Die ach so erhoffte Rettung (bleibt aus) für die Mitarbeiter der Schließungshäuser!

14.10.2020, Lesezeit 5 Min.
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Bild: "Karstadt is dead" by "Like_the_Grand_Canyon", https://www.flickr.com/photos/like_the_grand_canyon/50187666766/in/photostream/

Bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) haben die Beschäftigten in den schließenden Filialen bis zuletzt auf eine Rettung gehofft. Doch Tausende wurden im Stich gelassen und auch in den Filialen, die offen bleiben, müssen die Beschäftigten die Krise ausbaden. Beitrag eines GKK-Kollegen.

Die Unverschämtheiten reißen nicht ab!

Erst hat GKK den Angestellten im März 15 Prozent Lohn wortwörtlich GEKLAUT. Dagegen gab es die Sammelklage, doch es wird nichts zurückgezahlt. Mitarbeiter, deren Geld vom Konto einbehalten wurde, werden es nie wieder sehen, weil der Herr Benko mit seinen 5 Miliarden ja insolvent ist.

Schnell wurde ein Verdi-Anwalt hinzugezogen, der für die Kläger mit deren Einwilligung an ihre Stelle treten sollte. Die Frage, die ich mir dabei im Nachhinein nur stelle, ist, ob dieser Anwalt auch wirklich deren Stimmen vertreten hat oder er einfach nur alles abgenickt hat, was Benko vorgegeben hat. Wäre dem so, hätte der Kapitalismus einen weiteren Sieg verzeichnen können. Genauso, wie ich es nicht verstehen kann, wie sich ein Gericht auf die Seite eines kapitalistischen Ganoven stellen kann! Er hat MILLIARDEN und stiehlt bei den Armen noch Geld aus den Taschen.

Familien, in denen teilweise jemand Alleinverdiener ist, haben ohne Informationen und Vorwarnung im März einfach 300 bis 400 Euro weniger Gehalt bekommen. Wissen sie was das für manche bedeutet? Alleinverdiener mit zwei Kindern? Und da zieht sich der Kapitalismus wie ein schwarzer Faden weiter durch die Geschichte und zeigt sein wahres Gesicht, ohne dass das arme Arbeitervolk etwas dagegen machen kann.

Dann heißt es, dass alle Mitarbeiter von Filialen, die zunächst auf der Schließungsliste standen und doch offen bleiben, über tausend Euro zurückzahlen müssen an Benko. Denn die Schließungshäuser bekommen den höheren Tariflohn, die offenen Häuser nur Kurzarbeitergeld. So muss jeder Mitarbeiter, der in einem geretteten Galeria Kaufhof/Karstadt arbeitet, die Überschüsse an Gehalt zurück zahlen, obwohl ihm selbst im März Geld geklaut wurde.

Und weil das alles so gut geklappt hat, konnte nun Benko bekannt geben, dass 100 Milionen an Dividenden ausgezahlt werden. Insgesamt sollen dieses Jahr noch 200 Millionen an Großaktionäre ausgezahlt werden.

Also fassen wir mal zusammen:

  • Mitarbeitern Geld aus der Tasche KLAUEN! Check!
  • Mitarbeitern, die eh kaum noch was haben, weiteres Geld abverlangen! Check!
  • Dann mit diesen Geldern endlich Geld für die Aktionäre haben! Check!

Der arme Arbeitnehmer schaut wieder in die Röhre, während sich die Oberen weiter die Gelder schenken. Das kann es nicht sein und auch da kommt wieder nichts von Seiten der Politik. Da frage ich mich, ob nicht die Arbeiterklasse besser in der Politik aufgehoben wäre, um solchen Vorgehensweisen entgegen zu wirken, die einfach nur kapitalistisch auf den Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden?!

Zu dem Ganzen traf dann heute noch der Gesamtbetriebsrat (GBR) mit dem unverschämtesten Schreiben auf, was man sich nur denken kann.

Mitarbeitern, die zum Teil über 40 Jahre im Unternehmen tätig waren, wird nun unterbreitet, dass man sich neu bewerben kann, um eventuell in anderen offenen Häusern einen Job zu bekommen, der befristet oder auch unbefristet sein wird. SAGT MAL GEHT’S EUCH NOCH RICHTIG? Jemand, der damals seine Ausbildung gemacht hat im Kaufhof / Karstadt und sich für den Job beworben hat und schon 30/40 und mehr Jahre dort arbeitet, soll was bitte? Sich neu bewerben? Leonhard Tietz würde euch den Stinkefinger zeigen!

Wieso kann man die Leute nicht einfach umverteilen mit ihren Verträgen, bzw. einem Anhang, falls kleine Änderungen gemacht werden sollten? Wie kann es sein, dass jemand, der 30 Jahre im Unternehmen war, auf einmal wieder bei 1 anfängt? Das ist unterste, aber aller unterste Schublade… ach was sag ich, das ist schon bodenlos, sich mit so etwas zufrieden zu geben für die eigene Familie, lieber GBR! Das könnte auch anders laufen und ich hoffe, dass sich niemand damit abfindet, mit 50+ noch als Neuling eingestuft und behandelt zu werden.

Aufgeben ist keine Option! Das ist euer Slogan und ich finde diesen gilt es dann auch mit aller Macht zu verteidigen. Es fehlt Personal in jedem offenen Kaufhaus und auch durch mehr Personal kann man Umsätze steigern. In Düsseldorf gäbe es sogar einen sehr einfachen Weg. Kaufhof an der Kö und Karstadt auf der Schadowstraße nehmen Mitarbeiter aus dem Karstadt Sport und Kaufhof am Wehrhahn nach ihrem Rolliersystem auf für 3 Jahre und unter allen Mitarbeitern könnte man dann schauen, wer später rüber geht ins neu gebaute KaDeWe. Diese Mitarbeiter könnten in diesen 3 Jahren sogar noch speziell geschult werden, auf’s KaDeWe zugeschnitten.

Man hätte damit eine Arbeitssicherung für alle Mitarbeiter, Kaufhäuser mit vorhandenem Fachpersonal und endlich wieder zufriedene Kunden, die gerne wieder im Kaufhaus einkaufen möchte. Wenn man dies noch mit einem fähigen Einkauf paart, der nicht erst 1,5 Jahre nach einem Trend die Ware kauft, weil sie günstig ist und sie keiner mehr haben möchte, so hätte man wieder, wie zur damaligen Zeit, ein rundum Kauferlebnis wie es sich auch Leonhard Tietz damals wünschte!

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