder von Frauen mit nacktem Oberkörper. Sogar ein Animationsvideo über Brustkrebs wurde gelöscht – bis die schwedische Krebsgesellschaft eine neue Version mit quadratischen Brüsten hochlud.

Gibt es einen besseren Beweis für die anhaltende Unterdrückung der Frau im Spätkapitalismus? Männliche Brüste in der Öffentlichkeit – auch auf sozialen Medien – sind vollkommen selbstverständlich. Weibliche Brüste dagegen sollen anstößig sein?

In vielen Ländern Lateinamerikas protestieren Frauen mit nacktem Oberkörper, um diese Ungleichbehandlung anzuprangern. Dieses Recht erkämpfen sie in der physischen Öffentlichkeit, gegen Macker, Sexist*innen und Bullen. Aber in der virtuellen Öffentlichkeit ist Facebook viel strenger.

Rechtsextreme Inhalte sind für Facebook in der Regel kein Problem. Sexistische Werbung, auf der Frauen eben nur fast nackt sind, um Produkte zu verkaufen, sieht das Unternehmen auch nicht als anstößig. Aber sobald Frauen für ihre Rechte kämpfen, greift die kapitalistische „Moral“ wieder durch.

Zum Glück ist das Video aktuell noch auf Youtube zu sehen:

Mehr zum Thema