Das Tarifergebnis Metall/Elektro bedeutet Reallohnverlust
Wir spiegeln das Statement der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VGK) zum Ergebnis der Tarifrunde in der Metall-und Elektroindustrie.
Chance zum Gegenangriff verspielt
Zwei Wochen lang haben alle noch mal betont, dass wir 7 Prozent brauchen. Dass wir sie verdient haben, weil wir schon in den letzten Jahren Opfer gebracht haben. Dass die Unternehmen das zahlen können, weil sie in den letzten Jahren fette Gewinne gemacht haben.
Jetzt kommt ein Abschluss raus, der das Gegenteil tut. Wir wollten 7 Prozent für 12 Monate – jetzt gibt’s für die ersten 6 Monate 600 Euro als Einmalzahlung, die nicht nachhaltig ist, nicht in die Tabelle geht und damit verpufft. Und dann für 12 Monate schlappe 2Prozent Brutto. Aber den Unternehmen wird garantiert, dass sie 2,3 Prozent Umsatzrendite kriegen, sonst brauchen sie das Transformationsgeld (auch Trafogeld genannt, entspricht 18,4 Prozent des individuellen Monatsentgelts) nicht zu zahlen. Das reicht nicht, um die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auszugleichen (seit 2018 über 10 Prozent) und es gleicht auch nicht die zu erwartenden Preissteigerungen in den kommenden zwei Jahren aus, auch nicht, wenn es ab April 2026 nochmals 3,1 Prozent gibt. Überhaupt ist es vollkommen falsch, sich auf 25 Monate festzulegen, so dass wir bei einer erneut anziehenden Inflation überhaupt nicht reagieren können.
„Passgenau“ nennt Tarifvorständin Boguslawski den Abschluss. Fragt sich nur für wen, wenn wir 7 Prozent fordern, die Arbeitgeberverbände Null Prozent wollten und die Entgelte sich aufs Jahr umgerechnet um kaum mehr als 2 Prozent erhöhen. Dass der Abschluss schwer zu berechnen ist, ist wohl auch Absicht. Zusätzlich unterschreiben Benner und Boguslawski mit Gesamtmetall ein Papier, auf dem es heißt: „Mit dem Tarifabschluss haben die Tarifvertragsparteien ihre Verantwortung übernommen und eine Lösung gefunden, die sowohl den Interessen der Arbeitgeber als auch der Beschäftigten gerecht wird.“
Aber es ist nicht Aufgabe der Gewerkschaft den Interessen der Arbeitgeber gerecht zu werden. Die IG Metall hätte nach den rasanten Preissteigerungen der letzten Jahre richtig was für die Beschäftigten rausholen müssen! Dieser Abschluss ist eine Einladung an die Bosse, jetzt bei VW, im Öffentlichen Dienst und anderen Tarifrunden die Daumenschrauben anzuziehen.
Nein zu diesem Abschluss!
Auch wenn die IGM-Führung alles unter Kontrolle zu haben scheint, sollten trotzdem alle, die diesen Abschluss für schlecht halten, versuchen, diese Ablehnung gemeinsam mit anderen kund zu tun. Hunderte haben sofort nach der Bekanntgabe in den sozialen Medien ihre Empörung gezeigt. Aber das hilft nicht weiter. Es ist nötig, wieder Basisstrukturen in der IG Metall aufzubauen. Nur so kann dem Kuschelkurs der Führung etwas entgegengesetzt werden.
Ein erster Schritt besteht darin, Vertrauensleuteversammlungen zu organisieren und Resolutionen einzubringen, die den Abschluss ablehnen. Wo es keine Vertrauensleute gibt, kann man Unterschriften unter einen Protestbrief sammeln. Außerdem sollten kämpferische Gewerkschafter:innen Betriebsversammlungen zum Ergebnis, zur wirtschaftlichen und politischen Lage sowie zu drohendem Personalabbau organisieren oder einfordern, um dort koordiniert ihre Kritik und Vorschläge für einen gemeinsamen Abwehrkampf einzubringen, zur Diskussion zu stellen und andere Beschäftigte für eine kämpferische Politik zu gewinnen.
Opposition organisieren!
Es ist aus mehreren Gründen nötig, sich dafür überbetrieblich zu verbinden. Einmal, um stärker zu werden, und zweitens, um sich politisch mit der Gewerkschaftsführung auseinanderzusetzen und gegen ihre Tricks und Manöver zu bewaffnen. Drittens kann der aktuell rollende Angriff auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen einzelbetrieblich nicht gestoppt werden, sondern erfordert einen gemeinsamen branchenweiten und internationalen Kampf. Es gibt einen Ansatzpunkt für eine Vernetzung oppositioneller Kräfte in der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG). Hier gibt es auch die Erfahrung, wie man taktisch vorgehen und die Fallen des IG Metall-Vorstandes erkennen kann.
Es ist nötig, sich mit der Krise zu befassen, die tatsächlich eine des ganzen kapitalistischen Systems ist und gerade deshalb auch nicht mit ein paar staatlichen Subventionen gelöst werden kann. Denn diese Krise beschert uns nicht nur schlechte Tarifabschlüsse, sondern verlorene Arbeitsplätze, Angriff auf Sozialleistungen und Kriegsvorbereitung.
Weitere Ergebnisse des Abschlusses:
– 140 Euro mehr für Azubis
– Verbesserungen der Berechtigungen für die Inanspruchnahme von Betreuungszeiten (Kinder und Pflege)
– Erweiterung des Kreises der Anspruchsberechtigten für Freischichten
– Erhöhung des T-Zug B als dauerhafte Komponente (ab 2026 auf 26,5 Prozent)
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