Der heroische Kampf der römischen Arbeiter*innen von Almaviva

24.01.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Praktisch keine italienische Zeitung hat über die Demo, die am Samstag, den 21. Januar in Rom stattfand, berichtet. 4.000 Arbeiter*innen demonstrierten auf den Straßen der Hauptstadt. Nach Massenentlassungen bei Almaviva ist die Demo ein sehr wichtiges Signal für die Linken und Arbeiter*innen. Ein Gastbeitrag von Marc Polo.

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Die Demo wurde vor allem von den ehemaligen Arbeiter*innen des großen Telefonkonzerns Almaviva angeführt. Der Arbeitskampf bei Almaviva hat eine ziemlich lange Geschichte, deren wichtigste Etappen auf die folgende Weise zusammengefasst werden können:

März-Mai 2016: Almaviva kündigte 3.000 Entlassungen in ihren Standorten in Rom, Neapel und Palermo, an. Das Ziel war klar und deutlich: die Bedrohung der Entlassungen zu nutzen, um staatliches Geld zu bekommen und niedrigere Löhne durchzusetzen. An diesen drei Standorten war das durchschnittliche Alter der Arbeiter*innen höher und daher waren auch die Löhne höher. Am 13. April, traten die Arbeiter*innen in den Ausstand, worauf die Gewerkschaften (CGIL, CISL und UIL) einen schlechten Vorschlag der Firma annahmen. Doch dieser wurde in einer Abstimmung von 90 Prozent der Arbeitnehmern*innen abgelehnt. Trotz der Ablehnung und den weiteren Mobilisierungen unterschrieben die Gewerkschaften den Vertrag.

Oktober-Dezember 2016: Almaviva nahm sein Wort zurück: Die Firma machte eine Senkung der Löhne und eine stärkere individuelle Überwachung am Arbeitsplatz zur Bedingung. Sonst würde sie die Standorte in Rom und Neapel schließen und 300 Arbeitsplätze von Palermo nach Rende in Kalabrien verlegen. Die Mobilisierung der Arbeiter*innen ging mit Kundgebungen, Demonstrationen und der Besetzung des Standorts in Rom weiter. Hier gelangten die Verhandlung an einen toten Punkt, weil die Firma von ihren beiden Forderungen nicht abrückte, die Gewerkschaften dieses Mal nicht bereit waren, nachzugeben und die Regierung zunächst abwartete. Die Arbeiter*innen zwangen die Gewerkschaftsführung, die beiden Vorgaben des Konzerns nicht anzunehmen. Am Ende mischte sich doch die Regierung ein: sie teilte die Verhandlung an beiden Standorten (Rom und Neapel), sodass die Gewerkschaftsfunktionäre getrennt verhandelten. Infolgedessen, nahmen die Gewerkschaftsvertreter*innen in Neapel die Bedingungen an, während sie in Rom ablehnten. Sofort entwickelte sich eine große Medienkampagne gegen die römischen Vertreter*innen und ihre „Verantwortungslosigkeit“, die statt der Firma für die folgenden Entlassungen verantwortlich gemacht wurde. Das Fazit? Obwohl eine weitere Wahl unter den Arbeiter*innen, von den Gewerkschaften einberufen, mit 56 Prozent das Abkommen angenommen hat, feuerte Almaviva die 1.666 Beschäftigten in Rom.

Die Kampf geht weiter

Viele Arbeiter*innen haben sich in einem Komitee vereinigt, „Comitato 1666 ex Almaviva“, das die Demo am Samstag, den 21. Januar, nach eine Woche voller Kundgebungen gegen die Firma und die Regierung, organisierte.

Mit ihnen sind auch die Arbeiter*innen von vielen anderen Arbeitsplätzen und Streiks in Rom auf die Straße gegangen: die Beschäftigten der Müllabfuhr, die aus anderen Telefonkonzernen der Stadt, Metallarbeiter*innen aus den Stahlhütten in Terni, Dienstleister*innen der Logistik (mit der Basis-Gewerkschaft SI-Cobas), Mitglieder der Bewegung für das Recht auf Wohnen, und noch andere.

So wurde die Einheit der Ausgebeuteten nicht bloß ausgerufen, sondern wirklich praktiziert: ohne die Stützung der Gewerkschaften oder Parteien, haben die Arbeiter*innen sich selbst organisiert, um ihren Kampf fortzuführen. Jetzt wird das Komitee neue Forderungen vorschlagen („Leute wie wir geben nie nach“, singen sie bei allen Versammlung); es bleibt offen wie es weitergeht, aber auf jeden Fall war diese Demo ein wichtiges Zeichen für die italienische Linke.

Video von der Demo (auf italienisch):

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