Das Mehl-Massaker: Israelische Armee ermordet über 100 Menschen in Gaza-Stadt 

01.03.2024, Lesezeit 4 Min.
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Zerstörungen in Gaza. Foto: Naaman Omar / apaimages

Die Israelische Armee feuerte am Donnerstag gezielt auf hilfesuchende Palästinenser:innen in Gaza-Stadt während einer Verteilung von Hilfsgütern.

Am frühen Donnerstagmorgen versammelten sich tausende hungernde Palästinenser:innen am Nabulsi-Platz in der Al-Rashid-Straße im Südwesten von Gaza-Stadt, um dringend benötigte Hilfe für sich und ihre Familien zu empfangen. Gerade im Norden des Gazastreifens ist die humanitäre Lage katastrophal, da die israelische Armee (IDF) keine sicheren Wege für Hilfsorganisationen schafft und diese deshalb ihre Lieferungen seit Ende Januar praktisch eingestellt haben. Mehr als 700.000 Menschen in Gaza leiden unter akutem Hunger. Das führte zuletzt zum tragischen, menschengemachten Tod für mindestens sechs palästinensische Kinder.

Hunger und Angriffe auf Krankenhäuser als Kriegswaffe

In dieser apokalyptischen Situation hat das israelische Militär ein blutiges Massaker an schutzlosen Zivilist:innen begangen. Ein Akt, der uns groteskerweise, angesichts der grausamen genozidalen Verbrechen, nicht mehr überrascht, aber doch schockieren sollte. 

Ein Augenzeuge beschreibt dem Quds-Netzwerk die Situation so:

Ich warte schon seit gestern. Gegen 4:30 Uhr heute Morgen kamen die ersten Lastwagen. Als wir uns den Hilfslieferungen näherten, begannen die israelischen Panzer und Kampfflugzeuge auf uns zu schießen, als ob es eine Falle wäre.

Den arabischen Staaten sage ich: Wenn ihr uns töten wollt, warum schickt ihr dann Hilfsgüter? Wenn das so weitergeht, wollen wir überhaupt keine Hilfslieferungen mehr. Jeder Konvoi, der kommt, bedeutet ein weiteres Massaker.

Erste Meldungen sprachen von 77 Todesopfern und hunderten Verletzten. Die Todeszahlen steigen allerdings seit Donnerstagmorgen stetig an. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen sie bei 104 Todesopfern und mehr als 760 Verletzten. Ein Grund dafür ist die katastrophale Lage der Krankenhäuser. Deren Zerstörung ist scheinbar ein elementarer Bestandteil der genozidalen Strategie Israels. Nicht nur Essen ist Mangelware im Norden des Gazastreifens, sondern auch jegliche Gesundheitsversorgung. Ärzt:innen und Pfleger:innen wurden von der Armee getötet oder verhaftet. Die Überlebenden haben sich auf den Weg nach Rafah gemacht, wo es noch minimal funktionierende Krankenhäuser gibt, um die geflüchteten Menschenmassen dort zu versorgen. 

Schuldumkehr der israelischen Armee

Die israelische Armee bestreitet ihre Verantwortung und gibt stattdessen den Hilfesuchenden selbst die Schuld. So behauptete die Presseabteilung der IDF zuerst, dass Menschen in einer Massenpanik zertrampelt wurden, später dass die Fahrer des Hilfskonvois durch bewaffnete Palästinenser in Gefahr gerieten und die Armee daraufhin das Feuer eröffnete. Videos zeigen eindeutig die Angriffe der israelischen Armee, allerdings ist es ein Muster der israelischen Kriegspropaganda, den Opfern selbst die Schuld zu geben. 

So behaupteten sie beispielsweise im Oktober, dass das Al-Ahli Krankenhaus von einer palästinensischen Rakete getroffen wurde oder dass Hilfsgüter nicht bei der Zivilbevölkerung ankommen, weil sie von der Hamas geklaut oder beschossen werden. Gleichzeitig hat der nicht kontrollierbare extrem rechte Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir die Taten der israelischen Armee gelobt und ein Ende jeglicher Hilfslieferungen in den Gazastreifen gefordert. Damit signalisiert er auch nochmal seine Unterstützung für die Blockaden durch Faschist:innen am Grenzübergang. Es ist also nicht verwunderlich, dass Siedler:innen am selben Tag des Massakers quasi ungestört durch den Erez-Grenzübergang in den Gazastreifen spazieren konnten, um für den Wunsch nach neuen israelischen Siedlungen zu demonstrieren.

Diese absurde Desinformationskampagne scheint aber bei westlichen Nachrichtensendern zu funktionieren. So berichteten die meisten deutschen Medien von einem „Vorfall“. Es wirkt wie eine Naturkatastrophe, bei der es keine Schuldigen gibt. Das ergibt Sinn, wenn man bedenkt, dass die deutsche Regierung sich mitschuldig machen würde. Der deutsche Staat hat den Völkermord seit Tag Eins durch ein Zehnfaches der bisherigen Waffenlieferungen nach Israel, durch diplomatische Rückendeckung und durch die Streichung der UNRWA-Hilfsgelder unterstützt. 

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