„Die Repression hörte nicht auf, bis wir das Land wieder verließen“ – Spanische Aktivistinnen berichten von Schikane

14.07.2017, Lesezeit 4 Min.
Übersetzung:
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Marta Clar aus Barcelona und Lucía Nistal aus Madrid, Aktivistinnen der sozialistischen Frauenorganisation "Brot und Rosen", nahmen am Samstag an der internationalen Großdemonstration gegen die G20 in Hamburg teil. Ein Erfahrungsbericht über militanten Internationalismus.

Marta und Lucía sind aktiv bei der sozialistischen Frauenorganisation „Pan y Rosas“ (Brot und Rosen) und der Strömung Revolutionärer Arbeiter*innen (CRT). Sie schilderten ihre Erfahrungen in Deutschland auf unserer Schwesterseite im Spanischen Staat, IzquierdaDiario.es.

Kaum hatten wir den Hamburger Flughafen betreten, kamen zwei bewaffnete Polizist*innen auf uns zu und verlangten unsere Ausweise […] Das war der Anfang einer langen Kette von Einschüchterung, Verfolgung und Repression gegen die Anti-G20-Bewegung, die nicht aufhörte, bis wir das Land wieder verließen.

Vom Flughafen fuhren wir zur Demonstration. Auf dem Weg sahen wir viele Dutzende Polizeiwannen, riesige Wasserwerfer, mehrere Hubschrauber, Polizist*innen aus verschiedenen deutschen Städten […] und sogar einen Panzer […]. Aber das alles konnte das Zusammenkommen von vielen tausenden Demonstrant*innen nicht verhindern, die sich dem Gipfel und der Repression entgegenstellten. Später erfuhren wir, dass fast fast 100.000 Menschen auf der Straße waren – die größte Demonstration gegen einen G20-Gipfel seit Jahren.

Die Stimmung war glücklich und kämpferisch, mit Protestliedern und antikapitalistischen Reden. Die Zusammensetzung der Organisationen war sehr heterogen, mit ökologischen Sektoren, linken Organisationen, Gewerkschaften, feministischen Kollektiven, autonomen Gruppen und dem internationalistischen Block, an dem wir zusammen mit unseren Genoss*innen von Klasse Gegen Klasse und der Revolutionären Internationalistischen Organisation teilnahmen.

Die Demonstration wurde durch Provokationen, Festnahmen und Übergriffe durch die Polizei aufgehalten. Aber die Demonstrant*innen bildeten Ketten und hielten ihre Reihen geschlossen, bis alle weiter laufen konnten. Während der Abschlusskundgebung wollten sich viele in einem Park ausruhen. Auch hier kam es zu Polizeiübergriffen. Am Ende der Demonstration gingen die Genossinnen zurück zum Protestcamp im Altonaer Volkspark:

Hier hatten wir die Gelegenheit, uns mit Genoss*innen auszutauschen, und wir hatten eine Diskussionsveranstaltung über die politische Situation, den Klassenkampf und die Frauenbewegung im Spanischen Staat. Es ging auch um die Arbeit der sozialistischen Frauengruppierung Pan y Rosas (Brot und Rosen) gegen Gewalt und Prekarisierung, unter denen wir als arbeitende Frauen besonders leiden. Doch der staatliche Repressionsapparat hatte nicht vor, uns ausruhen zu lassen. Um drei Uhr morgens kreiste ein Hubschrauber aus geringerer Höhe über dem Camp, damit wir nicht schlafen konnten, so wie sie es in den vorherigen Nächten gemacht hatten.

Am Sonntag fuhren Marta und Lucía mit einem Bus zurück nach Berlin. Dieser wurde von fünf Stunden lang von der Berliner Polizei aufgehalten und schikaniert:

Wir mussten einzeln aussteigen. Wir wurden abgetastet, Ausweise wurden kontrolliert, jeder noch so kleine Gegenstand, den wir dabei hatten, wurde durchsucht, während sie uns – gegen unseren Willen und gegen das Gesetz – filmten. Sie versuchten uns mit Fragen und Kommentaren einzuschüchtern und wir dürften nicht frei herumlaufen. Stundenlang standen wir in der Sonne. Sie forderten mich auf, kein Spanisch mit meinen Genoss*innen zu sprechen, weil sie das nicht verstanden. Sie fragten nach dem Inhalt von Datenträgern. Sie habenSachen wie Stifte beschlagnahmt.Ein Kollege von der Presse wurde isoliert, damit er das Geschehen nicht aufnehmen konnte […]. Und das alles mit der kafkaesken Begründung, dass wir potentielle Zeug*innen der Geschehnisse in Hamburg waren […] Das passt überhaupt nicht zur Art, wie sie uns behandelt haben, und zu ihrer Suche nach Waffen und „Beweisen“ in unserem Gepäck.

Doch die Einschüchterung durch den rot-grünen Senat in Hamburg oder den rot-rot-grünen Senat in Berlin hat die beiden Aktivistinnen nicht eingeschüchtert:

Für uns war die Teilnahme an den Protesten gegen den Gipfel des Kapitals und des Imperialismus, zusammen mit den Genoss*innen von RIO, eine große Erfahrung des praktischen Internationalismus. Wir konnten Momente des Kampes, des Widerstandes und der Reflexion teilen. Gegen die internationale Koordinierung der großen Anführer*innen des Kapitals […] brauchen wir eine internationale Solidarität und Organisation von unten.

Die Polizei im spanischen Staat hat eine starke faschistische Tradition. Dennoch waren die Genossinnen schockiert, wie massiv und gewalttätig die deutsche Polizei in Hamburg auftrat.

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