Erstes Nationales Treffen von Pan y Rosas in Mexiko
Am vergangenen Sonntag fand das erste Nationale Treffen der Frauenorganisation Pan y Rosas ("Brot und Rosen") in Mexiko statt. Es gab eine tiefgründige Debatte mit zahlreichen Berichten über die Situation der Frauen in Mexiko. Am Ende wurden gemeinsame Beschlüsse verabschiedet.
Vor einigen Monaten startete die Kampagne #NiUnaMenos (#NichtEineWeniger) in mehreren lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien, Chile und Brasilien. Sie richtete sich gegen den Terror der Frauenmorde und des Frauenhandels. Als die Kampagne Mexiko erreichte, fand sie viel positiven Zuspruch unter Arbeiterinnen und Studentinnen.
Nach einer intensiven Kampagne fand nun das erste nationale Frauentreffen von Pan y Rosas statt. Es waren Lehrerinnen anwesend, Arbeiterinnen von Sandak und Beschäftigte der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM), sowie Lehramtsstudentinnen und Studentinnen der Universidad Autónoma Metropolitana, dem Nationalen Politechnischen Institut (IPN) und aus verschiedenen Fakultäten der UNAM. Besonders stach die Teilnahme von Irinea Buendía heraus. Sie ist die Tochter von Mariana Lima, die von ihrem Mann, einem Polizisten, umgebracht wurde.
Es wurden zahlreiche Workshops zu verschiedenen Themen organisiert. Junge Frauen und Arbeiterinnen konnten sich hier über ihre Kampf- und Lebenserfahrungen austauschen. Außerdem wurden Vorschläge diskutiert, wie die Frauen den Angriffen der Regierung von Peña Nieto und seinen Anhängern und der machistischen Gewalt entgegentreten können.
Es wurde über die sexuelle Belästigung im Alltag und am Arbeitsplatz gesprochen, über die Repression gegen Lehrerinnen, die gegen die Bildungsreform kämpfen, über den doppelten Arbeitstag der Frauen – zuerst auf Arbeit und danach zu Hause –, die Verfolgung von Frauen, die abgetrieben haben, wie sie im ganzen Land mit Ausnahme des Distrito Federal stattfindet, und über die verschiedenen Ausdrücke von Gewalt gegen Frauen, zum Beispiel den Frauenmord.
Eine der Schlussfolgerungen des Treffens war, dass der Staat – im Dienste des Imperialismus und der einheimischen und ausländischen Unternehmer*innen – die machistische Gewalt nutzt, um die Frauen angesichts immer größer werdender Ausbeutung und Unterdrückung gehörig zu machen.
Ein weiterer Beschluss war die Teilnahme an der Demonstration am kommenden 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Es wurde außerdem dafür gestimmt, Komitees von Pan y Rosas an den Arbeitsplätzen und Universitäten und Schulen zu gründen und die Kampagne #NiUnaMenos auszuweiten. Das Treffen sprach sie für die Unterstützung der Arbeiterinnen von Sandak aus und für die Wiedereinstellung von Aldo Santos der Escuela Normal Superior, der wegen seines Aktivismus gegen die Bildungsreform entlassen wurde. Außerdem wurde der Kampf für die Freiheit von Nestora Salgado und aller politischen Gefangenen beschlossen, wie gerade die Lehrer*innen, die aufgrund ihrer Demonstrationen gegen die Reform festgenommen wurden.
„Wir brauchen nicht nur Mut, um zu kämpfen, sondern auch um uns für den Sieg zu organisieren“
Andrea D’Atri ist Gründerin der internationalen Frauenorganisation Pan y Rosas. Sie hob hervor, dass:
„uns trotz der Unterschiede zwischen Argentinien und Mexiko die gleichen Unterdrückungsverhältnisse, die Erfahrungen von Arbeiterinnen wie bei Sandak, die Konfrontation mit der Gewerkschaftsbürokratie, vereinen. Auch wir leiden unter der polizeilichen Verfolgung und Repression, wir leben die Konsequenzen des doppelten Arbeitstages. Das zwingt uns dazu, dass wir auf dem lateinamerikanischen Kontinent gemeinsam kämpfen müssen. Gegen die machistische Gewalt, die das Regime benutzt und rechtfertigt. Gegen den Frauenhandel. Für die Rechte der arbeitenden Frau. Keine weitere Tote mehr aufgrund von heimlichen Abtreibungen.“
In diesem Sinne lud sie alle dazu ein, Teil dieser Bewegung zu sein, die es nicht nur in Mexiko, sondern in anderen Ländern Lateinamerikas seit einigen Jahren gibt.
Außerdem sagte sie:
„Das Regime und der Imperialismus haben nur Beschimpfungen, Leid und Barbarei für die Gesamtheit der Ausgebeuteten und Unterdrückten zu bieten. Man braucht Mut, um zu kämpfen. In Mexiko hat nie der Mut gefehlt, in einem vom Imperialismus unterdrückten Land zu kämpfen.“
Sie sagte zum Ende ihrer Rede, dass der Mut, die Beharrlichkeit, die Geduld und das Helden*innentum, die wir in den täglichen Kämpfen immer wieder beweisen, nicht ausreichen, wenn wir wollen, dass die Kämpfe nicht verloren werden oder in Massakern und Gefängnissen enden – wenn wir wollen, dass die Ausgebeuteten und Unterdrückten, besonders die Frauen, endlich siegen. Um dieses Ziel zu erreichen muss sehr klar sein, dass wenn der Feind über Repressivkräfte, ein politisches Regime mit ideologischem Apparat und Organisationen verfügt, die Unterdrückten und Ausgebeuteten eine Organisation, die es mit dem Feind aufnehmen kann, aufbauen müssen. Damit wir sagen können, dass wir nicht nur Mut zum kämpfen haben, sondern auch Mut, um uns für den Sieg zu organisieren.
„Für eine große Frauenbewegung“
Alejandra Toriz hielt auch eine Rede zum Ende des nationalen Frauentreffens. Sie erklärte den Rahmen, in dem diese Versammlung stattfand. Dabei ist das Massaker von Iguala vom September 2014 ein wichtiges Ereignis. Die Regierung von Enrique Peña Nieto hat in dieser Situation eine brutale Offensive gegen die Lehrer*innen gestartet. Toriz machte deutlich, dass die Lehrerinnen Teil des Kampfes gegen die Durchsetzung der Bildungsreform sind. Für sie und ihre männlichen Kollegen hat das mörderische Regime der drei größten Parteien PRI-PAN-PRD nur Repression, Kriminalisierung der sozialen Proteste und Gefängnis übrig. Die Lehrerinnen sind zudem Opfer einer institutionellen Gewalt, wie man am Beispiel der Staatlichen Koordinierung der Bildungsarbeiter*innen von Guerrero (CETEG) sehen konnte, die Opfer sexueller Belästigung durch die Repressivkräfte des Staates wurden.
Sie erwähnte besonders die mutigen Arbeiterinnen von Sandak, die seit vier Jahren für ihre Arbeitsplätze kämpfen, die Arbeiter*innen in den maquilas (Sweatshops) im Norden des Landes, von Foxxcon und Eaton Industries und anderen, die ihre Bereitschaft zum Kampf gegen die Prekarisierung, die Entlassungen und Belästigungen bewiesen.
Sie erinnerte daran, dass die imperialistische Offensive in Mexiko – von denen die strukturellen Reformen ein Teil sind – die arbeitenden und armen Frauen besonders hart trifft.
Während die Frauen die doppelte Arbeitsbelastung ertragen müssen, werden sie zudem noch Opfer der machistischen Gewalt. Deshalb erklärte sie, dass „sich die Notwendigkeit aufzwingt, eine große nationale Frauenbewegung aufzubauen“ und lud alle ein, Teil der Frauengruppierung Pan y Rosas zu werden, die sich diese Aufgabe stelle. Am Ende ihrer Rede sagte sie, dass der Kampf sich gegen den Kapitalismus richten müsse und das es dafür notwendig sei, gemeinsam mit den männlichen Arbeitern und Jugendlichen ein politisches Werkzeug der Ausgebeuteten und Unterdrückten aufzubauen.
Am Ende dieses wichtigen Tages wurde Musik gespielt und alle waren motiviert, die Organisierung der kämpferischen Frauen voranzutreiben.