„Der Wahlerfolg der AfD macht uns wütend“ – deswegen ist morgen Schulstreik!
Morgen treten Schüler*innen in den Streik, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Die Mobilisierung läuft seit zwei Wochen. Ein Interview mit Tabea Winter, Mitglied der Revolutionär-Kommunistischen Jugend (RKJ).
Morgen findet ein Schulstreik statt. Wie läuft die Mobilisierung?
Jeden Tag verteilen wir Flyer und kleben Plakate vor Schulen. In Nordneukölln, in Weißensee, in Prenzlauer Berg… Inzwischen sind wir alle übermüdet, aber gut gelaunt. Die letzten zwei Wochen waren ziemlich erfolgreich. Es gibt spannende Diskussionen mit den Schüler*innen und auch viel positives Feedback von Passant*innen.
Allerdings hemmt die Angst vor Repression viele sehr. Immer wieder merken wir, was für einen großen Unterschied es macht, ob wir Leute an den Schulen kennen oder nicht. Am Felix-Mendelssohn-Bartholdy standen etliche Schüler*innen mit draußen, haben geflyert und diskutiert. An Schulen, wo wir niemanden kennen, wirken wir eher wie Fremdkörper. Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass wir so viele Schulen wie möglich erreichen. Am Besten ist es, wenn Schüler*innen direkt von ihren Mitschüler*innen über den Schulstreik erfahren.
Vor kurzem hat die AfD bei den Wahlen in Berlin 14 Prozent der Stimmen erhalten. Was ist eure Antwort darauf?
Der Wahlerfolg der AfD macht uns wütend. Viele hatten die Hoffnung, dass die AfD in einer als tolerant und weltoffen geltenden Stadt wie Berlin nicht so erfolgreich sein wird.
Viele Jugendliche durften nicht wählen, weil sie jung sind oder keinen deutschen Pass haben. Auch Umfragen zeigen: Wir haben nicht die AfD gewählt. Bei den U18-Wahlen lag die AfD bei nur 3,5 Prozent. Dennoch müssen wir uns jetzt damit beschäftigen, dass es Direktmandate und Stadtratsposten für eine rassistische Partei gibt.
Wir werden nicht aufhören gegen die AfD zu protestieren. Solange es Lehrer*innen gibt, die Geschichte unterrichten dürfen, während sie bei der AfD sind, werden wir dagegen auf die Straße gehen.
Also seid ihr in erster Linie gegen die AfD?
Nein. In erster Linie sind wir gegen Rassismus. Die AfD ist ein Ausdruck einer rassistischen Grundstimmung in Deutschland, aber nicht deren Ursache. Die Ursache liegt im System, das über Grenzen, Abschottung, Ausbeutung und Krieg funktioniert.
Merkel, Henkel, Gabriel und Wagenknecht fordern alle gemeinsam Aufnahmestopps und Obergrenzen. Das sind die Parteien, die Abschiebungen durchführen. Die Regierung war rassistisch, lange bevor es die AfD gab.
Was wird morgen konkret passieren?
Am Donnerstag werden in verschiedenen Städten Demonstrationen, Kundgebungen und Streiks stattfinden. Hier in Berlin werden wir ab 7:30 Uhr bei der Zubringerdemo Pankow am Start sein, die auf der Dunckerbrücke beginnt. Um 11:00 Uhr ist am Alex dann der Schulstreik. Die Route geht unter anderem an der Wohnung von Beatrix von Storch und am Mauerpark vorbei, wo vor wenigen Tagen People of Color angegriffen wurden.
Nachmittags werden wir wahrscheinlich alle erschöpft ins Bett fallen, doch am Tag drauf, Freitag, ist Schulstreik-Soliparty in der Bunten Kuh.