Die Vergesellschaftung des Wohnraums würde dem Klima helfen

01.04.2019, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Jeden Werktag machen sich in Berlin Hunderttausende Menschen quer durch die Stadt auf den Weg zur Arbeit. Ich hab Kolleg*innen, die jeden Tag zwei Stunden im Auto verbringen um zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Das produziert Tonnen an CO2.

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Viele prekär Beschäftigte müssen weit draußen wohnen, weil sie sich die Mieten in der Stadt nicht leisten können. Das gilt auch für die vielen Kolleg*innen an landeseigenen Krankenhäusern und Unternehmen.

Stellen wir uns für einen Moment vor, 250 000 Arbeiter*innen würden vom Senat dabei unterstützt, in die Nähe ihres Arbeitsortes zu ziehen. Die Voraussetzung dafür wäre Wohnraum in öffentlicher Hand sowie unbefristete und sichere Arbeitsverhältnisse, die eine langfristige Planung ermöglichen. Nimmt man die Einhaltung der Klimaziele wirklich ernst, müsste man auch darüber diskutieren, ob die Stadt Berlin ihre Steuerungsmöglichkeiten bei Einstellungen nicht dahingehend nutzen sollte, dass Menschen aus dem direkten Umfeld des Arbeitsortes bei Einstellungen bevorzugt behandelt werden.

Ein großer Teil des Verkehrs würde einfach wegfallen und der öffentliche Nahverkehr wäre auf einen Schlag attraktiver. Überfüllte Busse und Bahnen würden der Vergangenheit angehören! Dies wäre auch eine Entlastung für die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe.

Die Klimaziele können also nur erreicht werden, wenn Wohnraum bezahlbar bleibt und wenn die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Prekäre und befristete Jobs sorgen dagegen dafür, dass die Menschen weite Strecken zur Arbeit zurücklegen, denn den Wohnort wechselt man nur für gute Arbeit mit langfristiger Perspektive. Daher ist das Bild, das im Berufsverkehr tagtäglich sichtbar wird nicht nur aus ökologischer Sicht bedenklich. Es ist eine direkte Folge von prekären und unsicheren Arbeitsbedingungen.

Die Kampagne „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ und die Schulstreiks „Fridays for Future“ sind daher zwei Seiten einer Medaille. Daher unterstützen Beschäftigte der BVG die streikenden Schüler*innen und fordern einen massiven Ausbau des Nahverkehrs, mit neuen Arbeitsplätzen und guten Löhnen.

#WorkersForFuture lautet daher die Losung, denn als Arbeiter*innen wollen wir Klimagerechtigkeit und suchen den Schulterschluss zu den streikenden Schüler*innen. Wir benötigen die Vergesellschaftung der Immobilienkonzerne und die Rückführung der ausgelagerten Betriebe, um durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen – und dazu gehört auch der Anfahrtsweg – alles in eine klimafreundliche Richtung zu lenken.

Besonders die Grünen, aber auch alle anderen Parteien, müssen deshalb die Vergesellschaftung des Wohnraums vorantreiben und prekäre Arbeit bekämpfen. Arbeitsbedingungen und eine ökologische Lebensweise, stehen in einem direkten Zusammenhang. Steuerungsmöglichkeiten etwas zu verbessern, hat der Senat aber nur da, wo er die Verantwortung nicht an die Privatwirtschaft abgegeben hat.

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