Donald Trump will Frauen „bestrafen“, die abtreiben

02.04.2016, Lesezeit 3 Min.
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Der Milliardär hetzt – so wie alle Kandidaten bei den republikanischen Vorwahlen – gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Jetzt ist er noch einen Schritt weitergegangen als das rechte Establishment. Oder doch nicht?

„Es muss irgendeine Art von Bestrafung für die Frauen geben“, so Donald Trump, der bei den republikanischen Vorwahlen deutlich vorne liegt, im Gespräch auf MSNBC. Abtreibung ist ein heikles Thema. Alle Kandidaten haben sich dem „Schutz des ungeborenen Lebens“ verschrieben. Ted Cruz, an zweiter Stelle hinter Trump, möchte Schwangerschaftsabbrüche selbst im Fall von einer Vergewaltigung oder einer Gefahr für das Leben der Frau verbieten. John Kasich, weit hinten am dem letzten Platz, will die Prozedur nur in wenigen Ausnahmen erlauben.

Also warum wurde Trump von allen Seiten kritisiert? Warum hat er seine Aussage nach wenigen Stunden zurückgezogen? Der Milliardär ist erst seit Kurzem ein rechter Republikaner – noch vor wenigen Jahren vertrat er manche liberale Positionen, die in seiner New Yorker Heimat vorherrschend sind. So bezeichnete er sich noch im Jahr 2000 als „Pro Choice“, also für das Selbstbestimmungsrecht. Deswegen hat er noch nicht die Sprachregelung der Abtreibungsgegner*innen verinnerlicht: Sie wollen Frauen „schützen“ und „ihre Würde bestätigen“, in den Worten von Tom Cruz. Bestrafung soll es nur für die Ärzt*innen geben.

Als ob es keine „Bestrafung“ wäre, eine Frau zu zwingen, eine ungewollte Schwangerschaft auszutragen!

Ein Abtreibungsverbot, wie es in vielen Ländern Lateinamerikas gibt, verringert keineswegs die Zahl von Abtreibungen. Es führt nur dazu, dass Abtreibungen teurer, unhygienischer und gefährlicher werden. „Ein Verbot von Abtreibungen rettet nichts und niemanden“ sagt Sonia Feruzinhos, eine sozialdemokratische Parlamentsabgeordnete aus Portugal über das Verbot, das bis 2007 herrschte. „Es führt nur dazu, dass Frauen verhaftet und öffentlich gedemütigt werden.“

Würden sich solche selbsternannte „Lebensschützer*innen“ tatsächlich dafür interessieren, die Zahl von Abtreibungen zu reduzieren, würden sie sich dafür engagieren, jedem Menschen kostenlose Verhütungsmittel zur Verfügung zu stellen. Doch sie engagieren sich meist gegen Verhütungsmittel – und damit für Abtreibung. Ihr wahres Anliegen ist es, männliche Kontrolle über weibliche Körper zu behaupten – so lässt sich weibliche Arbeitskraft auch besser ausbeuten.

Donald Trump hat nur einen politischen Fauxpas gemacht – er hat versehentlich ein offenes Geheimnis ausgesprochen. Denn allen Rechten geht es selbstverständlich darum, alle Frauen, die selbstständig ihre Sexualität ausleben, zu bestrafen – mit ungewollten Schwangerschaften oder schlimmerem. Donald Trump hat das nur ausgeplappert. Wir Marxist*innen dagegen fordern umfassenden Sexualkunde, kostenlose Verhütungsmittel und das vollständige Recht auf kostenlose, legale und sichere Abtreibung.

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