Die FUSION 2017 findet vom 7.-8. Juli in Hamburg statt
Wie traurig waren wir, als wir erfahren haben, dass die Organisator*innen der FUSION nach 20 Jahren eine Pause brauchen. Im Jahr 2017 fällt das weltberühmte linke Festival in Lärz aus. Doch wir haben dieses Jahr sowieso ein wichtigeres Event zu besuchen: Es heißt "G20".
Vorweg: Wir als Redaktion von Klasse Gegen Klasse haben keine kollektive Position zur FUSION. Manche von uns halten das jährliche Kulturfestival mit 70.000 Teilnehmer*innen für kleinbürgerlichen Hedonismus. Andere sind vom „Ferienkommunismus“ begeistert und fahren jedes Jahr hin. Natürlich ist das kein Kommunismus, aber es lässt uns für ein paar Tage träumen, wie eine Gesellschaft ohne Zwang und Hierarchie aussehen könnte. Und Lenin – dessen Gesicht immer wieder auf der FUSION zu sehen ist – empfahl es den Unterdrückten, zu träumen.
Aber unser jährlicher Streit über die FUSION ist dieses Jahr beinahe ausgefallen. Nach 20 Festivals – seit 1997 immer am letzten Juniwochenende – hat der Kulturkosmos e.V. beschlossen, dass sie eine Pause brauchen. Erst im Jahr 2018 soll die FUSION zum 21. Mal stattfinden.
Doch keine Sorge! Es gibt einen Ersatz für Fusionistas und Ferienkommunist*innen! Und zwar am 7.-8. Juli in der Hansestadt Hamburg. Dort tagt die G20 – und zehntausende Gegendemonstrant*innen werden erwartet. Ein paar Gemeinsamkeiten gibt es auf den ersten Blick:
– zehntausende Teilnehmer*innen, meist jung und zumindest irgendwie links
– eine Mischung aus sehr bunten Klamotten und rein schwarzen Klamotten
– eine kapitalismuskritische Grundstimmung und viele linksradikale Botschaften
– Menschen in Bezugsgruppen von 5-6 Personen
– viele linke Strukturen in einem breiten Netzwerk
– sehr viel elektronische Musik
Es gibt aber auch wichtige Unterschiede zur FUSION. 2017 sind wir nicht auf einem weitläufigen Areal, sondern mitten in der Stadt. Und während Polizist*innen in Lärz unsichtbar blieben, ist in Hamburg damit zu rechnen, dass wir von Zehntausenden Bullen umgeben sein werden. Die Behörden der Hansestadt haben die geplanten Protestcamps unlängst veboten, die Cops haben Demonstrationsverbotszonen eingerichtet und Millionen Euro teure Knäste gebaut.
Bei den Protestcamps – wenn sie denn stattfinden können – werden trotz der Repressionsdrohungen ein paar Elemente dessen spürbar sein, was wir uns vom Zusammenleben in einer anderen Gesellschaft erhoffen: Selbstorganisation, Inspiration für aktuelle und kommende Kämpfe, das Gefühl der solidarischen Zusammengehörigkeit.
In gewisser Weise ist G20 auch nur ein Event wie die FUSION – eine Gelegenheit, für diese andere Gesellschaft einzustehen. Doch der Protest gegen die G20 ist ungleich ernster – anders als bei der FUSION können wir nicht einfach an einem langen Sommerwochenende Kommunismus spielen, sondern wir konfrontieren uns direkt mit den Herrschenden und ihren Repressionsapparaten. Dieser Protest – auch wenn er nur ein Symbol, ein Event ist – zeigt uns, dass es darauf ankommt, uns an unseren Arbeitsplätzen, an unseren Unis und Schulen organisieren – um schlussendlich mit der proletarischen Revolution den Kommunismus zu erkämpfen.