Der Fall von Real und Galeria Kaufhof/Karstadt
Viele Märkte von Real und Galeria Kaufhof/Karstadt stehen aktuell vor dem Aus. Damit sind Tausende Arbeitsplätze von Kolleg*innen in Gefahr. Ein Gastbeitrag von einem ver.di-Mitglied bei Kaufland.
Bild: „KARSTADT 56.000 Arbeitsplätze“ by Madebyr.de, CC BY 2.0.
Wir ihr wisst, will die Signa Holding aus Österreich viele Filialen der deutschen Warenhausketten Kaufhof und Karstadt sowie Dinea und Karstadtsport schließen. Ich finde es eine Frechheit, dass ein Multimillionär, der nie im Handel gearbeitet hat, tausende Mitarbeiter kündigt, die meistens 20, 30 oder 40 Jahre für beide Unternehmen geschuftet haben. Die Kaufhof/Karstadt-Häuser sind sehr beliebte Immobilienobjekte. So sind aus vielen ehemaligen Kaufhof-Häusern Ramsch-Häuser, Läden für Sonderposten oder Hotels geworden, wie in Düsseldorf in der Berliner Allee.
Die Gefahr der Schließungen ist auch bei Real akut. So ist der Stand beim Real-Verkauf, dass 271 Filialen wie folgt aufgeteilt werden: 101 Filialen an KAUFLAND, 88 Filialen an EDEKA, 18 bis 20 Filialen an Rewe und zehn Filialen sollen an Globus gehen. Der Rest von den 52 Real-Filialen sollen entweder weitergeführt oder ganz dicht gemacht werden, wodurch laut der SCP, dem neuen Eigentümer von REAL, 100 bis 1000 Mitarbeiter auf der Straße stehen. Hier sehen wir auch dieselbe Logik wie bei Benko. Real wird von einem Investor SCP erst gekauft, um dann direkt verkauft und geschlossen zu werden.
Nach 26 Jahren verschwindet die Marke Saturn vom österreichischen Markt. Bereits im Oktober 2020 sollen alle Märkte in Media Markt umgetauft werden. Betroffen sind offenbar 15 Märkte. Droht auch in Deutschland das Aus der Elektronik-Marke Saturn? Was steht dahinter? Zum 1. Oktober soll die Marke Saturn in Österreich verschwinden. Das teilten die beiden Elektronikriesen Media Markt und Saturn in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Beide Firmen gehören zur Ceconomy-Gruppe. Die Ceconomy-Gruppe ist ein Teil von Benkos Unternehmen, das gerade dabei ist, 50 Galeria Kaufhof/Karstadt zu schließen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass ein weiteres Traditionsunternehmen vernichtet wird, nur weil einem profitgierigen Unternehmer nicht das Handwerk gelegt wird. Meiner Meinung nach sollte unser Arbeitsminister den profitgierigen Menschen die Konten pfänden und enteignen. Solche Investoren haben nur eins im Kopf: Billige Konzerne, die kurz vor der Pleite sind, zu kaufen, umzubauen und sie dann auf Kosten der Beschäftigten zu vernichten.
Die Situation ist nicht ausweglos. Ich finde die Idee super, dass einige Karstadt/Kaufhof-Mitarbeiter ihre Filialen, die geschlossen werden sollen, eventuell unter eigener Regie weiterführen. So wie es damals die Schlecker-Frauen mit Filialen von Schlecker und Ihr Platz versucht haben. Die haben sich zusammen gesetzt mit den Banken, Lieferanten, Vermietern und haben so eine Art Tante-Emma-Laden eröffnet. Leider nur ein Modell für einige wenige Kollegen. Die meisten sind arbeitslos geworden. Dennoch zeigt das begrenzt die Fähigkeit, dass die Arbeiter*innen selbst solche Filiale übernehmen und verwalten können. Die Karstadt/Kaufhof-Arbeiter*innen haben natürlich noch mehr Möglichkeiten, dass aus den Häusern ein Supermarkt im Keller oder Erdgeschoss gemacht wird, darüber vielleicht ein Spielzeugladen, ein Sportgeschäft oder ein Elektronikmarkt. Die Arbeiter*innen haben sicherlich mit ihrer jahrelangen Erfahrung sehr gute Ideen. Die Finanzierung für solche Projekte kann aus der Kasse von Benko und durch staatliche Geldern geleistet werden.