Erneuter Angriff auf Linke von Nicholas Potter: Antwort auf die rassistischen Anschuldigungen

06.08.2023, Lesezeit 5 Min.
Gastbeitrag

Antwort von Hasan an die Jüdische Allgemeine, eine prozionistische und staatstragende Zeitung, die linke Aktivist:innen in Fridays for Future mit internen Chats diskreditieren will.

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Foto: Timon Goertz // shutterstock

Seit einigen Tagen fahren verschiedene bürgerliche Medien, unter anderem die WELT und die jüdische Allgemeine, eine Kampagne gegen das internationale Fridays for Future. Grund dafür sind verschiedene antizionistische Positionierungen, die insbesondere auf dem Twitteraccount der Organisation getätigt wurden. In allen diesen Artikeln geht es darum, Kritik an der Politik des Staates Israels und Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf als antisemitisch darzustellen. Linke, und insbesondere die Klimabewegung von bürgerlicher Seite aus unter Druck zu setzen und anhand von Fragen antikolonialer Solidarität zu spalten ist nichts neues. Ein beliebtes Mittel ist dabei, anhand von Einzelpersonen ein Exempel zu statuieren. Bereits im letzten Jahr wurde einer unserer Redakteure von Nicholas Potter versucht persönlich einzuschüchtern, indem dieser versucht hat ihn im Rahmen eines tendenziösen Artikels an den Pranger zu stellen. Ebenjener Nicholas Potter hat nun im Rahmen seines Artikels für die jüdische Allgemeine über Fridays for Future international den Fridays for Future Aktivisten Hasan auserkoren, um ein neues Exempel gegen Linke zu statuieren. Hasan engagiert sich in der internationalen Social Media Arbeit von Fridays for Future, und setzt sich dort unter anderem für antikoloniale Solidarität und antizionistische Positionierungen ein. Nicholas Potter versucht, unter anderem durch die Veröffentlichung von Nachrichten aus internen Chatgruppen, Hasan einzuschüchtern, ihn fälschlicherweise als Antisemiten zu diffamieren und damit die von ihm vertretenen Positionen zu isolieren. Wir spiegeln deshalb solidarisch Hasans Antwort auf Nicholas Potters Anfrage, Stellung zu nehmen zu den Vorwürfen:

Sehr geehrter Herr Potter,

dass ich zu meiner von ihnen als „israelfeindlich“ bezeichneten bzw. generell zu meinen antikolonialen Positionen stehe und es meiner Meinung nach unsinnig ist diese als „antisemitisch“ zu bezeichnen, sollte sie nicht überraschen.
Selbstverständlich verachte ich jegliches antisemitisches Gedankengut. Jüdinnen und Juden sollten selbstverständlich unversehrt in Palästina & überall leben können, frei von Diskriminierung & Hass.
Ergänzend will ich unterstreichen dass ich die Art und Weise wie sie die koloniale & zionistische Unterdrückung von Palästinenser*innen mit Jüdinnen und Juden assoziieren & gleichsetzen, schlimm finde.

Ich habe keine „führende Rolle“ in der internationalen Social-Media Gruppe, Tweets die Palästina-Solidarisch sind wurden auch schon vor meinem Beitritt (circa Juli 2022) veröffentlicht, dementsprechend ist es mich als „zentraler Akteur“ darzustellen journalistisch & faktisch einfach falsch ist.

FFF International ist einheitlich Palästina-solidarisch aufgestellt und steht deshalb FFF Deutschland sehr kritisch gegenüber, weil letztere eine beschränkte deutsche Sicht auf dieses Thema hat. Mein Beitritt in die Arbeitsgruppe von FFF International hat deshalb keinerlei ideologischen Einfluss gehabt, weil die Position gegen ein, von Menschenrechtsorganisationen als Apartheid eingestuftes Land, schon vorhanden war.

Zum Zeitpunkt meines Ausschlusses aus der Social-Media Arbeitsgruppe in Deutschland ging die interne Debatte nie um den Nahost-Konflikt geschweige denn einen „Antisemitismus-Vorwurf“. Bei meinem Ausschluss aus der Social-Media Arbeitsgruppe ging es um konstruierte & für rassistisches Mobbing genutzte Ableismus-Vorwürfe, zu der BiPoC for Future zwei interne Statements, die die rassistische Behandlung und die Beleidigungen gegen uns – alle belegt mit ua. Screenshots- dargestellt haben. Den rassistischen Ausschluss aus der Social-Media Gruppe auf „Antisemitismus“ zu reduzieren ist also nicht nur falsch, sondern ist auch einfach nur pure Verleumdung.

Was meinen Sie und Herr Schultheis genau mit „andere Vorwürfe“? Ich würde hier gerne Konkreteres wissen und auch sehen.

Ich habe weder einen noch „mehrere[…] antisemitische[…] Tweets“ veröffentlicht. Diese ihre Aussage lässt sich nur dadurch erklären, dass Sie offensichtlich jede Tat und jede radikale Kritik an den Staat Israel als antijüdisch deuten. Dieses Verständnis, wie es auch zum Beispiel in der kontroversen IHRA-Arbeitsdefinition des Antisemitismus widerspiegelt, weise ich zurück. Dabei stehe ich mit dem linken Mainstream weltweit – außerhalb Deutschlands – inklusive linke jüdische, israelische und palästinensische Akademiker*innen, Menschenrechtsorganisationen, und Politgruppen, indem ich diese Herangehensweise ablehe & auch verurteile. Denn eine solche Definition des Antisemitismus dient nicht dem essenziellen Kampf gegen Judenfeindlichkeit in all ihrer Formen, sondern lediglich der Verteidigung eines siedlerkoloniales Projekt vor fundamentaler Kritik.

Bezeichnend für Deutschland finde ich auch dass die IHRA-Definition als solche von ihrer Organisation, einer Organisation die den Namen eines der ersten Schwarzen Opfer rassistischer Gewalt trägt der selber in einer Kolonie aufgeachsen ist, so zu ihrer eigenen Räson konstruiert hat.

Was den Vorwurf der Gewaltverherrlichung angeht würde ich Sie bitten mir genau zu zeigen, wo ich dies außerhalb des völkerrechtlich garantierten Rechts auf bewaffneten Widerstand gegen eine Besatzungsmacht getan habe. Ansonsten würde ich Ihnen raten sich von diesem Vorwurf zu distanzieren.

Ich möchte sie hiermit auf journalistische Grundsätze & meinen expliziten Wunsch hinweisen, dass jedes direkte und indirekte Zitat aus dieser E-Mail ausdrücklich nur mit meiner Autorisierung zu veröffentlichen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Hasan Ö.

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