Den ArbeiterInnen eine Stimme geben: 1800 ArbeiterInnen kandidierten auf der PTS-Liste zu den Vorwahlen

21.08.2015, Lesezeit 4 Min.
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//ARGENTINIEN: Hernán García arbeitet in der Werft Astillero Rio Santiago in der Stadt La Plata (Provinz Buenos Aires). Zu den Vorwahlen der „Front der Linken und der ArbeiterInnen“ (Frente de Izquierda y de los Trabajadores, FIT) hat er beschlossen, um den Stadtrat zu kandidieren. Zusammen mit 1800 anderen ArbeiterInnen steht er auf der Liste der Partei Sozialistischer ArbeiterInnen (Partido de los Trabajadores Socialistas, PTS). Wie kam es dazu? //

Hernán erhielt in seiner Wahlkampagne viel Zuspruch aus seinem Viertel, in dem er seit 30 Jahren wohnt. Hier leben vor allem einfache arbeitende Menschen: FabrikarbeiterInnen, prekär Beschäftigte und Leute, die sich alleine z.B. als KleinhändlerInnen behaupten. Die örtlichen PolitikerInnen kümmern sich kaum um die Gegend. Erst seit Kurzem gibt es hier fließend Wasser und Abwasser für die Toiletten. Es gibt Straßenzüge, die noch immer nicht beleuchtet und asphaltiert sind. Diese schwierigen Lebensbedingungen wollte er ändern.

Die PTS gibt Lohnabhängigen wie Hernán damit eine Plattform, um ihre Vorschläge neben dem Arbeitsplatz in die Stadtviertel und darüber hinaus zu tragen. Das ist wichtig, denn wie ein anderer Kandidat Marx zitiert „ … die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der ArbeiterInnen sein“.

Hernán hat zusammen mit einigen anderen ArbeiterInnen aus der Nachbarschaft ein Komitee gebildet und stürzte sich in den Wahlkampf. An einer Häuserwand sind Graffiti zu sehen: „Hernán Garcáa für den Stadtrat“ und „ArbeiterInnen, wählt ArbeiterInnen“. Dabei wird er von seinen KollegInnen und Nachbarn nicht als ein fremder Politiker angesehen, sondern als normaler Arbeiter. Durch seinen alltäglichen Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen hat er ihr Vertrauen gewonnen. Er wäre bei einer erfolgreichen Wahl im Oktober damit der erste Arbeiter aus dem Viertel, der in den Stadtrat kommt.

Hernán organisierte an seinem Arbeitsplatz in der Werft den ersten und erfolgreichen Streik, bei dem es darum ging, befristete Arbeitsverträge zu entfristen. Dabei besetzten er und seine Kollegen die Werft 42 Tage lang. Einige Jahre später mussten sie ihre Forderungen gegen einen Polizeieinsatz verteidigen, bei dem auch Hubschrauber und Hunde eingesetzt wurden. Seit diesen Auseinandersetzungen organisierte er sich bei der PTS.

Wie Hernán haben viele der KandidatInnen der PTS eine wichtige Rolle bei den größten Arbeitskämpfen der letzten Jahre gespielt, bei denen sie sich mit der PTS gegen das Schließen von Fabriken, massenhafte Entlassungen und bessere Arbeitsbedienungen eingesetzt haben. Beispielhaft hierfür steht Rubén Matu, der Arbeiter bei Lear, einem US-Autozulieferer, ist. Er war führend in einer Auseinandersetzung, in der sich die Belegschaft in einem sieben Monate langen Kampf gegen ein imperialistisches Unternehmen, die Regierung und die Gewerkschaftsbürokratie durchsetzen konnten.

Bei all diesen Auseinandersetzungen haben Aktive der PTS die Streikenden am Arbeitsplatz, auf der Straße und aus dem Parlament heraus durch Organisieren von Solidarität und Spenden unterstützt und gemeinsam mit ihnen gekämpft. Viele der Streikenden verstehen die PTS daher als ihre Partei und entschieden sich in der Folge für sie zu kandidieren. Dabei ermöglicht es die PTS nicht nur ihren Mitgliedern, sondern auch unabhängigen ArbeiterInnen, die viele Male mit ihr zusammen gestreikt haben, auf ihrer Liste gewählt zu werden.

Die Kandidaturen von ArbeiterInnen wie Hernán García und Rubén Matu bei den Vorwahlen sind ein Beispiel für den Wahlspruch der PTS, die FIT mit den Kräften der ArbeiterInnen, Frauen und Jugend zu erneuern und zu stärken. Dies macht deutlich, was eine Verankerung in der ArbeiterInnenklasse bedeuten kann. Sie sind ein weiterer kleiner Schritt im Versuch, eine revolutionäre Partei mit Verankerung in der ArbeiterInnenklasse aufzubauen.

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