Eierwürfe gegen Werksschließung beim Stahl-Konzern Vallourec
Der französische Stahl-Konzern Vallourec schließt seine Werke in Deutschland. Die Produktion soll bis Ende 2023 nach Brasilien verlagert werden. Ursprünglich war ein Verkauf der Werke geplant, am Mittwoch wurde die Schließung bekannt gegeben. Die Belegschaft erfuhr von den Plänen erst über die Presse.
In den beiden Werken in Düsseldorf und Mühlheim würden 2400 Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren. Aus diesem Grund versammelten sich bereits am Donnerstag 1000 Beschäftigte am Werk in Düsseldorf. Am Freitag informierte das Vallourec Management bei einer Mitgliederversammlung über die Schließung. Sie wurden von Beginn an von den Beschäftigten ausgepfiffen und es flog das ein oder andere Ei in Richtung Chefetage.
Die Beschäftigten kämpfen schon seit Monaten um ihre Arbeitsplätze. Erst Montag sind 1000 Beschäftigte mit Bussen nach Paris gefahren und haben vor der Konzernzentrale gegen die Schließung protestiert. Ousama Bouarous, der Betriebsratsvorsitzende in Mülheim an der Ruhr, erklärte: „Wir geben nicht einfach kampflos auf. Es geht schließlich um unsere Existenzen. Deshalb sind wir nach Paris gekommen.“
Die IG Metall und ihre Betriebsräte haben ein eigenes Fortführungskonzept vorgelegt, dieses wurde jedoch abgelehnt. Das Werk sei wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Alexander Szlieszus, Betriebsrat in Düsseldorf sagt dazu: „Wir standen der Unternehmensspitze schon lange auf der Matte mit der Forderung, die Produktion auf den Markt der erneuerbaren Energien umzustellen.“ Die Gewerkschaft fordert – natürlich vollkommen unzureichend – nur einen Sozialtarifvertrag und Abfindungsprogramme. Ende Mai sollen die Gespräche zwischen IG Metall, dem Betriebsrat und Vallourec beginnen.
Der Arbeitsdirektor von Vallourec, Herbert Schaaf, verspricht eine Anerkennungsprämie für alle, die bis zum Schluss arbeiten und sieht daher keine Gefahr für Streiks: „Wenn ich mit dem Betriebsrat eine Anerkennungsprämie aushandle, kann man nicht gleichzeitig zum Streik ausrufen. Ich habe das Gefühl, dass man ohne so eine Eskalationsstufe auskommt.“ Auf so eine billige Abspeisung darf nicht hereingefallen werden.
Die Profite der Konzerne sind mal wieder wichtiger als die Zukunft der Beschäftigten. Gerade jetzt, wo alles teurer wird, sind sie auf ihre Arbeitsplätze angewiesen. Von Leiharbeit und Hartz IV ist ein normales Leben nicht mehr möglich. Es ist ein gewerkschaftlicher und politischer Kampf zur Erhaltung aller Arbeitsplätze in der Stahlindustrie nötig. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat dürfen sich nicht mit Abfindungen zufriedengeben. Das Werk könnte verstaatlicht und von den Beschäftigten selbst verwaltet werden. Pläne zur Fortführung und Umstellung der Produktion sind bereits vorhanden. Selbstverwaltete Betriebe und Verstaatlichung privater Unternehmen sind zwar bisher in Deutschland selten, gleichzeitig ist das aber die einzige Lösung gegen Schließungen und Entlassungen.
Es lohnt sich hier, aus den Erfahrungen vergangener Arbeitskämpfe zu lernen, wie dem Streik gegen die Schließung des Werkes von Voith in Sonthofen im Jahr 2020. Dieser Kampf wurde letztlich von der IG Metall Führung verraten. Die Beschäftigten wurden vor die angebliche Wahl gestellt, einen Sozialtarifvertrag oder nichts zu erhalten. Eine Fortsetzung des Kampfes für den Erhalt wurde nicht als realistische Option präsentiert. Doch diese Option gibt es immer, auch im Fall von Vallourec.