Der Boeing-Streik geht weiter: 65 Prozent lehnen die Einigung von Unternehmen und Gewerkschaft ab

27.10.2024, Lesezeit 5 Min.
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Foto: Free Malaysia Today

Nach einem sechswöchigen Streik stimmten die Boeing-Arbeiter:innen dafür, weiter für ihre Hauptforderungen zu kämpfen, darunter die Wiederherstellung der vollen Rentenansprüche.

Am 13. September traten 33.000 Boeing-Arbeiter:innen zum ersten Mal seit 2008 in den Streik, um für höhere Löhne (eine 40-prozentige Lohnerhöhung), Arbeitsplatzsicherheit und vor allem für die Wiederherstellung ihrer Rentenansprüche zu kämpfen, die ihnen entzogen worden waren. Der erste Vorschlag, der zwischen der Unternehmensleitung und der Gewerkschaft ausgehandelt wurde, lag weit unter den Erwartungen und wurde mit 94 Prozent der Stimmen abgelehnt.

Am 19. Oktober wurde ein neuer Vorschlag vorgelegt, der gestern abgelehnt wurde. Dieser beinhaltete eine Lohnerhöhung von 35 Prozent über vier Jahre, eine Erhöhung der betrieblichen 401(k)-Beiträge einschließlich einer einmaligen Zahlung von 5.000 US-Dollar und eine Erhöhung des Ratifizierungsbonus auf 7.000 US-Dollar. Wie viele Beschäftigte jedoch zum Ausdruck brachten, hatten sie eine höhere Lohnerhöhung, eine bessere Lohnentwicklung und Änderungen des Systems der Zwangsüberstunden erwartet. Ihr Hauptanliegen bleibt die Wiederherstellung der Rentenleistungen.

Die Ablehnung durch die Gewerkschaftsmitglieder spiegelt die starke Bereitschaft wider, weiter zu kämpfen, und den Glauben daran, dass der Streik und ein besserer Vertrag gewonnen werden können. Der Streik hatte massive Auswirkungen auf das Unternehmen und darüber hinaus, und die Verlängerung des Streiks wird Boeing und der gesamten US-Wirtschaft sicherlich weitere Probleme bereiten. Wie Ronald J. Epstein, Analyst bei der Bank of America, feststellte: „Wenn die Gewerkschaftsmitglieder einer Beendigung des Streiks zustimmen, werden die Lieferkette, die Investoren und das Boeing-Management gemeinsam aufatmen.“

Er hat nicht Unrecht. Laut Fox Business „hat AEG, das auf die Schätzung wirtschaftlicher Auswirkungen spezialisiert ist, die Kosten des Boeing-Streiks bis zum vergangenen Freitag auf 7,6 Milliarden US-Dollar berechnet, und Anderson sagte, dass eine weitere Woche die Kosten auf weit über 8 Milliarden US-Dollar erhöhen wird.“ In einem Artikel von NBC News heißt es: „Laut Analysten von TD Cowen würde ein 50-tägiger Streik Boeing zwischen 3 und 3,5 Milliarden US-Dollar an Cashflow entziehen und sich mit 5,5 Milliarden US-Dollar auf den Umsatz auswirken.“

Die Auswirkungen sind nicht nur für Boeing, den größten US-Exporteur, spürbar, sondern haben auch die nationale und internationale Lieferkette gestört. Der Streik hat die Produktion von 737 MAX-Jets und anderen Flugzeugen lahmgelegt. Spirit AeroSystems, das bereits mit Problemen zu kämpfen hat, hat damit gedroht, 700 Mitarbeiter:innen für drei Wochen zu entlassen, falls der Streik bei Boeing anhält, und die Krise auf die Beschäftigten abzuwälzen, obwohl sein CEO Pat Shanahan einen „goldenen Fallschirm“ in Höhe von 28,5 Millionen US-Dollar erhalten hat.

Das Management von Boeing plant, 10 Prozent seiner weltweiten Belegschaft (ca. 17.000 Arbeitsplätze) abzubauen und Aktien oder Schuldtitel im Wert von bis zu 25 Milliarden US-Dollar zu verkaufen. Viele Medien haben zu Unrecht mit dem Finger auf die Arbeiter:innen gezeigt und sie als verantwortlich für die Verschärfung der Krise des Unternehmens dargestellt, während sie das Missmanagement von Boeing und die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen über Jahrzehnte hinweg übersehen haben. Sie haben auch die Spitzengehälter hervorgehoben, um die Realität der Mehrheit der Belegschaft zu verzerren. Wie bei den Hafenarbeiter:innen an der Ostküste und am Golf von Mexiko haben Medien und Politiker:innen versucht, die öffentliche Meinung gegen die streikenden Arbeiter:innen zu beeinflussen.

Aber diese Taktik funktioniert nicht. Die Zunahme von Streiks in den letzten Jahren hängt eng mit den Rückschlägen seit der Krise von 2008, der Erfahrung, die Gesellschaft während der Pandemie am Laufen zu halten, und den durch die Inflation erodierten Löhnen zusammen. Millionen von Beschäftigten im ganzen Land sind bereit, für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu kämpfen und die Behauptung zurückzuweisen, dass sie selbst schuld seien, während CEOs und Aktionär:innen riesige Gewinne einstreichen. Kelly Ortberg, der neue CEO von Boeing, hat im Rahmen seines Vergütungspakets für 2024 bereits 22 Millionen Dollar verdient.

Für die Regierung Biden hat die Beendigung dieses Streiks Priorität. Unter Beteiligung der US-Arbeitsministerin Julie Su intervenierte die Regierung, um den Streik der Hafenarbeiter:innen bis zum 15. Januar auszusetzen – nach den Wahlen und der umsatzstarken Weihnachtszeit. Sus Beteiligung an der jüngsten vorläufigen Vereinbarung folgt derselben Strategie angesichts des knappen Wahlkampfs und der Beteiligung der USA am anhaltenden Völkermord in Gaza und der möglichen regionalen Eskalation im Nahen Osten. Wir dürfen nicht vergessen, dass Boeing auch einer der größten Waffenproduzenten der Welt ist.

Boeing und die US-Regierung setzen darauf, dass der dreiwöchige Streik bereits einen Tribut von den persönlichen Finanzen der Arbeiter:innen gefordert hat, da sie erst ab der dritten Woche einen Streikfonds in Höhe von 250 $ pro Woche erhalten haben und das Unternehmen die Gesundheitsversorgung eingestellt hat. Viele Arbeiter:innen nehmen befristete Jobs an und greifen auf ihre Ersparnisse zurück. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Arbeiter:innen finanziell ausgelaugt werden. Die IAM, AFL-CIO und andere Gewerkschaften sollten die Millionen auf ihren Konten nutzen, um diesen Streik zu unterstützen.

Beschäftigte im ganzen Land verfolgen den Streik und sehen, wie die Boeing-Arbeiter:innen im Kampf für ihre Forderungen stark bleiben. Die Boeing-Arbeiter:innen zeigen, wer wirklich eine der Säulen des weltweiten Transportwesens produziert und betreibt. Sie sind ein inspirierendes Beispiel. Ein Sieg für die Boeing-Arbeiter:innen wäre ein Sieg für die gesamte Arbeiter:innenbewegung.

Dieser Artikel erschien zunächst am 24. Oktober auf Left Voice.

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