David Rovics: Musik für den Widerstand im Herzen der Bestie

15.05.2017, Lesezeit 3 Min.
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Der Liedermacher David Rovics aus Portland singt über den Widerstand: Gegen Krieg, gegen Besatzung, gegen steigende Mieten Mit historischen Liedern pflegt auch die Geschichte der revolutionären Bewegung. Nächste Woche spielt er noch vier Konzerte in Deutschland.

„Ich sehe, von welcher Demonstration ihr kommt.“ Gerade sind sechs Menschen in die Bar Die Werkstadt in der Emser Straße in Neukölln hineingelaufen. Fast alle tragen Kufiyas. In der Tat kamen sie von der Demonstration zum Gedenken an die Vertreibung der Palästinenser*innen im Jahr 1948. David Rovics hatte gerade mit seinem Set begonnen, aber macht eine Pause, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. „Ich wäre auch gern da gewesen“, sagt er.

Rovics ist seit Ende der 90er Jahre aktiv – in den ganzen USA wurde er für seine Lieder gegen die Kriege der Bush-Ära bekannt. Aber seine Ablehnung des US-Imperialismus wurde kein bisschen weniger scharf, als Obama ins Weiße Haus einzog. Obama führte nämlich die Kriege fort und schob dazu noch mehr Menschen ab als Bush. Rovics ist in Deutschland für seine Auftritte bei den Großdemos gegen TTIP bekannt.

Vor rund 50 Menschen spielte er am Samstagabend in der Werkstadt. Passend zur aktuellen Situation in Neukölln ging es in einer ganzen Reihe von Liedern um steigende Mieten – denn eine ähnliche Situation herrscht in seiner Heimatstadt Portland. „Don’t Kill Your Landlord“ war sein Rat – man solle sich darauf konzentrieren, den Hausbesitzer zu enteignen, statt ihn umzubringen.

Und dann so viele Lieder aus der Geschichte der revolutionären Bewegung… Über die 1848er Revolution in Europa… Über irische Soldaten, die während des US-Krieges gegen Mexiko desertierten und sich dem Widerstand des mexikanischen Volkes anschlossen… Über Aufstände im 19. Jahrhundert in Wales oder im 20. Jahrhundert im US-Bundesstaat Oklahoma… Er hatte sogar ein Lied aus der Rede eines US-amerikanischen Ökoterroristen gedichtet, wegen der dieser ins Gefängnis geschickt wurde – wer mitsingt, macht sich wohl auch des Terrorismus schuldig!

Einen emotionalen Höhepunkt erreicht der Abend beim Lied über einen Todesmarsch aus dem KZ Ravensbrück im Jahr 1945. Als der Morgen des 1. Mai anbrach, fingen die Gefangenen an, in den verschiedensten Sprachen „Die Internationale“ zu singen. Rovics selbst beendete diese Performance mit dem Refrain der „Internationale“ in deutscher Sprache. Auch „Die Moorsoldaten“ trug er in Originalsprache vor.

Wie jeder gute Liedermacher hat Rovics in den letzten Jahrzehnten hunderte Lieder komponiert. Eine Zusammenfassung ist an dieser Stelle nicht möglich – nur die Empfehlung, seine nächsten Konzerte in Deutschland zu besuchen.

Nächste Konzerte von David Rovics in Deutschland

  • 16. Mai: Ermekeilinitiative e.V., Bonn, Germany
  • 17. Mai: Im Bosseldorn 23, Heidelberg, Germany
  • 18. Mai: Frankfurt, Germany
  • 19. Mai: Raumstation Rödelheim, Frankfurt, Germany
  • 20. Mai: Rothe Ecke Community Center, Kassel, Germany

 

David Rovics: They All Sang The Internationale

 

David Rovics: Everything Can Change

 

David Rovics: St Patrick’s Battalion

 

David Rovics: Do Not Kill Your Landlord 

David Rovics: Kiss Behind the Barricades

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