Es ist weibliches Leben, vor dem sie keinen Respekt haben

16.07.2024, Lesezeit 3 Min.
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Nairobi, Kenia - 28. Januar 2023: Feministinnen marschieren gegen die Zunahme von Frauenmorden. Foto: Mwivanda Gloria / shutterstock.com

In Kenia hat ein Mann gestanden, 42 Femizide begangen zu haben. Gleichzeitig soll die Polizei nichts davon gemerkt haben, während sie selbst unter Verdacht steht, regelmäßig Demonstrierende zu töten.

Nach dem Fund von mehreren zerstückelten Frauenleichen hat ein Mann gestanden, 42 Frauen in den letzten beiden Jahren ermordet, in dieser Form zugerichtet und in einer Müllkippe nur 100 Meter von seinem Wohnort entfernt in einem Armenviertel in Nairobi entsorgt zu haben. Nach eigenen Angaben war sein erstes Opfer seine Ehefrau. Viele der Opfer wurden noch nicht gefunden oder identifiziert.

Der Leiter der Kriminalpolizei sagte dazu: „Wir haben es mit einem Psychopathen zu tun, mit einem Serienkiller ohne Respekt vor menschlichem Leben.“ Doch es ist nicht das menschliche Leben an sich, sondern das weibliche Leben, vor dem er und viele weitere Männer keinen Respekt haben. Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Problem. 

Unklar ist auch, warum die Beamt:innen der Polizeistation in unmittelbarer Nähe zum Fundort nichts bemerkten. Die Polizeiaufsichtsbehörde IPOA hat eine Untersuchung des Falls angekündigt, darunter auch, ob die Polizei „in die Todesfälle verwickelt war oder es versäumt hat, sie zu verhindern“. Es stehen Vermutungen im Raum, dass Polizist:innen in die Ermordung der Frauen involviert gewesen seien und es sich bei den Opfern um regierungskritische Demonstratinnen handelte. Es werden immer noch Demonstrant:innen vermisst, zahlreiche wurden schwer verletzt oder wurden getötet. Bei den Ermittlungen und Bergungen am Wochenende kam es zu großen Menschenansammlungen, bei denen die Polizei Schüsse in die Luft feuerte, um diese zu zerstreuen. Auch zwei Wasserwerfer standen bereit. 

Regelmäßig werden regierungskritische Demonstrationen gegen Präsident William Ruto gewaltsam niedergeschlagen und die Polizei steht unter Verdacht, Protestierende, insbesondere in ärmeren Vierteln, umzubringen. Zudem wird auch vermutet, dass sie Killerkommandos auf Aktivist:innen und Anwält:innen angesetzt haben könnten, die mutmaßliche Übergriffe der Polizei untersuchten. 

Die aktuellen Proteste gegen die Regierung sind die heftigsten Zusammenstöße des Landes seit der Unabhängigkeit 1963. Doch auch Anfang des Jahres demonstrierten bereits Tausende gegen die steigende Zahl Femizide in Kenia. Die öffentliche Empörung über den Tod der vorangegangenen Femizide ist auch deshalb so enorm, weil die Regierung auf die langjährige Forderung, Femizide gesetzlich als Verbrechen anzuerkennen, mit Ignoranz und Desinteresse reagiert. 

Die Polizei schützt uns nicht – im Gegenteil. Geschlechtsspezifische Gewalt gibt es bei Verhaftungen, im Kollegium oder auch im Privaten. Sehen kann man dies in den Nachrichten über sexualisierte Gewalt an Protestteilnehmer:innen in Deutschland und weltweit, oder die Berichte über den Polizisten, der seine Frau mit der Dienstwaffe erschoss. Seit diesem Februar dürfen Polizist:innen ihre Dienstwaffen auch wieder in ihrer Freizeit mit sich führen – angeblich um außerhalb der Dienstzeit in Straftaten eingreifen. Doch wer gegen Gewalt und Femizide kämpfen will, kann sich auf Polizei und Staat nicht verlassen.

Wir benötigen eine antiimperialistische und sozialistische Politik, für einen wirklichen Feminismus, der gegen Gewalt gegen Frauen als systemisches Problem kämpft. Einen weiterführenden Artikel dazu findest du hier:

Wie kämpfen wir gegen patriarchale Gewalt?

Patriarchale Gewalt wird während der Krisen enorm verstärkt. Um beide zu bekämpfen, muss der Kampf gegen patriarchale Gewalt mit dem Kampf gegen den Kapitalismus einhergehen. 

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