Die Massenbewegung ergreift die Jugend – mehr als 100 Schulen in Frankreich blockiert
Die soziale Bewegung in Frankreich nimmt immer breitere Formen an. Während sich die Aktionen der "Gelbwesten" (Gilets Jaunes) in den vergangenen Wochen auf die Samstage konzentrierten, beginnt diese Woche mit einer massiven Beteiligung der französischen Jugend an den Protesten gegen Macron. Landesweit sind über 100 Schulen zum Teil oder vollständig blockiert.
Einerseits bekräftigen die Schüler*innen Forderungen der Gilets Jaunes, wie die Senkung der Verbraucher-Steuern, den Erhalt öffentlicher Infrastruktur – und nicht zuletzt den Rücktritt Macrons. Sie ahnen, dass die Politik der aktuellen Regierung sie zu einer düsteren Zukunft verdammt, mit prekärer Arbeit und konfrontiert mit der ständigen Unsicherheit eines immer teurer werdenden Lebens und des drohenden sozialen Abstiegs. Neben Schildern und Bannern mit den genannten Forderungen zeigen die Schüler*innen ihre Verbindung mit den Gilets Jaunes teils auch direkt durch das Tragen gelber Westen. Sie stellen aber auch ihre eigenen Forderungen auf: Die Uni-Reform Parcoursup soll zurückgenommen werden, ebenso wie die letzten Änderungen am französischen Abitur. Außerdem geht es immer wieder um den kostenlosen Zugang zur weiterführenden Bildung für alle.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, demonstrierten die tausenden wütenden Schüler*innen heute nicht nur durch ihre Viertel, sie blockierten auch die Eingänge zu den Gymnasien und zündeten mancherorts Mülltonnen als Teil von Barrikaden an.
Die Besetzungen werden auch von der landesweiten Schüler*innen-Gewerkschaft UNL unterstützt, welche zur Vernetzung und Koordinierung der Proteste beiträgt. Die Explosivität, mit der die Besetzungen um sich greifen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Proteste ihre Kraft aus einer tiefsitzenden Wut der Jugendlichen Frankreichs auf die Regierung ziehen.
Die Schüler*innen-Proteste bringen die Regierung weiter in Bedrängnis. Und sie könnten zudem eine wichtige Inspiration für die Studierenden des Landes sein, die sich zwar gerade gegen eine geplante Einführung massiver Studiengebühren für ausländische Studierende formieren, aber bisher noch zögern, sich mit den Gilets Jaunes zu verbinden.