Die „Migrant Caravan“ erreicht die US-Grenze: Internationale Solidarität jetzt!

15.11.2018, Lesezeit 4 Min.
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Honduran migrants take part in a caravan heading to the US, on the road linking Ciudad Hidalgo and Tapachula, Chiapas state, Mexico, on October 21, 2018. - Thousands of Honduran migrants resumed their march toward the United States on Sunday from the southern Mexican city of Ciudad Hidalgo, AFP journalists at the scene said. (Photo by Pedro Pardo / AFP) (Photo credit should read PEDRO PARDO/AFP/Getty Images)

Rund 7.000 US-Soldat*innen sollen die „Migrant Caravan“ an der Einwanderung in die USA hindern – fast so viele, wie aktuell in Afghanistan stationiert sind. Sie stellen sich bewaffnet gegen 10.000 Menschen, die vor Armut und Gewalt fliehen. Die ersten 800 haben gestern Nacht bereits den Grenzzaun erreicht.

Unter den Tausenden Menschen sind viele Frauen, Kinder und alte Menschen. Sie kommen vor allem aus Honduras, Guatemala und El Salvador. Fehlende Jobaussichten und organisierte Gewalt und Repression vom Staat haben sie vertrieben. An der Grenze zu Mexiko mussten sie jedoch wiederum brutale Gewalt der mexikanischen Polizei erfahren. Aus der Bevölkerung solidarisierten sich jedoch zahlreiche Menschen mit den Migrant*innen. Sie spendeten Kleidung, Decken, Essen und Trinken.

In Mexiko-Stadt protestierten rund 400 Menschen vor dem Gebäude des UNHCR („UN-Hochsekretariat für Flüchtlinge“). Sie verurteilten dabei die Gewalt an der Grenze und forderten Busse für eine sichere Einreise in die USA. Diese Busse wurden ihnen jedoch verweigert. Viele versuchen nun in kleineren Gruppen „per Anhalter“ die Grenze zu erreichen. Die Gegenden, die sie dabei durchqueren, sind jedoch oft kontrolliert von Drogenkartellen und somit besonders gefährlich. Bis zu 100 Menschen sind bereits verschwunden. Die Weigerung der Regierungen, Busse zu stellen, erhöht die Zersplitterung dabei umso mehr und damit auch die Gefahr von Kidnapping.

Die Entscheidung, welche Route man einschlägt, wurde teilweise in demokratischen Versammlungen getroffen. In Mexiko-Stadt gab es sogar eine Versammlung von Frauen, wo über die sichersten Wege und Transportmöglichkeiten für sich und ihre Kinder gesprochen wurde.

Armut und Gewalt in Heimatländern

Die Situation in Honduras, Guatemala und El Salvador kommt dabei nicht von ungefähr. Die USA unterstützen die Regierungen dieser Staaten zwar aktuell mit Geld und verkaufen das als Hilfe. Jedoch dient dieses Geld nur dazu, die Repression gegen die Menschen schon vor Ort zu verstärken, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, zu fliehen. Besonders die Krise von 2008 hat in den Ländern die Arbeitslosigkeit in die Höhe getrieben. Die Antwort der Regierungen war noch stärkere Angriffe auf die arbeitende und arme Bevölkerung vor Ort.

Diese Politik ist die Fortsetzung imperialistischer Aggression der USA gegenüber den Staaten Mittelamerikas, in denen die USA in den vergangenen Jahrzehnten rechte Putschist*innen finanziert und ausgerüstet haben, um pro-imperialistische Regierungen zu installieren. Die humanitäre Krise, vor der wie heute stehen, ist Ergebnis der jahrzehntelangen Ausplünderungen der arbeitenden Bevölkerung in diesen Ländern im Sinne des US-Imperialismus.

Mexiko ist dabei eines der gefährlichsten Länder für Migrant*innen. Polizei und Drogenkartelle arbeiten hier oft Hand in Hand. 2010 wurden dadurch 72 Migrant*innen in San Fernando ermordet. In Mexiko leiden Migrant*innen unter extremer Ausbeutung, Drogenkriegen und Militarisierung. Die Regierung und die Medien schüren dabei Xenophobie gegen diese Menschen.

Unterstützung aus Mexiko und den USA

Dagegen formiert sich jedoch auch Widerstand. Die Genoss*innen unserer mexikanischen Schwesterorganisation MTS rufen derzeit gemeinsam mit unserer US-Schwesterorganisation Left Voice zu politischer und humanitärer Unterstützung auf. Einerseits geht es dabei um Spenden, die den Menschen vor Ort zu Gute kommen sollen. Andererseits aber auch darum, ein von der mexikanischen Regierung und den Medien unabhängiges Sprachrohr für die tausenden Migrant*innen zu schaffen, dass die Gewalt, die Repression und andere Erfahrungen öffentlich anprangert.

Auch in den USA gibt es zum Glück nicht nur die xenophoben und rassistischen Drohungen von Trump. Die Versammlung von Universitätsbeschäftigten in New York hat eine Solidaritätserklärung veröffentlicht und mehrere Hundert Dollar für die Menschen gesammelt. In der Erklärung heißt es unter anderem:

Viele unser Student*innen sind aus Süd- oder Mittelamerika. Viele von ihnen flohen, genau wie die Menschen jetzt, vor Gewalt, politischer Verfolgung, Armut (meist das Produkt der US-Politik und den Interventionen). […] Viele von ihnen sind Illegalisierte, die jeden Tag mit der Angst leben, ihr Studium abbrechen zu müssen, oder ihre Familien inhaftiert oder abgeschoben zu sehen. […]

Wir unterstützen das Recht aller migrantischen Arbeiter*innen, sich überall dort zu organisieren, wo sie leben und arbeiten, und heißen sie in unseren Gewerkschaften und Communities willkommen, weil ihre Anwesenheit uns stärkt.

In diesem Sinne müssen Gewerkschaften und linke Organisationen die Führung für den Kampf der Migrant*innen übernehmen. Denn die Migrant*innen, die dort derzeit fliehen, sind ein wichtiger Teil der Arbeiter*innenklasse. Deshalb brauch es kollektive Organisierung an Schulen, Universitäten und in Betrieben, um die Repression gegen unsere migrantischen Kolleg*innen zurückzuschlagen und sie vor Abschiebungen zu schützen.

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