„Die Situation ist nicht mehr tragbar“- Ein Bericht aus dem Krankenhaus

29.11.2021, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Eine Auszubildende schildert aus ihrer Sicht den Alltag in einem Krankenhaus im ländlichen Raum während der Covid-Pandemie.

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Foto Shutterstock: Dollydoll29

Ich bin derzeit Auszubildende zur Gesundheits- und  Krankenpflegerin im 3. Lehrjahr in einem Krankenhaus einer Kleinstadt.

Bei uns herrscht ein riesiger Personalmangel. Unser Krankenhaus ist seit einigen Wochen abgemeldet, das heißt, dass wir keine Patient:innen aufnehmen können, die nicht als Notfall gelten. Unsere Covidstation leidet jetzt auch noch darunter, dass Schüler:innen laut Gesetz nicht mehr in die Zimmer dürfen. Das alles zusammen hat zu dem Entschluss geführt, eine Station zu schließen. Von 180 Betten fehlen jetzt also bereits 40.

Vor allem in unserer ländlichen Gegend passiert es momentan, dass viele Patient:innen in die nächsten Kliniken gebracht werden müssen, teilweise 50-100km entfernt. Darunter leiden nicht nur Patient:innen, sondern auch das Personal. Alles in allem ist die Situation absolut kacke und nicht mehr vertretbar. Es kann keine optimale Versorgung mehr geleistet werden.

Ich wünsche mir die Entprivatisierung von Krankenhäusern bzw. generell des Gesundheitswesens, weil ich nie verstanden habe, warum aus Krankheit Profit geschlagen werden muss. Außerdem wünsche ich mir Menschen in der Gesundheitspolitik, die sich wirklich damit auskennen. Die nicht die Situation schönreden und behaupten „es gäbe ein Vertrauensproblem in der Pflege“ (Danke an den lieben Herrn Spahn).

Ich wünsche mir einen Personalschlüssel, der optimale Patient:innenversorgung gewährleistet, dass Stellen geschaffen werden und nicht abgebaut werden, weil Geld gespart werden muss.Ich wünsche mir gerechte Entlohnung für einen Job, der mir Bandscheibenvorfälle und psychische Überlastung beschert. Ich bin kein Heiliger Samariter, der aus Nächstenliebe arbeitet. Ich arbeite um Geld zu verdienen und um zu überleben. Am meisten wünsche mir, wieder mehr am Patienten arbeiten zu dürfen und nicht 5 von 8 Stunden am Tag am PC sitzen zu müssen…

Alles in allem ist die Pflege ein schöner Beruf mit Abwechslung und Momenten, bei denen man denkt „ok DAS ist es, hierfür lohnt sich das alles also Patient:innen genesen zu sehen, etc. Allerdings werden die Momente weniger, man sieht die Patient:innen kaum noch. Wenn man als Auszubildende die Arbeit einer ausgelernten Fachkraft übernehmen muss und sogar schon so im Dienstplan eingeplant wird, merkt man erst, wie ausgebrannt dieses System ist.

 

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