Delivery Workers in der Türkei organisieren sich – Trotz Repression deutscher Konzerne
In der Türkei kämpfen tausende Arbeiter:innen um ihr Recht auf gewerkschaftliche Organisierung. Auch bei der türkischen Marke “Yemek Sepeti” des deutschen DAX-Konzerns Delivery Hero.
Letzte Woche wurde bekannt, dass der deutsche DAX-Konzern Delivery Hero, und seine Marke Foodpanda sich zum zweiten Mal aus dem deutschen Markt zurückgezogen haben. Der Grund ist, dass die Konkurrenz mit Gorillas, sowie Flink zu stark ist. Konzern-CEO Niklas Östberg äußerte sich gegenüber F.A.Z., dass sie “nicht unendlich Geld” haben. Um mit der Konkurrenz auf dem Markt mithalten zu können, subventionieren diese Firmen nämlichihre Preise mit massiven Summen, die sie von Investor:innen bekommen.
Yemek Sepeti in der Türkei gehört seit 2015 zu demselben DAX-Konzern. Damals kaufte Delivery Hero das türkische Unternehmen für 589 Millionen Euro. Wie Kaan Gündes auf Gazete Nisan schreibt: “Delivery Hero operiert in fast 50 Ländern. Im Konzernbericht 2020 brüstet sich der Konzern, dass international kaum 6 Prozent ihrer Beschäftigten einen Tarifvertrag haben.” In Deutschland setzte sich der Konzern auch dagegen ein, dass Delivery Arbeiter:innen den Anspruch auf feste Arbeitsverträge haben, sondern stattdessen weiterhin scheinselbstständig beschäftigt werden.
Allein im Jahr 2020 starben 189 Riders in der Türkei, die unter dem Druck der Konzerne ihr Leben riskieren mussten. Ebenfalls kursieren in türkischen Medien Bilder von Riders, die selbst bei Unwetter weiterhin die Lieferungen zustellen müssen.
Aufgrund dieser miserablen Zustände, organisierten sich die Arbeiter:innen von Yemek Sepeti in der Gewerkschaft TÜM-TIS und Yemek Sepeti Isci Komitesi (Arbeiter:innenkomitee von Yemek Sepeti). Der DAX-Konzern versucht seit dem in der Türkei massiv gegen die gewerkschaftliche Organisierung vorzugehen. Wie im selben Artikel bei Gazete Nisan berichtet wird, versuchte das Unternehmen zuerst durch die formalen Veränderung des Beschäftigungssektors der Kolleg:innen die Zuständigkeit der Gewerkschaft nichtig zu machen.
Als das nicht genügte kündigte es reihenweise gewerkschaftlich Aktive, um die Organisierung zu zerschlagen. Gleichzeitig fing das Unternehmen an, neue Riders auf der Grundlage von Scheinselbstständigkeit und Leiharbeit zu beschäftigen, die nicht mal staatliche Grundversicherung genießen.
Über den Sommer hinaus fanden Aktionen für die Wiedereinstellung der gekündigten Arbeiter:innen statt. Ebenfalls bekamen die Arbeiter:innen internationale Solidarität von der Demonstration der Gorillas Arbeiter:innen in Berlin, bei der sich 700 Menschen gegen wahllose Kündigungen versammelten. Hier ist ein Ausschnitt aus der Rede der Aktiven der #boykottGorillas Kampagne. Zuerst auf deutsch, dann auf türkisch:
“Gerade organisieren sich die Arbeiter:innen des Lieferdienstes bei YemekSepeti oder bei Getir. Sie haben ihre solidarischen Grüße gesendet an Gorillas-Arbeiter:innen. Von hier sagen wir auch, dass wir hinter ihrem Kampf stehen. Kolleg:innen, wir haben von eurem Kampf gehört. Hier in Deutschland organisieren sich ebenfalls Kolleg:innen bei Gorillas, Getir, [Lieferando] und streiken weiter. Dass einige von euch in der Türkei wegen gewerkschaftliche Organisierung entlassen worden sind, ist nicht akzeptabel. Überall auf der Welt organisieren sich die Arbeiter:innen. Wir sind hinter euch. Alle entlassenen Arbeiter:innen sollen wieder ihre Jobs bekommen. Stärken wir die internationale Kampf der Arbeiter:innen. Hoch die internationale Solidarität!”
“Isci arkadaslar, biz sizin mücadelenizi duyduk. Burda [Almanyada]’ da bircok Gorillasta, Getirde, Lieferando’da calisan isci örgütleniyorlar, grevlerine devam ediyorlar. [Türkiyedeki] bazi arkadaslarin isten cikarilmasi hic kabul edilebilecek birsey degil. Tüm dünyada, tüm ülkelerde bu örgütlenme ve grevler devam ediyor. Biz sizin arkanizdayiz. Tüm isciler is yerlerine geri alinsin. Enternasyonel isci mücadelesini büyütelim. Yasasin Enternasyonel Isci Dayanismasi!”