Über 600 Menschen auf Gorillas-Demo: Angriff auf Betriebsrat abgewehrt!
Am Dienstag gingen über 600 Menschen in Solidarität mit den Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas in Berlin auf die Straße. Gestern entschied das Gericht, dass der Betriebsrat gegründet werden darf. Ein großer Erfolg.
Die Berliner Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas haben Angriffe des Managements zurückgeschlagen. Nachdem am Dienstag 600 Menschen gegen Union Busting bei Gorillas demonstrierten, wies das Berliner Arbeitsgericht gestern den Antrag auf eine einstweilige Verfügung des Managements zurück, mit dem es die Wahl des Betriebsrates verbieten wollte.
Das Management von Gorillas versuchte durch Entlassungen und Angriffe auf die Betriebsratswahlen die Moral der Beschäftigten zu brechen. Ihre Ansage war: Wer die Bedingungen verändern will, wird abgestraft.
Nach einem erneuten wilden Streik Anfang Oktober war ein Teil der Kolleg:innen, die an Streikmaßnahmen beteiligt haben, fristlos gekündigt worden. Der Grund: die Teilnahme an „illegalen Streiks“, wie das Unternehmen mitteilte. Kurz nach den Entlassungen stellte das Unternehmen am Berliner Arbeitsgericht einen Antrag auf einstweilige Verfügung, um die für nächste Woche geplante Betriebsratswahl zu verbieten. Zum 1. Oktober hatte Gorillas ein neues Tochterunternehmen gegründet, in welches das gesamte operative Geschäft verschoben wurde. In ihrem schriftlichen Antrag vor dem Arbeitsgericht nutzten sie die Ausgründung als Argument, warum die Wahl eines Betriebsrates unzulässig sei.
Hunderte gegen Unionbusting und Entlassungen
Um vor dem Gerichtsurteil Druck aufzubauen und die vom Management gewollte Isolation der Beschäftigten zu brechen, organisierte ein breites Bündnis in Kreuzberg eine Demonstration. Die Augen einiger Gorillas-Kurier:innen glänzten, als sich der Demonstrationszug gegen 18 Uhr vom Startpunkt vor dem Warenlager in der Muskauer Straße in Bewegung setzte. Gegenüber der Polizei waren 200 Teilnehmer:innen angemeldet worden.
Letztlich folgten mehr als doppelt so viele Personen dem Aufruf, welcher neben dem Gorillas Workers Collective (GWC) von einem breiten Bündnis an gewerkschaftlichen Gruppierungen, sozialen Bewegungen und linken Organisationen getragen wurde. Von Deutsche Wohnen und Co. Enteignen bis zur Berliner Krankenhausbewegung und Migrantifa Berlin. Auch wir als Klasse Gegen Klasse und Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO) beteiligten uns. Die Breite der beteiligten Gruppen zeigte, dass der Kampf gegen prekäre Arbeitsbedingungen und Union Busting eine Bedeutung weit über Gorillas hinaus besitzt.
Ohne Beweise, dass die Warenlager wirklich unabhängig operieren und nicht an Weisungen aus der Firmenzentrale gebunden sind, wies das Berliner Arbeitsgericht den Antrag auf Abbruch der Betriebsratswahlen am Mittwoch zurück. Die für nächste Woche geplante Betriebsratswahl bei Gorillas wird erst einmal wie geplant durchgeführt. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass Gorillas im Nachhinein die Wahlen gerichtlich anfechten wird.
Ein Sieg der Einheit der Arbeiter:innenklasse
Beschäftigte von Amazon, Taxifahrer:innen und Angestellte verschiedener Lieferdienste wie Lieferando, Foodpanda, Wolt, Getir und Flaschenpost sowie die GEW-Betriebsgruppe der Schule in der Köllnischen Heide, die sich gerade im Warnstreik befindet, schlossen sich den Protesten an. Für die Bio-Company-Arbeiterin Anai Paz und ihre Kolleg:innen waren die Proteste der Gorillas-Beschäftigten sehr inspirierend. Die wilden Streiks bei Gorillas hätten für viel Aufmerksamkeit und Diskussionen unter ihren Kolleg:innen gesorgt. Und sie betonte, wie wichtig dieses Bündnis verschiedener Beschäftigter und politischer Gruppen ist, die sich um die Gorillas-Solidarität formiert. „Lass uns weiter zusammenarbeiten, um noch mehr Arbeiter:innen zu organisieren und weitere Allianzen zu schmieden“, erzählte die junge Verkäuferin in ihrer Rede. „Und lasst uns kämpfen, damit unsere Gewerkschaften diesen Kampf unterstützen und ihre Basis mobilisieren.“
Mit einer großen Delegation beteiligten sich die gerade streikenden AWO-Beschäftigten an der Demonstration. „Ihr habt ein Recht auf faire und fristgerechte Bezahlung für alle“, verkündete eine streikende Sprecherin der AWO-Tarifkommission in ihrer Rede. „Sich zu Recht wehrende Kolleg:innen wegen sogenannter ‚wilder Streiks‘ zu feuern, ist unter aller Sau. Bei solch wilden Arbeitsbedingungen bleibt einem ja nicht viel anderes übrig.“
Auch mit dabei waren die Kolleg:innen der Berliner Krankenhausbewegung. Laura, die am Vivantes-Krankenhaus Neukölln als Intensivpflegerin arbeitet, erklärte in ihrer Rede: „Wir haben unsere Forderungen strukturiert und unsere Arbeitgeber aufgefordert, zu verhandeln. Und nichts ist passiert. Als wir dann in den Warnstreik gegangen sind, wurde unserer Streik mit einer einstweiligen Verfügung untersagt. Auch wir mussten vor Gericht für unser Streikrecht kämpfen. Und wir haben gewonnen.”