Deutschland-Premiere: „Die kleinen unsichtbaren Hände“ – ein Film über den erfolgreichen Kampf der Reiniger*innen von ONET in Paris
Ende 2017 traten 84 Reinigungskräfte der Pariser Bahnhöfe in einen 45-tägigen Streik gegen das Subunternehmen ONET. Am Freitag, den 6. März, um 18 Uhr zeigen wir im fsk Kino am Oranienplatz in einer Deutschland-Premiere den Dokumentarfilm "Die kleinen unsichtbaren Hände" (OmU) über diesen Kampf. An der Premiere nehmen auch Protagonist*innen aktueller Streiks und Kämpfe gegen Prekarisierung in Berlin teil, wie Kolleg*innen der Charité Facility Management (CFM) und andere.
Ende 2017 traten 84 Reinigungskräfte der Pariser Bahnhöfe in einen 45-tägigen Streik gegen das Subunternehmen ONET. Mit diesem Kampf, in dem migrantische Arbeiterinnen die zentralen Akteurinnen waren, erreichten sie bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Sie erkämpften sich beinahe alle ihre Forderungen, so zum Beispiel das Ende der ultra-flexiblen Schichtpläne, nach denen die Arbeiter*innen erst am Tag selbst erfuhren, wo sie eingesetzt werden sollten. Dies war auch einer der ausschlaggebenden Gründe für den Arbeitskampf. Außerdem setzten die Aktiven den Übergang aller Beschäftigten in den Tarifvertrag des Transportwesens durch, der bessere Bedingungen als den der Reinigung vorsieht. Die Zahlungen für die Mittagspause wurden erhöht, ebenso wurden weitere Prämien erkämpft. Für die Zeit des Streiks zahlte das Unternehmen zwei Wochen Gehalt und nahm alle Sanktionen gegen die Streikenden zurück. Und: Die Kolleg*innen setzten die Forderung nach einem Festvertrag für einen Kollegen durch, dessen Aufenthaltsstatus bedroht war und der nun in Frankreich bleiben kann. Zudem wurde uch die Verlängerung der Mandate der gewerkschaftlichen Delegierten bis zu den nächsten Wahlen erreicht.
Am Freitag, den 6. März, um 18 Uhr zeigen wir im fsk Kino am Oranienplatz in einer Deutschland-Premiere den Dokumentarfilm „Die kleinen unsichtbaren Hände“ (OmU) über diesen Kampf. Gedreht von Révolution Permanente, in Partnerschaft mit Communard.e.s, vermittelt er Kampferfahrungen der Arbeiter*innenklasse.
Dieser Film lässt uns die 45 Tage eines unerbittlichen Kampfes dieser migrantischen Reiniger*innen entdecken, die „unsichtbar“ gemacht worden waren und die aufstanden und sich in führende Streikaktivist*innen verwandelten. „Wir kannten uns nicht, und dank des Kampfes wurden wir eine Familie“, sagt Fernande Bagou. Zusammen mit Oumou Gueye und Ami Keita sind sie die Annführerinnen des Streiks, und im Laufe des Films erzählen sie uns, wie dieser Kampf sie tiefgreifend veränderte, ihnen Vertrauen in ihre eigene Stärke gab und sie dazu drängte, für ihre Emanzipation zu kämpfen und heute über ihr eigenes Unternehmen hinaus zu kämpfen.
In täglichen Vollversammlungen entschieden die 84 Streikenden von ONET Tag für Tag durch Abstimmung über die Fortführung des Streiks und die zu ergreifenden Maßnahmen. Das war die Grundlage dafür, dass die Gewerkschaftsapparate sich den Entscheidungen der Streikenden unterwerfen mussten.
Die Verbindungen, die zwischen Streikenden und Eisenbahner*innen, Studierenden, feministischen Kollektiven, Initiativen gegen Polizeigewalt, Aktivist*innen und Anwohner*innen, Künstler*innen usw. geknüpft wurden, zeigten das Potenzial und die Wichtigkeit dieser Bündnisse der gegenseitigen Solidarität für den Kampf.
Der Film erzählt auch die Geschichte jener Frauen wie Fernande oder Ami, die in diesem Kampf an vorderster Front standen. Sie geben ein Beispiel für alle Frauen, die ihre Stimme erheben und für ihren Respekt und ihre Würde kämpfen wollen.
An der Deutschland-Premiere am 6. März im fsk Kino in Berlin-Kreuzberg nehmen auch Protagonist*innen aktueller Streiks und Kämpfe gegen Prekarisierung in Berlin teil, wie Kolleg*innen der Charité Facility Management (CFM) und andere. Gemeinsam wollen wir nach dem Film diskutieren, was wir von den ONET-Streikenden lernen können und wie wir auch hierzulande die Kämpfe gegen prekäre Arbeitsbedingungen unterstützen können – und warum die Kämpfe der weiblichen und migrantischen Sektoren der Arbeiter*innenklasse auch feministische und antirassistische Kämpfe sind.
Les Petites Mains Invisibles, Dokumentarfilm, 1 Stunde 6 Minuten
Erstaufführung (OmU) in Deutschland, Freitag, 6. März, 18 Uhr, fsk Kino. Eintritt gegen Spende
Trailer zum Film (Französisch mit deutschen Untertiteln):